Dividenden intern: Dividendenaktie Sixt Leasing?

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sixt Leasing war jahrelang eine schöne Dividenden-Aktie. Von 2015 (0,40 Euro Dividende je Aktie) ging es bis auf 2019 mit der Dividende nach oben, auf dann 0,90 Euro je Aktie. Und dann kam „Corona“ und damit ein herber Rückschlag bei der Dividende.

Wird Sixt Leasing wieder eine schöne Dividenden-Aktie werden? Oder wird hier etwas ganz Neues anstehen, z.B. „squeeze out“ – denn inzwischen gibt es einen neuen starken Großaktionär?

Ich habe auf der Suche nach diese Fragen an der diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung (HV) von Sixt Leasing teilgenommen. Diese fand– wie so viele HVs in dieser Zeit – in virtueller Form statt.

Hier mein Bericht für Sie, da ich während der Veranstaltung mitgeschrieben habe, im Telegramm-Stil teilweise:

Beginn war gegen 11:00 Uhr.

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Was er klarstellte: Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen. Das war aber wohl bis zum 27. Juni 2021 vorab möglich.

Es sind keine Gegenanträge oder Ergänzungsanträge für die Tagesordnung eingegangen.

Dann kam es zum Punkt „Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses und des gebilligten Konzernab-schlusses der Sixt Leasing SE (…)“. Der Aufsichtsrat hat das gebilligt, es erfolgte wie in solchen Fällen üblich keine Beschlussfassung.

Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahmen die beiden Vorstandsmitglieder das Wort.

Flottenmanagement wird „aufs nächste Level“ gehoben mit zusätzlichem Mehrwert für die Kunden.

2020 haben wir uns insgesamt im Rahmen der Erwartungen entwickelt.

Die Auswirkungen der Pandemie wirkten sich auch bei Sixt Leasing aus – das gilt übrigens auch für das 1. Quartal 2021.

Dass die Entwicklung im Rahmen der Erwartungen lag, bedeutet nicht, dass wir damit zufrieden sind. Für 2020 wird eine Dividende in Höhe von 2 Cents je Aktie vorgeschlagen. Das ist eine Ausschüttungsquote von knapp 20% des Jahresüberschusses. Dennoch soll das grundsätzliche Ziel einer Ausschüttungsquote von 30-60% bestehen bleiben.

Die Zinsaufwendungen konnten wir deutlich verringern.

Das lag an der Rückführung eines Schuldscheindarlehens und der Verbesserung von Finanzierungskonditionen (günstigere Zinssätze).

Das Eigenkapital sank hingegen um rund 7% auf 212,9 Mio. Euro.

Hier wirkte sich eine Dividendenzahlung in Höhe von 18,6 Mio. Euro aus.

Der Konzernvertragsbestand sank in Q1 2021 um 1,4% auf 128.100 Verträge.

Der Umsatz sank um 6,3%, der Konzernüberschuss sogar um 84% auf 0,6 Mio. Euro.

Finanzverbindlichkeiten per Ende März 2021: 917 Mio. Euro

Damit verfügt Sixt Leasing weiterhin über eine solide Bilanzstruktur.

 Der Fokus liegt weiterhin auf Digitalisierung, Maßnahmen zur Prozess- und Kostenoptimierung sollen sich positiv auf das Ergebnis auswirken. Der Online-Retail-Markt in Deutschland bietet attraktives Wachstumspotenzial.

Wir erwarten weiterhin, dass Fahrzeuge zunehmend über Online-Portale bezogen werden. Bereits voriges Jahr war das wichtig, und 2019 lag der Anteil sogar bei fast 60%.

Im Geschäftsfeld Flottenleasing agieren wir in einem wettbewerbsintensiven Markt – in Deutschland sind da die großen Hersteller Konkurrenten. Wir setzen da auf Kundenbindung / anhaltend hohe Servicequalität.

Wir wollen das Geschäft mit kleinen Firmenkunden weiter ausbauen.

Wir erwarten, dass der Anteil kleinerer Kunden im Flottenleasing zunehmen wird.

Das neue Tool zum Flottenmanagement soll uns da helfen, ebenso wie die Sixt Leasing App.

Wir wollen weiterhin den Trend zum Outsourcing des Flottenmanagements für uns nutzen.

Wir bereiten uns darauf vor, die gesamte Bandbreite der Mobilität bei Unternehmen zu managen. Dazu gehört auch der Punkt „Mobilitätsbudget“, das soll allerdings erst im laufenden Jahr angeboten werden. Überblick über Zahlen zu Q1 2021:

Durch die Übernahme unserer Gesellschaft hat eine neue Ära für Sixt Leasing begonnen.

Es steht nun eine Umfirmierung an, für Sixt Leasing und auch Tochterunternehmen. Der externe Markenauftritt soll aber weitergehen auch mit „Sixt Leasing“, denn die Rechte zur

Nutzung haben wir uns bis Juni 2025 gesichert. Die Etablierung neuer Marken wird schrittweise erfolgen. Wir werden dann informieren.

Wir wollen den Namen unseres Unternehmens ändern von Sixt Leasing SE in Allane SE. Der neue Name ist inspiriert von „All lanes“, alle Spuren. Das soll unseren Anspruch als internationalen Anbieter unterstreichen. Der Name soll uns auch menschlich machen. 

Die Hauptversammlung soll der Umfirmierung zustimmen. Dann kann der neue Name in den nächsten Tagen ins Handelsregister eingetragen werden.

Der derzeitige CEO Michael Martin Ruhl geht – er nahm die HV deshalb auch zum Anlass für einen kurzen Rückblick. Da wurde als „Highlight“ die Übernahme durch Hyundai Capital genannt, was aus seiner Sicht richtig war – so sagte er.

Üblicher Dank für die erfolgreiche Mitarbeit, ganz besonderer Dank geht an Aufsichtsrat und den Vorstandskollegen Björn Waldow. Kommenden Donnerstag = 1. Juli 2021 soll der neue CEO Donglim Shim das Amt antreten.

Sixt Leasing: Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten.

Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.

Dann Frage- und Antwort-Runde:

Frage: Sie sprechen von gemeinsamen neuen Wachstumschancen – welche sind das?

Antwort: Im Geschäftsbereich „Online Retail“ soll es weiter um Digitalisierung gehen und darum, zukünftiges Wachstum voranzutreiben.

Im Bereich Online Leasing wollen wir wegen des großen Wettbewerbs im Bereich große und mittlere Kunden verstärkt auf kleinere Kunden setzen.

Frage: Transaktionskosten im Zusammenhang mit der Übernahme durch die Hyundai Capital?

Antwort: Transaktionskosten in Höhe eines einstelligen Millionen-Euro-Betrags. Das war für Bonuszahlungen für Vorstand und einige weitere Mitarbeiter, Rechtsberatungskosten und Trennung von IT.

Frage: Geht die Markenunabhängigkeit verloren wegen neuem Großaktionär Hyundai Capital?

Antwort: Großaktionär hat erklärt, dass Sixt Leasing markenunabhängiger Mobilitätsdienstleister bleiben soll.

Frage: Wie hoch ist der Refinanzierungszins?

Antwort: 2020 konnten wir die Zinskosten reduzieren. Mit Santander als Partner konnten wir günstiger refinanzieren. Wir wollen Refinanzierungszins nicht nennen, da das wettbewerbsintensiv ist.

Frage: Bestand an Verträgen ist 2020 zurückgegangen, können Sie 2021 aufholen?

Antwort: Für 2021 erwarten wir leichten Anstieg des Konzern-Vertragsbestands im Vergleich zu 2020.

Frage: Nicht zurückgegangen ist das Flottenmanagement. Ist das der Bereich, in dem Sie auch in Zukunft wachsen wollen?

Antwort: Wir wollen die gesamte Bandbreite der Mobilität anbieten, von klassischen Dienstwagen bis hin zu Mobilitätsbudgets, wir gehen von einem erheblichen Wachstumspotenzial in diesem Bereich aus.

Frage: Sie sprechen von Digitalisierung in allen Bereichen. Was ist alles geplant?

Antwort: Wir haben einen Vertrag mit Sixt über die Bereitstellung von IT-Dienstleistungen und für die Systemtrennung. Da ist der Fahrplan geregelt. Diese IT-Trennung läuft planmäßig und 2022 soll das abgeschlossen werden. Die externen Leistungen werden ausgeschrieben.

Frage: Sie forcieren Aktionen wie z.B. mit LIDL oder Payback, soll das ausgebaut werden?

Antwort: Solche Aktionen sind fester Bestandteil unserer Vertriebsplanung. Wir werden auch wieder regelmäßiger Kampagnen durchführen. In einzelnen Kampagnen konnten wir vierstellige Zahl an Fahrzeugen absetzen.

Frage: Autohaus24.de – soll das flächendeckend ausgebreitet werden?

Antwort: Das ist unsere Tochter, wir haben mit dieser Tochter einen neuen Standort in Berlin bezogen. Es gibt aktuell keine konkrete Planung zu weiterem Ausbau.

Frage: Sie wollen Mobilitätsbudget anbieten – haben aber kein „Carsharing“ im Angebot. Soll es da Zusammenarbeit mit Sixt geben?

Antwort: Diesbezügliche Zusammenarbeit mit Sixt nicht geplant, wir arbeiten mit einem Dienstleister zusammen.

Frage: Ist „Allane“ ein Kunstname, bleibt Sixt Leasing gegenüber dem Kunden als Marke bestehen?

Antwort: Es wurde schrittweise Trennung von Sixt SE beschlossen. Erster Schritt ist die Umfirmierung. Der neue Name ist inspiriert vom Verkehrsschild „All Lanes“. Gleichzeitig ähnelt Allane einem Vornamen, was uns menschlich und nahbar macht.

Frage: Der neue Großaktionär hat über 92% der Aktien eingesammelt. Wann kommt Delisting oder Squeeze-Out?

Antwort: Derzeit gibt es dazu keine konkreten Pläne.

Frage: Wegfall von Geschäft wegen Wegfall des Namens „Sixt“?

Antwort: Wir werden durch „Rebranding“-Agentur unterstützt, und wir können die Markennamen noch bis Mitte 2025 nutzen.

Frage: Welche Verflechtungen bestehen noch zum Sixt-Konzern?

Antwort: Wir verweisen auf die Angaben im Geschäftsbericht 2020. Mittelfristiges Ziel ist eine vollständige Verflechtung. Aktuell haben wir noch Vereinbarung über Herauslösung der IT-Infrastruktur und Nutzungsrechte von Markennamen und Nutzung von einigen Mietstationen.

Präsenzquote: Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei 92,46% Präsenz, 3,38% Briefwahl

Sixt Leasing: Die Abstimmungen

Hier gab es angesichts der Beteiligungsverhältnisse keine Überraschungen. Der Großaktionär konnte alle Beschlüsse im Alleingang entscheiden. Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Beispiel TOP 2 Abstimmung Beispiel TOP 2 = Gewinnverwendung (= 2 Cents Dividende je Aktie) mit 99,99% Ja-Stimmen.

Gegen 12:30 Uhr wurde die Veranstaltung beendet.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

–           (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)

Mein Fazit:

Nach jahrelangen schönen Dividenden, die 2015 von 0,40 Euro je Aktie bis auf 2019 0,90 Euro je Aktie gestiegen waren, gab es nun mit nur 0,02 Euro je Aktie einen herben Rückschlag.

Doch etwas ganz Anderes hat sich hier geändert: Es gibt nun einen Großaktionär, der mit über 90% der Stimmrechte das Sagen hat. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis es hier zum Delisting der Aktie und/oder „squeeze out“ kommt.

Die offene Frage ist, was es dann für eine Abfindung geben würde. Ich kann das nicht beurteilen.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de