Dividenden intern: Nette kleine Dividenden-Aktie!

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Woche gab es von Masterflex die Halbjahreszahlen. Das Unternehmen ist ein Nebenwert, den ich recht interessant finde.

Und ich erinnere mich, dass die das Ziel einer zweistelligen operativen Marge haben (gemessen an der Ebit-Marge; Ebit = Ergebnis vor Zinsen und Steuern).

Und, wie sieht es dazu aus? Fortschritte:

Im 1. Halbjahr 2021 ist die Ebit-Marge auf 9,5% geklettert.

Es geht also kräftig in die richtige Richtung.

Dafür sorgte das stark gestiegene operative Ebit im 1. Halbjahr 2021 (+49,6% auf 3,7 Mio. Euro), wie am Mittwoch mitgeteilt wurde.

Und das, obwohl der Umsatz „nur“ um ca. 4% auf 38,9 Mio. Euro gewachsen ist.

Ich nehme die neuen Zahlen zum Anlass, Ihnen meine Mitschrift während der HV dieses Unternehmens mitzuteilen. Da ich live mitgecshrieben habe, ist es etwas Telegramm-Stil-mäßig. Los geht es – hier mein Bericht für Sie:

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats. Was er klarstellte: Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen.

Dann kam es zum Punkt „Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses und des gebilligten Konzernabschlusses, des zusammengefassten Lageberichts des Vorstands zur Gesellschaft und zum Konzern, sowie des Berichts des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2020“.

Der Aufsichtsrat hat das gebilligt, es erfolgte wie in solchen Fällen üblich keine Beschlussfassung.

Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm der Vorstandsvorsitzende Andreas Bastin das Wort.

Wir sind Spezialisten für in einem Markt, der von mehreren Megatrends profitiert. Wir profitieren mit unseren „Verbindungslösungen“ davon, dass die z.B. in der Medizintechnik, Robotik, Bio- und Labortechnik eingesetzt werden können.

 Diese gute Streuung zahlte sich für uns aus, denn wir haben diversifiziert und konnten dadurch z.B. Wegfall in den Bereichen Automobil und Flugindustrie durch Zuwächse in anderen Bereichen auffangen.

Wir sind bestens positioniert, um wieder auf unseren langfristigen Wachstumspfad zurückzukehren. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Effizienz zu verbessern. Es geht auch darum, unsere digitale Kompetenz voranzutreiben. Das geht über die Einsparziele unseres Programms „back to double digit“ erreicht – diese Einsparziele haben wir „längst erreicht“.

Wir haben u.a. den Produktionsstandort in Tschechien geschlossen. In Frankreich wurden moderat Personalanpassungen vorgenommen. Insgesamt können wir mit Stolz sagen, dass wir die Voraussetzungen geschaffen haben für die Ziele von „back to double digit“.

Unser Leitsatz: „Connecting Values“

Wir hatten bereits vor Corona Home Office, das war auch für Führungskräfte kein Tabu. Wir haben vier strategische Säulen und das ist die Basis für Wachstum beim Shareholder Value. Wir haben in der Vergangenheit Einbußen in der Profitabilität hingenommen, um unsere Gruppe fit für die Zukunft zu machen.

Wir haben uns ESG Ziele gesetzt, es entspricht nicht unserem Selbstverständnis, mit dem Erreichten zufrieden zu sein.

Wir erstellen gerade konkrete Konzepte zur Reduzierung unseres CO2-Verbrauchs. Wir grenzen uns von Wettbewerbern ab, wir verbessern Recyclebarkeit unserer Produkte. Das soll weiter optimiert werden – wir leisten damit direkten Beitrag zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz unserer Kunden. Mit intelligenten, smarten Schlauchsystemen sind wir in der Lage, den Kunden wichtige Informationen zu deren Produktionssystemen zu liefern. Wir können so auch Wartung und Ersatz von Schlauchsystemen besser steuern.

Wir setzen auf Dividendenkontinuität und wollen 8 Cents je Aktie ausschütten. Der Start in das laufende Jahr verläuft vielversprechend, wie die veröffentlichten Zahlen des 1. Quartals 2021 zeigen. Im Bereich Luftfahrt sieht es noch nicht gut aus, aber in anderen Bereichen wie Robotik ist das Wachstum ungebrochen.

Insgesamt liegen wir mit 4,9% Umsatzrückgang in Q1 2021 im Rahmen der Erwartungen.

Denn: Das 1. Quartal 2020 war noch nicht von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen.

Die operative Ertragskraft nahm zu, die Ebit-Marge stieg auf gut 11% – hier macht sich „back to double digit“ bemerkbar. Das ist Verbesserungen bei der Produktivität zu verdanken.

Und die Bilanzrelationen? Die Eigenkapitalquote liegt bei 55,0%, was über dem Jahr 2020 und 2019 liegt. Auch in absoluten Zahlen stieg das Eigenkapital.

Wir rechnen mit einem organischen Umsatzwachstum auf 100 Mio. Euro bis zum Jahr 2024. Bis 2030 wollen wir dann mit Übernahmen auf 200 Mio. Euro Umsatzvolumen kommen.

Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, um Masterflex gut in die Zukunft zu führen. Das honoriert auch die Börse, wie der Blick auf den Aktienkurs zeigt. Wir gehen stabiler und stärker aus dem Corona-Jahr hervor. Unsere Wachstumspotenziale sind noch nicht ausgeschöpft.

Die Generaldebatte

Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.

Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.

Dann Frage- und Antwort-Runde:

Die SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.) bzw. deren Sprecher Herr Nottbohm fragte: Wie viele Aktionäre hat die SE, wie verändert?

Können wir nichts sagen, da es Inhaberaktien sind! Es gibt hier kein Aktienregister. Im letzten Jahr waren es 179 Anmeldungen zur HV. Bei dieser HV gab es 182 Anmeldungen. Aktuell sind 34 angemeldet auf der Homepage, und es gibt 5 Gastzugänge.

Sehr schade, dass weder Fragen noch Nachfragen während der HV – warum ist das so?
Wir lassen Fragen ja zu, die im Vorfeld gestellt wurden. Während der HV, das wäre „enormer technischer Aufwand“, was dann auch die Kosten erhöhen würde.

Das handhaben ja auch rund 90% der anderen börsennotierten Unternehmen so, der Gesetzgeber erlaubt das ja auch so.

Wir müssen ehrlicherweise eingestehen, dass wir in anderer Liga spielen wie z.B. Bayer, die das ermöglichen.

In der Einladung steht nicht, wievielte HV das ist. Antwort: Im Jahr 2000 wurden wir von GmbH in AG umgewandelt und an die Börse gegangen. Das ist die 21. Hauptversammlung (wir sind inzwischen von der AG zur SE gewechselt).

Sie schütten voll aus – was in diesem Jahr nicht viel ist.

Wie ist die Dividendenstrategie? Die ist liquiditätsgesteuert.

Sie hängt nicht von Prozentsatz des Jahresergebnisses ab. Auf jeden Fall so viel wie im Vorjahr, ggf. etwas mehr – das ist unsere Planung.

Wo liegen Eigenkapital- und Fremdkapital-Kosten? Das steht im Geschäftsbericht auf S. 136. Der Mittelwert für die deutschen Gesellschaften liegt bei den gesamten Kapitalkosten bei ca. 6%.

Was ist mit Lieferkettengesetz? Wir sehen unsere Lieferketten als „sauber“ an.

Wie stark sind Nachhaltigkeitsfonds bei Masterflex investiert? Wir wissen nicht vollständig Bescheid über unsere Aktionäre, kein Aktienregister. Aber wir kennen einige, wir haben eher Family Offices, die ja tendenziell eher langfristig orientiert sind.

Was ist mit unternehmerischer Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Gewerkschaften etc.? Wir haben einen Verhaltenskodex, da steht drin, dass wir Recht und Gesetz einhalten. Der Verhaltenskodex baut auf UN-Vorgaben auf.

Das gilt auch dann, wenn in einem Markt ein niedrigerer Standard gilt. Wir stehen für faire Arbeitsbedingungen ein. Wir haben interne Meldekanäle, die es ermöglichen, Verstöße zu melden. Dies ist auch anonym möglich.

Wie hoch ist die Fluktuationsrate bei der Masterflex?

Voriges Jahr 3,21%.

Wir bilden an unseren deutschen Standorten auch selber aus. Durchschnittsalter der Mitarbeiter liegt bei 43,6 Jahren auf Konzernebene.

Was ist mit dem geschlossenen Standort in Tschechien passiert? Wir wollen das Grundstück und Gebäude verkaufen, dort arbeitet nur noch ein Vertriebsmitarbeiter.

Wie lange haben wir den aktuellen Wirtschaftsprüfer? Der hat uns erst einmal geprüft bisher.

Wie lange laufen die Verträge mit den Organen? Das sind 6 Jahre bei Vorstand und Aufsichtsrat.

Wie stehen Sie zum Vorschlag, den Aufsichtsrat auf 4 Personen zu erweitern? Wir stehen dem neutral gegenüber!

Kritik am Ausschluss des Bezugsrechts bei Ermächtigungen zu Kapitalerhöhungen: Damit schreiben wir nur bestehenden Zustand fort, in der Vergangenheit haben wir das ja eh kaum genutzt.

Ein Aktionär fragt nach Ergebnissen von Tochterunternehmen. Das wird nicht gemacht, wir veröffentlichen nicht Zahlen einzelner Töchter.

Unser aktueller Fokus?

Die operative Exzellenz – sprich konkret zweistellige Ebit-Marge. Q1 2021 zeigt ja, dass wir da auf gutem Weg sind.

Wie hoch ist die Verschuldung und das Ziel da? 44%, soll Ziel 20% gehen. Ziel für Eigenkapitalquote gibt es nicht, diese Quote ist ja schon sehr sehr hoch.

Durchschnittsverzinsung? Variabel, hängt auch von Verschuldungsgrad ab. Derzeit 2,5% in 2020 gezahlt. Laufzeit unserer Darlehen bis Ende September 2024.

Was ist mit Plastikmüll? Unsere Produkte bieten im Hinblick auf Nachhaltigkeit Mehrwert! Zum Beispiel längere Dauer, wir bieten so positiven Beitrag zum Ressourcenverbrauch. Und wenn die Schläuche nicht mehr genutzt werden können? Wir gehen davon aus, dass die von unseren Kunden fachgerecht entsorgt werden.

Wir wollen zukünftig Produkte für Kreislaufwirtschaft ermöglichen.

Lebensdauer von Schläuchen?

Medizinische Schläuche im OP-Saal werden nur einmal eingesetzt, Schläuche in Airbus halten Jahre bis Jahrzehnte.

Wie hoch Investitionen gemessen am Umsatz?

3-6% vom Umsatz!

Und Forschungsausgaben? Im eigentlichen Sinne haben wir solche Ausgaben nicht. Nahezu der gesamte Betrieb ist in die Entwicklung eingebunden. Wir planen auf Projekt- und Maßnahmenebene. Wir entwickeln Produkte und auch Fertigungsverfahren.

Und neue Produkte, spannende Entwicklungen in der Pipeline? Das würden unsere Wettbewerber auch gerne wissen! Das sagen wir erst, wenn wir damit auf den Markt gehen damit.

Kosten der Hauptversammlung? Kosten, nur für Externe: 2019: 74.000 Euro, 2020 auch. Für 2021 wissen wir es noch nicht, weil noch nicht alle Rechnungen eingegangen sind.

Präsenzquote:

Diese lag laut Angaben des Aufsichtsrats bei rund 56%.

Die Abstimmungen

Es gab überall hohe Zustimmung von über 90% – bis auf den Tagesordnungspunkt 10 (Änderung der Satzung und Erweiterung des Aufsichtsrats), der mit 53,54% Nein-Stimmen abgelehnt wurde.

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

  • (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)

Mein Fazit:

Offensichtlich trägt das Programm „back to double digit“ Früchte. „Double Digt“ – also „zweistellig“ bezieht sich da auf die Höhe der Ebit-Marge. Im 1. Quartal 2021 klappte das, da war die Marge zweistellig. Die Aussichten sind gut, Stichwort Medizinbereich etc. pp. Insgesamt eine durchaus interessante Depotbeimischung (ich bin selbst investiert).

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de