Alarmsignal Konjunkturhilfen: Wer zahlt?

Liebe Leser,

die US-Wahl ist vorbei. Offenbar hat der demokratische Kandidat Joe Biden formal die meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen können. Das Schauspiel um die juristische Anerkennung könnte noch in die nächste Runde gehen.

Ausgehend davon sind jedoch Probleme nicht zu erwarten: Trump, dem in hiesigen Medien unterstellt wird, er würde das Weiße Haus am Ende nicht verlassen, ist offensichtlich narzisstisch. Er ist jedoch nicht so dumm, wie oftmals unterstellt wird. Er ist in erster Linie Kaufmann, Kapitalist, wie auch immer Sie es nennen wollen. Zunehmend rücken Republikaner von ihm ab oder empfehlen zumindest die Anerkennung der Wahlniederlage. Würde ein Mann, der noch Geschäfte machen möchte und Geschäftspartner braucht, sich wie etwa Diktatoren mithilfe irgendeiner Militärunterstützung im Weißen Haus verschanzen? Eine subjektive Meinung: Nein.

Er wird sein Narrativ verkünden, die Welt soll wissen, dass er nicht verloren hat. Er hat deutlich mehr Stimmen geholt als etwa 2016 und damit die Wahl sogar offiziell erfolgreich werden lassen. Showbühne.

Hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen allerdings laufen andere Dramen ab. Die Wirtschaftshilfen reichen bis dato nicht aus, um die Corona-Probleme zu beseitigen. Die Konjunktur will angekurbelt werden. Dies liest sich leider wie eine Drohung.

Konjunkturhilfen jedenfalls kündigt jetzt die Fed an, die US-Notenbank. Die Bank kündigte an, dass sie „entschlossen“ sei, „falls nötig“ mit „kraftvollen Instrumenten“ die Wirtschaft zu stützen. Dabei geht es um den Kauf von Anleihen.

Die Fed ließ offen, wie letztgültig die Dauer, die Zusammensetzung und der Umfang dieses Kaufprogrammes aussehen könnte.

Derzeit kauft die Fed Anleihen im Umfang von „mindestens 120 Milliarden (!) Dollar“ pro Monat.

Auch das Bankhaus Lampe lässt sich dazu zitieren: „Das Feld für weitere Stützmaßnahmen ist aaber bereitet. Für die kommenden Monate ist mit weiteren Lockerungsmaßnahmen zu rechnen.“

Bedeutung: Neue Anleihen – Geldvermehrung – Inflationsgefahr

Was wird passieren? Sie müssen damit rechnen, dass die Inflationsgefahr weiter wächst. Der Kauf neuer Anleihen führt dazu, dass die Geldmenge sich vermehrt. Wie dies funktioniert, zeigt ein eindrucksvolles Bild, das ich Ihnen hier zeigen möchte.

Heimliche Geldvermehrung: Ganz einfach

Quelle: www.welt.de

Der Mechanismus ist schnell erläutert: Die Bank drückt auf den Knopf und behauptet – sozusagen mit Hinweis auf ein Stück Papier – sie habe neues Geld. Das Geld ist natürlich in dem Sinne real, als es dann zur Verfügung steht. Es ist neues Geld am Markt. Im ersten Schritt kauft die Zentralbank, hier die Europäische Zentralbank, am Markt dann die Staatsanleihen, die zu günstigsten Zinsen – oder gar Negativzinsen – zur Verfügung stehen.

Das Geld ist nun am Markt und wird oder „soll“ in die Realwirtschaft eindringen. Es steht auf die eine oder andere Weise, über Darlehen etwa, plötzlich mehr Geld zur Verfügung. Die Grafik allerdings enthält noch einen Schönheitsfehler – eine Lücke. Denn die Anleihen müssen auf den Markt gelangen, um formal über den Markt gekauft zu werden.

Die Banken werden hier einspringen, die Anleihen kaufen und im Vertrauen auf den sicheren Käufer das Geld zur Verfügung stellen. Das funktioniert in dem Sinne prächtig, als die Zentralbanken des Westens genau dieses Instrument seit nunmehr Jahr und Tag anwenden.

Die Konsequenz: die Inflationsgefahr muss wachsen

Wenn mehr Geld auf dem Markt ist und offensichtlich auch für 2021 neu produziert werden soll, wird bei negativer Wirtschaftsentwicklung die Geldmenge / Produktionseinheit steigen. Die Preise werden an der einen oder anderen Stelle mit hoher Sicherheit klettern.

Sehr schön ist es in dieser Grafik nachzuvollziehen

Wie die Zinsen niedrig gehalten werden

Quelle: www.kreditvergleich.net

Der Kauf der Anleihen, den wir hier erneut sehen, wird die Zinsen deshalb senken, weil die Staaten dem Markt ihre langfristigen und günstigen Anleihen verkaufen können – die Zentralbanken stehen als Käufer parat. Damit sinkt die Differenz zwischen den kurz- und langfristigen Zinsen (die normalerweise viel höher sein müsste). Das Dilemma können Sie fast überall nachlesen: Tatsächlich sinkt am Ende die Bereitschaft der Banken, Darlehen zu vergeben, weil sie nichts mehr daran verdienen. Die Kredite lohnen sich nicht mehr – zudem fallen zunehmend Darlehen aus.

Deshalb geht es der Bankenbranche seit Jahren immer schlechter.

Die zweite Stufe, die Sie im Chart oben sehen, enthält eine volkswirtschaftliche Theorie – so soll der Markt sich wieder anpassen. Wenn die Zentralbanken die langfristigen Anleihen nicht mehr kaufen würden, so die Theorie, erholte sich die Finanzwirtschaft wieder.

Der Praxistest

Sehen wir uns dafür die Unterschiede zwischen den verschiedenen Laufzeiten an – gerade in der Corona-Phase.

Beispiel Deutschland – kurze oder lange Laufzeiten haben kaum noch einen Unterschied

Quelle: www.dasinvestment.com

Sie sehen hier sowohl „nominal“ – also offiziell – wie nach Berücksichtigung der offiziellen Inflationsrate, dass die Rendite-Unterschiede zwischen kurz- und langfristigen Zinsen weitgehend minimal sind. Nominal bewegen sich die Renditen zwischen -0,7 % und -0,05 %, real, zwischen etwa -2,4 % und -1,7 %.

Das bedeutet, die Banken haben keine Zinsmargen mehr und können auch in den kommenden Monaten nichts verdienen. Zinsmargen entstehen, weil Banken sich typischerweise kurzfristig Geld leihen können (immer wieder bzw. auch durch Einlagen der Kundengelder) und langfristig verleihen.

Die Zinsmargen werden so schnell nicht steigen. Dies ist im übrigen auch ein sicheres Signal für wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Zusammenhang zwischen niedrigen Zinsdifferenzen und Rezensionen

Quelle:  https://global.beyondbullsandbears.com/de/2018/10/24/die-us-zinsstrukturkurve-sollten-wir-eine-invertierung-fuerchten/

Die grau hinterlegten Felder sind jeweils Phasen wirtschaftlicher Rezessionen. Sie sehen: Je niedriger die Zinsdifferenz zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen war (wie aktuell, da beide Laufzeiten praktisch keine Zinsen und Renditen mehr bieten), desto sicherer kam es danach zu einer Rezession –

Ganz wichtig: dies wäre angesichts der niedrigsten Zinsen, die wir uns je haben vorstellen können, auch ohne Corona noch auf uns zugekommen.

Die Welt in der Krise – auch ohne Corona

Die Corona-Krise und die Finanzhilfen, die jetzt „gewährt“ werden, weiten die Geldmengen noch einmal durch „guten Grund“ aus. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Welt war ohnehin bereits in einem Maße überschuldet, das keine Korrektur mehr erlaubt. Könnten Sie es sich vorstellen, dass diese Schulden je zurückgezahlt werden?

Verschuldung der verschiedenen Sektoren steigt weltweit

Quelle: www.ingoldwetrust.report

Diese Grafik verdeutlicht, dass alle Sektoren sich zusätzlich verschulden. Dies sind der Finanzsektor, der private „nicht-finanzielle Sektor“, also auch Unternehmen und die Staaten.

Die wachsenden Schulden sind derzeit mit den niedrigsten Zinsen der jüngeren Weltgeschichte verknüpft. Es ist vollkommen unwahrscheinlich, dass diese Zinsen in einem höheren Ausmaß wieder steigen. Dies wäre der Sargnagel auf die Entwicklung – oder würde direkt zum Zusammenbruch der Haushalte, der Unternehmen und der Staaten führen.

Das alles haben wir bereits (siehe die Grafik) vor der Corona-Krise gesehen. Jetzt werden Billionen (!)-Programme allein von den Staaten aufgelegt, um die Lockdowns wirtschaftlich etwas abzufangen. Damit sind aber nicht alle Folgen verschwunden – zahlreiche Unternehmen und kleinere Selbstständige werden dennoch in die Insolvenz gehen und mit ihnen werden die Schulden nicht verschwinden.

Vielmehr werden die Schulden in den Bilanzen der Gläubiger verschwinden und dort abgeschrieben. Der Geldmangel ist dann nicht weg, sondern bei Anderen.

Wir haben also in der jüngsten Ankündigung der FED den erneuten Beweis dafür, dass die Schuldenberge weiter steigen werden.

Steigt die Geldmenge, dann wächst die Inflationsgefahr. Erneut die Empfehlung: Gold ist die richtige Antwort. Niemand kann garantieren, dass der Goldpreis steigt. Wir befinden uns aber in der 2. Und 3. Phase eines Rezessionsmodells, das wichtig ist. Die erste Phase stellt die Vorlaufphase der Rezession dar – die ist vorbei. Die zweite und dritte Phase sind die inoffizielle Rezession und die amtliche Rezessionsphase. Wir sind mitten drin.

Sehen Sie sich an, was in den unterschiedlichen Phasen mit dem Goldpreis passierte.

Quelle: Ingoldwetrust.de

Gold dürfte künftig wichtiger denn je werden.