Crash-Drama! Was passiert mit Rohöl?

Liebe Leser,

nachdem wir in der vergangenen Woche an dieser Stelle über die neuen Energien berichtet hatten, über Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Unternehmen, geht es jetzt wieder um die Old Economy. Im Winter, so lehrt uns die eigene Erfahrung oder Meinung, steigen die Ölpreise. Die Heizsaison hat begonnen. Wirklich? In diesem Jahr zumindest sehen wir davon nichts.

Der Ölpreis scheint sogar wieder zu fallen. Das allerdings wäre nach Meinung einiger Beobachter ein Crash-Signal der ersten Güte – nicht nur für Rohöl, sondern letztlich für die Wirtschaft. Sehen Sie sich an, wie sich die Ölpreise sich entwickeln. Danach werden Sie lesen, dass dies alles gegen unsere eigene Wahrnehmung vollkommen normal ist. Es sieht sogar so aus, als könnten Sie in diesem Jahr mit dem Rohstoff Öl noch – viel – Geld verdienen.

Öl: Noch hält sich der Preis – dennoch: Viel zu schwach im letzten Quartal

Quelle: www.finanzen.net, eigene Bearbeitung

Die Kurse sind noch nicht im kurzfristigen Abwärtstrend. Dennoch sind die Aussichten nun offenbar deutlich schlechter, als es viele Analysten erwartet hatten.

Tendenziell beginnen jetzt zyklisch die schwachen Monate, wie eine zyklische Auswertung von „seasonax“ zeigt.

Typischer Preisverlauf für Öl – im zyklischen Jahresverlauf

Quelle: www.seasonax

Die Kurse sind nicht in jedem Jahr idealtypisch auf diese Weise verlaufen, dennoch können wir an dieser Stelle mit dem gängigen Vorurteil aufräumen: Die Ölpreise steigen nicht typischerweise, sondern sie fallen.

Warum fallen die Ölpreise?

Es wird viel und mehr geheizt. Warum sollten die Ölpreise also fallen? Der Hintergrund ist recht einfach: Die meisten großen Teilnehmer am Markt bedienen sich an den Möglichkeiten, die der Terminmarkt vorher hergibt. Sie sichern sich sowohl die Öllieferungen für den vermeintlich kälteren Winter und gleichzeitig den Ölpreis auf einem bestimmten Niveau.

Damit wird die Nachfrage – da sie ja schon stattgefunden hat – zumindest tendenziell eingedämmt. Dieses Paradoxon führt dazu, dass die Ölpreise im vierten Quartal idealtypischerweise sogar sinken können.

Dies wäre also kein (!) Zeichen für einen Crash. Weder am Ölmarkt noch für die Wirtschaft insgesamt. Umgekehrt aber hat sich der Ölpreis sogar als relativ fest erwiesen, wie Sie dem langfristigen Chart entnehmen können.

Ölpreis: Viel fester als im zyklischen Normalverlauf – ein konjunktureller und branchenspezifischer Hoffnungsschimmer

Quelle: www.finanzen.net, eigene Bearbeitung

Sie sehen demnach, dass der Ölpreis relativ betrachtet sogar in guter Verfassung ist. Das bedeutet zumindest, es gibt derweil keinen Anlass, an einer weiteren Erholung des Ölpreises zu zweifeln.

Sehen wir uns weitere Daten an:

Verluste im Herbst – seit dem Jahr 20000

Quelle: www.seasonax.de

Die Daten zeigen, dass der Ölpreis im Herbst nicht nur ganz allgemein schwächer wird, sondern in den meisten Jahren tatsächlich nachweislich deutlich nach unten gezogen ist. Damit wird die aktuelle Periode noch einmal eindrucksvoller: Der Ölpreis ist tendenziell betrachtet deutlich robuster als in vielen anderen Jahren.

Der Trend in diesem Jahr ist positiv

Auch der technische Trend – hier für die Sorte WTI – ist in diesem Jahr positiv. Sehen Sie sich die Fakten an:

  • Der GD200 als langfristiger Trendindikator weist nach oben. Der Abstand auf den Ölpreis selbst liegt bei 6,6 %.
  • Der GD100 als mittelfristiger Indikator für die Kursentwicklung hat nun einen Stand in Höhe von 3,4 % erreicht. Auch dies deutet an, dass die Notierungen sogar steigen dürften.
  • Der GD50 als kurzfristiger Signalgeber hat wie auch die noch kürzeren GDs über Zeiträume von 38 und von 20 Tagen die grüne Zone erreicht. Damit ist der technische Trend des Ölpreises in jeder Dimension aufwärts gerichtet. Ein starkes Zeichen.

Halten wir fest: Der Ölpreis ist tendenziell fest. Das ist außergewöhnlich und kann damit auch als Chance dafür gelten, dass die Ölpreise in den kommenden Monaten tendenziell stärker sind als zuvor.

Wie Sie davon profitieren können

Sie können demnach zumindest davon ausgehen, dass die wirtschaftliche Stimmung nicht wegen eines schwächeren Ölpreises sinken wird oder als sinkend dargestellt werden kann. Im Gegenteil: Der relativ feste Ölpreis signalisiert eine – im Rahmen des Corona-Virus gemessene – recht robuste Wirtschaft.

Dies hilft Rohstoffen allgemein und auch den Aktienmärkten. Wenn Sie speziell vom Ölpreis profitieren möchten, dann empfehlen sich dazu entweder Aktien von Ölunternehmen und / oder als Ergänzung beispielsweise sogar spekulativere Hebelpapiere.

Aktuell ist vermutlich der Bereich der Öl-Unternehmen etwas sicherer

Die trendstärksten Aktien sind derzeit vor allem die kleineren Unternehmen. Hier empfiehlt sich allerdings Vorsicht. Denn die Kurse sind teils zwar stark gestiegen, die Marktkapitalisierung solcher Unternehmen jedoch bleibt viel zu gering, um auch nur halbwegs sicher gehen zu können.

Unternehmen wie „Portland Gas“ haben zwar innerhalb von sechs Monaten Gewinne von 2.000 % erzielt, sind allerdings im Grunde Pennystocks.

Gerade im Ölsektor empfiehlt es sich, von Pennystocks die Finger zu lassen. Wenn der Ölpreis kräftiger nachgeben sollte, werden viele kurzfristig orientierte Spekulanten schnell die Börsen verlassen. Dies geht dann zu Ihren Lasten – direkt.

Konzentrieren Sie sich daher auf die größeren Werte. Sie können darauf sogar ein Zertifikat erwerben.

Starke Ölaktien – niedriger Kurs, hohe Marktkapitalisierung

  • BP, WKN 850517
  • Chevron, WKN 852552
  • ENI, WKN 897791
  • ExxonMobil, WKN 852549
  • Royal Dutch Shell, WKN A0D94M

Ich wünsche Ihnen dabei ein gutes Händchen.