Crash-Gefahr? Meldungen zu nachhaltigem Aufschwung sollen falsch sein

Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, hat nun die Hoffnungen auf eine baldige konjunkturelle Erholung deutlich gedämpft. Ihrer Meinung nach gäbe es noch keinen stabilen konjunkturellen Aufschwung in der Euro-Zone. Diese „nachhaltige Erholung“ wäre bis dato nicht erreicht, wird sie von cash aus der französischen Zeitung La Provence zitiert.

Sie geht zudem davon aus, dass der Anstieg der Inflation in der Euro-Zone lediglich vorübergehender Natur sei.

Größere Gefahr: Inflation

Sie meinte, wir würden eine Rückkehr zu einer niedrigeren Inflationsrate erwarten dürfen. Noch im Mai war die Inflationsrate in der Euro-Zone mit 2,0 % p.a. in der Zielzone angekommen. Nach den jüngsten Daten ist diese Inflationsrate im Juni in der Euro-Zone allerdings auf nur noch 1,9 % nach unten gerutscht.

Fraglich ist dabei einzig, ob diese Senkung nachhaltig ist oder ob nicht vielmehr Frau Lagarde sich mit der Einschätzung zur Inflationsrate zu weit aus dem Fenster lehnt. Sie geht davon aus, dass die Inflationsrate im gesamten Jahr bei lediglich 1,9 % liegen würde. Im kommenden Jahr erwartet die Zentralbank-Präsidentin eine Inflationsrate von insgesamt nur noch 1,5 % p.a.

Problem: Inflationsrate in den USA deutlich unterschätzt

Dabei könnte die EZB-Chefin die Inflationsrate in den USA und die Auswirkungen dieses Wertes für die Euro-Zone unterschätzen. Zum Verständnis: Die meisten Güter weltweit werden im Dollar gehandelt. Wenn Frau Lagarde diesen Umstand gewichtet, dann wird sie sehen, dass diese Güter bei höheren Preisen auch für Importeure und Verbraucher steigen. Dies wird bei allen Produkten der Fall sein, die in irgendeiner Weise Ölprodukte sind oder hohe Anteile von Öl enthalten und Öl verbrauchen.

Die höheren Preise im Import werden dann auch in der Preisentwicklung am Markt selbst eine gewichtige Rolle spielen. Deshalb sind die Preise in den USA die maßgebliche Größe für alle Bewertungen.

Sehen wir uns die Preisentwicklung in den USA nach den jüngsten Daten an – neben anderen Bedingungen.

Chef der Fed am 16. Juni….

Der Chef der US-Zentralbank, der Fed, Powell, konnte am 16. Juni jedenfalls die Zuhörer nicht so gut beruhigen, wie es Frau Lagarde in der Euro-Zone gemacht hat. Powell beschrieb eindeutig: „Inflation könnte höher sein als von uns prognostiziert und stärker als erwartet.“

Dies wiederum geht unter anderem auch einher mit der neuen Rekordverschuldung, die zuletzt aus den USA für den Staat erneut und wiederholt gemeldet worden ist. Die Daten in den USA werden die Hauptrolle bei der Erholung dort, bei der Inflationsentwicklung und auch für die Wirtschaft in der Euro-Zone spielen.

  • Die Arbeitslosendaten sind bedeutend – hier zeigt sich eine mögliche Erholung sehr schnell. Die sogenannte Arbeitslosigkeit U.3 ist von 5,8 % im Mai auf inzwischen 5,9 % gestiegen. Dies wäre nicht zu erwarten, da die Wirtschaft sich in einem Erholungsmodus befinden soll. Allerdings ist der Anstieg wiederum nicht signifikant. Das wiederum legt nahe, dass die Wirtschaft zumindest nicht so schnell wächst wie angenommen und erhofft.
  • Immerhin stieg die Anzahl der tatsächlich Beschäftigten mit 850.000 deutlicher, als dies erwartet worden war. Die Analysten hatten zuvor einen Anstieg um lediglich 700.000 Beschäftigte erwartet.
  • Allerdings ist die saisonbereinigte Beschäftigung im Juni gegenüber dem Februar 2020, als die Pandemie in ihrem ganzen Ausmaß erstmals ausbrach, um 4,4 % gesunken. Demnach ist die Erholung zumindest noch lange nicht abgeschlossen. Die saisonbereinigte Beschäftigung war allerdings noch im Mai um 5 % niedriger gewesen – insofern ist auch hier eine langsame, zähe Erholung absehbar. Das große „L“ (Konjunkturrückgang und Stagnation auf niedrigem Niveau), das Analysten befürchtet hatten, zeichnet sich zumindest in diesen Daten ab.
  • Alarmierend oder besorgniserregend, je nach Position, ist die Bauwirtschaft. Die US-Bauwirtschaft musste im vierten Monat in Folge bezogen auf die Höhe der Ausgaben nach Abzug der Inflationsdaten. Sie sanken um 0,9 %. Diesen Trend messen Statistiker auch für andere Indikatoren der Branche, etwa die Anzahl der Baugenehmigungen, die Baubeginne und die Eigenheimverkäufe.
  • Auf der anderen Seite wird wiederum das reale BIP – ohne Berücksichtigung der Inflationsaufschläge – bei 6,4 % für das erste Quartal 2021 taxiert (die Schätzungen und Zählungen werden mehrfach revidiert, sodass die Zahlen niemals frisch sind). Dies ist ein Rückgang gegenüber dem letzten Quartal 2019, der Vor-Pandemie-Zeit, um 0,9 %-Punkte. Zudem startet diese Erholung von einem niedrigeren Niveau aus als die Daten und Wirtschaftserholungen vor Beginn der Pandemie. Auch dies kann durchaus als keine Eindämmung bewertet werden.
  • Die reine Industrieproduktion im Mai ist um 0,85 % gestiegen. Dies ist allerdings aus Sicht von Statistikern noch weit davon entfernt, eine stabile Erholung darzustellen.
  • Die nominalen Einzelhandelsverkäufe (inklusive der Preisaufschläge durch die Inflation) sind im Mai um ,3 % gesunken, nach Inflation sogar um 2,0 %. Dies wiederum zeigt erneut, dass auch dieser Bereich sich nicht zwingend direkt „erholt“.

Auf der anderen Seite sind die Erzeugerpreise gestiegen – die Inflation kommt. Die Preise sind nach offiziellen Daten auf 6,56 % geklettert. Die sogenannte Kerninflation, die keine Nahrungsmittel und keine Energieprodukte beinhaltet, stieg auf ein 29-Jahres-Hoch und erreichte „unbereinigte“ 4,99 %.

Die reale Inflation in den USA – sie wird sich auch bei uns zeigen

Quelle: http://www.shadowstats.com/alternate_data/inflation-charts

Also: Die Inflation in den USA steigt weiter stark – die Konjunktur erholt sich insgesamt zumindest schleppend. Sie müssten eine „L“-Erholung befürchten, also eine Stagnation. Kombiniert mit den steigenden Geldmengen in der Euro-Zone heißt dies nichts Gutes:

Die Wirtschaft wird sich auch hier möglicherweise nur schleppend oder sehr schleppend erholen. Demgegenüber steigenden die Preise durch kletternde Geldmengen. Die Zinsen bleiben niedrig.

Folge: Gold

Die Folge lautet, dass Sie sich vor einer größeren Inflationswelle schützen sollten. Diese droht bei einer weiterhin schwachen Wirtschaft in den USA kombiniert mit einer immensen Steigerung der Geldmenge. Die Preise dürften wegen der steigenden Geldmenge weiterhin klettern.

Die Einschätzung von Christine Lagarde ist falsch. Daher sollten Sie sich unverändert mit Gold und Substanzaktien eindecken. Die große Inflationswelle – kombiniert mit einer schwächeren Konjunkturentwicklung  droht weiterhin.