Die Inflationspanik

Liebe Leser,

in den vergangenen Tagen kam es erstmalig seit sehr langer Zeit an den westlichen Märkten wieder zu einem Anflug an Realismus – so die Meinung skeptischer Analysten, die vor allem einen Punkt im Auge haben: Die hohe Geldmenge.

Die Geldmenge kann mittel- und langfristig eine hohe Inflation auslösen, die wiederum auch an den Finanzmärkten geeignet ist, neue Unruhe auszulösen. In einer Phase hoher Inflation können auch die stärksten Unternehmen nicht immer ihre Preisvorstellungen durchsetzen, sind aber gegenüber hohen Einkaufspreisen nicht gefeit.

Zwei Probleme: Hohe Einkaufspreise, hohe Zinsen

Dazu gesellt sich in solchen Situationen möglicherweise ein hoher Zins, wenn die Zentralbanken damit beginnen, zur Inflationsbekämpfung die Zinsen zu erhöhen. Dies wird Unternehmen treffen, die einen hohen Bestand an Schulden haben, den sie in der Regel verlängern müssen. Die Konditionen werden dann ungünstiger.

Deshalb ist die Meldung über eine Inflationsrate von 4,2 %, wie die USA sie am Mittwoch der zurückliegenden Woche verkündete, eine kleine Katastrophe für Märkte.

Die Reaktion fiel entsprechend aus, die Kurse sind durchgerutscht.

Dow Jones reagierte am Mittwoch auf die Inflationsrate von 4,2 % – ein 5-Tages-Chart

Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung

Allerdings sehen Sie auch, dass die Kurse sich im Anschluss an die Meldung wieder erholt haben. Diese Erholung kann eine kritische Situation zunächst überdecken. Tatsächlich müssen Sie mit einer letztlich dauerhaft hohen Inflation rechnen.

Inflationsrate in den USA wächst immer schneller

Quelle: www.goldreporter.de

Sie sehen in dem Chart, dass die Inflationsrate in den vergangenen Monaten fast permanent gestiegen ist und jetzt geradezu explodiert. Das wiederum war der Richtung nach zu erwarten, da auch die Geldmenge wächst.

Nur die Stärke des anziehenden Inflationsdrucks überraschte die Märkte gewaltig. Angesichts der ohnehin sehr niedrigen Zinsen an den Märkten und der steigenden Geldmenge in den USA – wie auch in der Euro-Zone – überrascht die Entwicklung auf der anderen Seite nicht ganz so immens.

Ließe sich die Geldmenge wieder reduzieren?

Verantwortlich für die Inflationsrate ist ohnehin die steigende Geldmenge, die sich bei einer stärkeren und sich erholenden Wirtschaft nun auch in der Auflösung von Sparguthaben zeigt. Dabei sehen Sie sich die Inflationsrate auf Basis der 190er-Preise an.

Diese Berechnung ist inoffiziell von Shadow Stats durchgeführt worden und zeigt, dass die tatsächliche Inflationsrate so hoch ist wie seit 2008 nicht mehr -sie liegt bei annähernd 8 %.

Inflationsrate in den USA – inoffiziell betrachtet. Steigerung auf fast 8 %

Quelle: www.shadowstats.com

Die offizielle Inflationsrate ist allerdings auch so stark gestiegen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Es ändert sich demnach der Richtung nach ohnehin selbst bei der offiziellen Betrachtung nichts. Die entscheidende Frage lautet:

Wenn die Menschen jetzt anfangen, das Geld, das sie gehortet haben, in eine Erholung hinein auszugeben und die Geldmenge sich massiv erhöht hat, was wird durch die neuen Geldmengen dann geschehen?

Die Preise an verschiedenen Märkten werden steigen. Nur weiß noch niemand, wo dies sein wird. Wird weiterhin Kupfer benötigt, werden Immobilien teurer? Wird Baugrundstück in den USA teurer oder werden lediglich Waren aus dem Ausland, etwa Fahrzeuge, teurer?

Wir wissen es alle nicht. Dass bei gegebener hoher Geldmenge und einer Senkung der Sparquote jedoch mehr Geld an die Märkte gelangt und dies das Preisniveau schädigt, das können Sie als gegeben voraussetzen.

Die Notenbanken werden dies jedoch nicht einfach zurückschrauben können. Die Volkswirtschaftslehre, die an unseren Universitäten gelehrt wird, behauptet aber genau das: Die Zinsen könnten einfach steigen, was wiederum die Geldmenge letztlich reduzierte und das Preisniveau ebenfalls senkt.

Die Reaktionsgeschwindigkeit ist zu langsam

Dies wird schon deshalb nicht gelingen, weil die Märkte viel zu langsam reagieren. Das wiederum bedeutet, dass steigende Zinsen nicht dazu führen werden, Kredite vorzeitig zurückzuzahlen aus Angst, dass Verlängerungen mehr Geld kosten werden. Die Unternehmen und die Haushalte werden die alten Kredite weiter laufen lassen und erst nach und nach, wenn die Kreditverträge auslaufen, höhere Zinsen zahlen und weniger ausleihen.

Die Geldmenge wird sich also durch die Zinspolitik nicht so schnell wie erwünscht reduzieren. Das wiederum bedeutet, dass die Inflationsrate jetzt erst einmal ansteigen wird.

Was Sie machen können

In einer solchen Situation können Sie lediglich in inflationsgeschützte Werte investieren. Wenn Sie selbst einen hohen Bestand an Geldmitteln haben, dann könnten Sie auch Immobilien kaufen. Wenn Sie allerdings absehbar zu verlängernde Darlehen aufnehmen müssten, dann wird es in fernerer Zukunft teurer. Hier wächst Ihr Risiko.

Aktien mit einem sehr guten Geschäftsmodell können davon profitieren, dass die Unternehmen ihre Preise durchsetzen werden – mittelfristig. Dies sind große Konsumgüterhersteller, möglicherweise auch Finanzdienstleistungsunternehmen.

Dazu zählt Gold zu den sogenannten Inflationsgewinnern. Die Währung Gold ist auf jeden Fall stabiler als der Euro oder der Dollar es in dieser Situation sein können. Dafür benötigen Sie jedoch keine Schuldverschreibungen, etwa Zertifikate, sondern physische Edelmetalle.

Dies sind

  • Goldmünzen,
  • Goldbarren jeweils ohne Sonderprägung
  • Silbermünzen,
  • Silberbarren gleichfalls ohne jede Form der Sonderprägung und
  • möglicherweise auch sogenannte ETCs. Dies sind zwar Schuldverschreibungen, die allerdings werden durch Edelmetallbestände abgesichert. Die Edelmetalle können Sie sich bei diesen Papieren ausliefern lassen. Solche ETCs gibt es bei den klassischen Orderbanken.