Dividenden Aktien: Befesa mit Übernahme

Liebe Leserin, lieber Leser,

zu einer Dividenden-Aktie auf meiner „Watchlist“ gibt es Neuigkeiten. Und zwar geht es da um Befesa, die nicht gerade im Rampenlicht stehen.

Wer oder was ist Befesa? Das in Bezug auf die Aktivitäten eher deutsch-spanische Unternehmen mit Sitz in Luxemburg gehörte früher einmal zu Abengoa. Doch 2013 verkaufte Abengoa dann an „Triton Partners“, und 2017 wiederum gab es für Befesa einen Börsengang. Damals wurden die Aktien zu 28 Euro je Stück an die Börse gebracht.

Gestern ging die Aktie mit 62,30 Euro aus dem Xetra-Handel. Wer 2017 zu 28 Euro je Stück gezeichnet hatte und danach bis heute gehalten hat, kann sich also durchaus freuen.

Also, was machen die? Es geht da um Recycling von industriellen Reststoffen aus der Stahlindustrie – was heutzutage auf altdeutsch „Steel Dust Recycling Services“ heißt.

Außerdem bietet Befesa Recycling und Recyclingdienste für Salzschlacken sowie an. Das heißt heutzutage „Aluminium Salt Lags Recycling Services“.

Vor einiger Zeit hatte ich mir notiert, dass Befesa rund 1,3 Mio. Tonnen Reststoffe verarbeitet und rund 0,6 Mio. Tonnen neue Materialien produziert.

Mit anderen Worten: Befesa liefert wichtige Ressourcen nicht durch Abbau aus Minen, sondern durch Recycling. Das finde ich prima – zumal dies offensichtlich auch noch wirtschaftlich möglich ist und geschieht. Wenn Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen und auch noch Aktionäre darauf setzen können, finde ich das grundsätzlich prima.

Doch eine Rose ohne Dornen: Befesa hat Netto-Finanzschulden von gut 400 Mio. Euro (per 30.6.20) und der Buchwert je Aktie liegt mit rund 10 Euro (per 30.6.20) deutlich unter dem aktuellen Kurs.

Je Aktie wurden im Geschäftsjahr 2020 1,40 Euro verdient. Und die Dividende, schließlich heißt dieser Newsletter „Dividenden Intern“?

Nun, darüber ist noch nicht entschieden. Das soll am 30. Juni 2021 geschehen. Denn dann steht die jährliche ordentliche Hauptversammlung von Befesa an. Der Dividendenvorschlag der Verwaltung liegt bei 1,17 Euro je Aktie. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser von den Aktionären mehrheitlich durchgewunken wird.

Das würde dann einer Ausschüttung von rund 46,8 Mio. Euro entsprechen.

Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass eine Dividende in dieser Höhe ausgeschüttet wird.

Befesa: Dividendenvorschlag von 1,17 Euro je Aktie

Denn Befesa braucht eigentlich Geld – und zwar mehr, als in der Portokasse sind (schätze ich…).

Denn vor kurzem hat Befesa mitgeteilt, eine Vereinbarung zum Kauf der „American Zink Recycling Corp.“ (kurz „AZR“) unterschrieben zu haben. Das würde auf den ersten Blick ja gut zum Geschäftsfeld des Unternehmens passen.

Der Kauf soll laut Befesa voraussichtlich im 3. Quartal 2021 abgeschlossen werden. Befesa wäre dann im sogenannten EAFD Recycling weltweit stark: Das Unternehmen verweist darauf, mit 12 Werken in Europa, Asien und den USA vertreten zu sein. Die Kapazität soll dann bei 1,7 Mio. Tonnen Stahlstaub liegen.

Das alles hat – natürlich – seinen Preis. Und zwar soll dieser bei 450 Mio. Dollar liegen.

Teil des Abkommens ist es laut Befesa auch, dass Befesa einen Minderheitsanteil von 6,9% an einer Tochter von AZR übernimmt, und zwar der American Zinc Products LLC (kurz „AZP”). Das soll dann 10 Mio. Dollar kosten, mit der Option, die restlichen 93,1% an AZP für 135 Mio. Dollar plus zusätzlichem „earn out“ in Höhe von bis zu 29 Mio. Dollar zu kaufen. Es ist aber wohl nicht nur ein Recht von Befesa, kaufen zu können, sondern die Verkäufer haben eine korrespondierende Verkaufsmöglichkeit an Befesa, wie es dazu weiter hieß.

Die genannten Kaufpreise können sich – je nach Entwicklung bestimmter Faktoren – noch etwas anpassen, wie Befesa sinngemäß mitteilt. So etwas ist durchaus üblich („subject to customary adjustments”).

Was die möglichen zusätzlichen Zahlungen betrifft: Da geht es darum, ob AZP bis zum 31. Dezember 2023 bestimmte operative und finanzielle Meilensteine erzielt. Der Verkäufer könnte sich dann aussuchen, ob er die zusätzlichen Zahlungen in „Cash“ oder in Befesa-Aktien erhält.

Es fehlen da noch einige Genehmigungen wie das OK der zuständigen Wettbewerbsbehörde, so Befesa.

Und wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt…?

Insgesamt geht es ja um mindestens 450 Mio. Dollar für die AZR, plus die mindestens 10 Mio. Dollar für den 6,9%igen Anteil an AZP sowie den Kaufpreis für die möglichen weiteren 93,1%. Von den möglichen Zusatzkosten bei Erreichen der „Meilensteine“ ganz zu schweigen.

Befesa teilte dazu mit: Man will das durch eine Mischung aus Kapitalerhöhung und neuen Schulden finanzieren.

Es sei dazu nicht notwendig, die Dividende ausfallen zu lassen – denn der Dividendenvorschlag liegt wie gesagt bei 1,17 Euro je Aktie (was rund 46,8 Mio. Euro Ausschüttung entsprechen würde).

Vielleicht gibt es ja bei der Hauptversammlung eine gewisse Diskussion dazu – ob es sinnvoll ist, eine solche Dividende auszuschütten, und zeitnah die Zahl der Aktien und die Schulden zu erhöhen.

Was die Kapitalerhöhung betrifft, da teilte Befesa mit bis zu gut 5,9 Mio. neue Aktien institutionellen Investoren angeboten zu haben. Dies geschah im Rahmen eines sogenannten beschleunigten „Bookbuilding“-Verfahrens.

Und demnach hat es wohl geklappt: Es wurden insgesamt 5.933.293 neue Befesa-Aktien ausgegeben. Der Ausgabepreis je Aktie lag demnach bei 56,00 Euro je Aktie.

Befesa: Brutto-Zufluss von 332,3 Mio. Euro durch Kapitalerhöhung

Damit flossen dem Unternehmen brutto knapp 332,3 Mio. Euro zu. Davon gehen noch gewisse Ausgaben für die Kapitalerhöhung ab. Darüber dürfte sich Citigroup freuen: Denn die waren der einzige „bookrunner“ für diese Kapitalerhöhung und der einzige „global coordinator“, wofür wahrscheinlich die Hände aufgehalten werden.

Die neuen Aktien sollen ab dem 1. Januar 2020 dividendenberechtigt sein, was im Hinblick auf die Hauptversammlung am 30. Juni 2021 interessant sein könnte.

Bereits am heutigen Freitag (18. Juni) sollen die neuen Aktien zum Handel zugelassen werden, so Besa weiter – und voraussichtlich am 21. Juni sollen die Aktien dann in den Depots derjenigen sein, die gezeichnet haben.

Es soll da eine 6monatige „lock-up period“ geben. Bedeutet: Die neuen Aktien sollen erst nach Ablauf der Frist verkauft werden können. Was mich etwas irritiert – es heißt, Befesa habe dem zugestimmt. Es müssten ja wohl eher die neuen Aktionäre für ihre neuen Aktien zustimmen.

Jedenfalls stellte Befesa klar:

Der Emissionserlös soll für den Kauf von AZR und den Minderheitsanteil an AZP verwendet werden.

Wer mitgerechnet hat, der merkt, dass das noch nicht reicht. Der Rest des Kaufpreises soll durch neue Schulden zusammenkommen. Und zwar habe man bereits eine Vorabgenehmigung für eine Aufstockung eines bestehenden Kredits erhalten, so Befesa sinngemäß.

Letztlich gilt es also abzuwägen: Die Zukäufe sehen gut aus und das könnte auch Synergieeffekte bringen (wenn sich die beiden bzw. die drei mit AZP gut ergänzen).

Der Preis ist zum einen, dass die Schulden von Befesa steigen und dass es gut 5,9 Mio. neue Befesa-Aktien gibt.

Das ist insofern tendenziell schlecht für Alt-Aktionäre, die keine neuen Aktien bezogen haben, weil deren Anteil „verwässert“ wird. Wenn es insgesamt mehr Aktien gibt, dann steht jede damit für einen geringeren Anteil am Grundkapital.

Was ich in dem Kontext noch anmerken möchte: Ich finde es grundsätzlich besser, wenn den Alt-Aktionären ein Bezugsrecht eingeräumt wird. Ja, ich weiß, das ist umständlicher. Aber es ermöglicht auch kleinen Fischen wie uns, sofern sie investiert sind, ihren relativen Anteil zu halten. Das gab es hier nicht.

Insgesamt finde ich das Geschäftsfeld von Befesa und auch die Übernahme durchaus positiv. Die Aktie sehe ich auf dem Niveau, das bei der Kapitalerhöhung von den Institutionellen Investoren gezahlt wurde (= 56,00 Euro) definitiv als kaufenswert an.

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter info@gurupress.de

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