Dividenden intern: Interessante „grüne“ Aktie!

Liebe Leserin, lieber Leser,

da ich neulich die Aktie „Murphy & Spitz Green Capital AG“ (kurz „Murphy & Spitz“) besprochen hatte und der Kurs aktuell nochmal unter 3,50 Euro zurückgekommen ist, könnte das eine interessante Einstiegsmöglichkeit sein.

Hier ist allerdings meiner Einschätzung nach etwas Geduld notwendig, denn Dividenden zahlt das Unternehmen noch nicht.

Das ist aber abzusehen – denn schließlich hat sich die AG nun auf ihr Kerngeschäft beschränkt und zum Beispiel eine Beteiligung an KBB (Solarthermie) ebenso abgestoßen wie eine Aktivität im Versicherungsgeschäft.

Das führte zwar zu einem Buchverlust bei KBB von ca. 100.000 Euro.

Das Thema ist dann aber „durch“ und insbesondere im Bereich Erneuerbare Energien ist Murphy & Spitz über die entsprechende Tochter aussichtsreich im Bereich PV-Anlagen aktiv. Die liefern einen relativ gut planbaren Cash Flow, so dass hier das Thema Dividende auf die Tagesordnung kommen könnte.

Da ich neulich bei der Hauptversammlung (HV) war und daraus etwas zitiert hatte, möchte ich hier nun im zweiten Teil des HV-Berichts den Rest meiner Notizen wiedergeben.

Denn ich finde, ein persönlicher Eindruck von Vorstand und Aufsichtsrat kann nicht schaden.

Ich greife deshalb dazu auf meine Unterlagen zurück, die ich während der HV Ende August angefertigt habe. Los geht es:

“Ich persönlich bin mit mir im Reinen”. “Ich bin auch kein totaler Amateur im Aktienrecht”. So Zitate des AR-Vorsitzenden. Wir wollen zukünftig Kanzlei mit dem Thema HV beauftragen.

Zwischenruf “man lernt aus seinen Fehlern”.

AR-Vorsitzender betont: HV Beschlüsse sind solange wirksam, bis ein Gericht sie aufhebt. Im Moment besteht also “kein Problem” – alles, was wir auf der vorigen HV beschlossen haben, ist aktuell wirksam.

Frau Steeg fragt: Haben Sie irgendwas zur Aufschiebung bedingt gefunden? Antwort: Nein.

Bestätigungsbeschluss wäre dann doch besser, so wirft Aktionärin Steeg ein.

Probleme mit Unterlagen haben sich geklärt. Richtig ist: Aufgrund eines Versehens waren nicht alle Unterlagen im Internet verfügbar. Das ist aus Sicht des AR-Vorsitzenden kein Anfechtungsgrund.

Zwischenfrage Herr Thiele: Wie hoch ist der Streitwert? Antwort: 200.000 Euro. AR-Vorsitzender hält das für angemessen. Daran orientieren sich die Gerichtskosten. AR-Vorsitzender nennt Kosten von ca. 30.000, die bisher angefallen sind.

Wenn Kosten für nächste Instanz mit hinzu kommen, dann wären es ca. gut 50.000 Euro.

Aktionärin Steeg:

Das war der vernünftigste Satz, den ich heute gehört habe:

“In Zukunft nehmen wir juristische Beratung in Anspruch”.

Dann Thema Kapitalerhöhung: 31.1.2020, da wurden 300.000 Aktien zu 1,75 Euro je Stück ausgegeben.

29.6.2020 wurde intensiv über die HV diskutiert, da wurde beschlossen HV virtuell durchzuführen.

Am 3.11.20 – nachdem Anfechtungsklagen gestellt wurden – wurde AR-Vorsitzender neu gewählt und beschlossen, dass er sich mit der Anfechungsklage beschäftigt und dafür vergütet wird.

Zwischenfrage eines Aktionärs: Welche zusätzlichen Kosten durch Vergabe an externe Kanzlei im Hinblick auf HV? Antwort: Pi mal Daumen 15-20 T Euro pro Jahre (z.B. Kanzlei “Meilecke Hoffmann & Partner” oder so).

Anmerkung Aktionärin Steeg: Das dauert doch nur 2 Stunden – die genannten Kosten hält sie für “mittelschwere Übertreibung”.

Frage eines anderen Aktionärs: Vertreten Sie alleine in den Prozessen die Gesellschaft?

Antwort AR-Vorsitzender: Ja

Dann übernahm Vorstand Murphy:

Höhe Rückstellungen:

Abschluss & Prüfung 5.250 Euro, weitere relativ kleinere Beträge genannt.

Es gibt keine Prozesskostenrückstellung.

Es ist “utopisch”, dass wir verlieren.

“Es kann nicht sein”, dass wir diesen Prozess verlieren.

Vorstand und Aufsichtsrat haben keine D&O Versicherung.

Erhöhter Umsatz, wieso? Es gab höhere Umlagen, die durch die Töchter gezahlt wurden. Das hängt damit zusammen, dass wir auch erhöhten Arbeitsaufwand hatten.

Warum sind Löhne und Gehälter abgesunken? Antwort: Weniger Gehalt für den Vorstand und auch ein Mitarbeiter weniger.

Abhängigkeitsbericht wurde von APP Audit GmbH (oder so) geprüft.

Frage zum Thema KBB: Also KBB wurde generell aufgelöst, wir wollten unseren Wert erhalten. Wir hatten 700.000 Euro investiert auf der Eigenkapitalseite. Vor zwei Jahren haben wir 20% davon abgeschrieben, das erschien uns realistisch. Doch durch die Corona-Pandemie “brachen alle Dämme”.

Wir haben einen guten Betrag ausgehandelt. Letztendlich – wir haben viel Arbeit da reingesteckt und das ist das Ergebnis, was rausgekommen ist (= Buchverlust von 100.000 Euro).

Warum haben wir das Versicherungsgeschäft aufgegeben?

Wir sind alle keine Versicherungsleute.

Aktienoptionen: Da gab es 2020 Ausgabe von ca. 100.000 Stück an den Vorstand.

Struktur: Streubesitz ca. 64%. “Organe & Mitarbeitende inkl. Positionen” 30,37%, MSUFD 5,43%

Uns liegen keine Informationen vor, dass 7C Solarparken noch Aktien an Murphy & Spitz hält.

Es gibt keine Verbindung zu Frank Asbeck.

Herr Spitz von Green Energy nennt einige Details zur Planung. Da soll in Bayern mit Gemeinden und lokalen Partnern zusammengearbeitet werden.

Wir haben da zum Beispiel in Meinheim den Bürgern Verzinsung von 2% für Bürgerbeteiligung angeboten.

Beispiel: Firma XY bietet Solarpark an für 900.000 Euro die Megawattstunde. Wir gehen davon aus, dass wir diesen Preis in eigener Planung und Ausführung um 20-30% unterschreiten können.

Aber es ändern sich die Dinge, Frachtkosten gestiegen, Beschaffung nicht sicher etc. pp.

Welche Fonds sind geplant? Green Bond Fonds und noch einen Fonds (Climate irgendwas…). Wir wollen da eine kleine Familie aufbauen von Fonds.

Aktionärin Steeg Nachfrage: Wortlaut Testat Abhängigkeitsbericht bitte!

Dann wieder AR-Vorsitzender: Z.B. 19.3.2020 Beschluss, in Berufung zu gehen, 21.5.21 200 T Euro in Kapitalrücklage der Green Energy.

Beschlussfassung Jahresabschluss 2020, Beschlussvorläge HV.

Die Abstimmungen

Hier kaum es zu einer – für den Verfasser des Berichts – faustdicken Überraschung.

Nach einer Pause von einer Stunde erklärte, der AR-Vorsitzende, dass es diesmal keine Abstimmung gibt. Man will eine neue HV einberufen. Gegen 15:00h wurde die Versammlung geschlossen.

Noch ein Rückblick auf die vorige HV mit Präsenz, das war ca. zwei Jahre vorher:

Da war ich auch dabei und hatte mir unter anderem das notiert (interessant im Hinblick auf erzielte Verbesserungen):

Abbitte will der Vorstand leisten im Hinblick auf Digitalisierung. Intern sei die Digitalisierung abgeschlossen. Aufbau der Online-Vermögensverwaltung kommt nur schleppend voran.

Den größten Aufwand haben wir damit, Verträge mit Vermögensverwaltern zu implementieren, zig Verträge unterschreiben etc. – das ist „extrem aufwändig“, viel Zeit und hohe Fehlerquelle. Durch die Digitalisierung des „Onboarding-Prozesses“ könnte das deutlich besser werden, BaFin konform.

Danach „rennen uns Neukunden zwar nicht die Bude ein“, aber strukturierter Prozess erleichtert B2B-Partnerprogramm.

Bereich Green Energy

Eine Anlage in Tschechien mit 1,2 MW wurde verkauft. Der Preis war sehr gut („hervorragend“). Erträge reinvestiert in Cronheim Bahn 1+2. 

Aktuell 14 Erneuerbare Energien Kraftwerke, soll punktuell ausgebaut werden.

Umsatz von 2,02 Mio. Euro auf knapp 3,03 Mio. Euro.

Ergebnis 1,9 Mio. Euro (Vorjahr nur rund 0,1 Mio. Euro)

Aktuell (das war wie gesagt 2019):

12 PV Anlagen mit 10 MW

Zwei WKA mit 5,3 MW

Prognose bis Jahresende ca. 20 MW

Umfinanzierung von Bankdarlehen

Dividendenzahlung in Höhe von 1,5 Mio. Euro an die Holding

Planmäßige Rückführung von Genussrechten und Anleihen. 0,8 Mio. Euro wurden per Ende 2018 bereits zurückgezahlt. Bis Ende 2019 sollen verbleibende Anleihen und Genussrechte gekündigt werden, um neues Wertpapier aufzulegen, mit für die Gesellschaft günstigeren Konditionen.

Es übernahm hier vorübergehend Herr Spitz, Vorstand der Tochter Green Energy. Wir waren 2018 gewissermaßen ein Profiteur des Klimawandels – heiß und trockenes Wetter. 2019 wird das Wetter voraussichtlich nicht ganz so gut sein wie 2018 in Bezug auf Photovoltaik-Erträge.

Portfolio wurde mehr auf den Euro-Raum und auf Deutschland ausgerichtet. Weit über 95% der Kilowattstunden werden in Deutschland erzeugt. Durch die Niedrigstzinsen werden auch die Finanzierungskosten reduziert, die früher bei über 5% lagen, jetzt bieten wir über 2% (an späterer Stelle wurde allerdings 4,25% genannt). Das ist für Anleger immer noch vernünftig für ein Portfolio, das in der Vergangenheit immer pünktlich die Zinsen gezahlt hat. Dieser Umfinanzierungsprozess wird sich über einen längeren Zeitraum hinziehen, da es natürlich Kündigungsfristen gibt, die zu beachten sind.

Murphy & Spitz Green Estate GmbH

Gründung 2018, da tut sich nicht viel, 2018 leichtes Minus, 2019 soll ausgeglichenes Ergebnis erreicht werden. Ausgabe einer Anleihe zur Finanzierung der Immobilie (die, an der die HV stattfindet = Vermögensverwaltung).

KBB Kollektorbau Berlin GmbH

Das Unternehmen stellt Kollekturen her. Einer der wenigen noch bestehenden Kollektorbauer. Probleme damit: Mit PV Anlage muss ein Kabel eingesteckt werden, fertig. Hier müssen Rohre gelegt werden etc. und das setzt sich in Deutschland nicht durch so unsere Überzeugung. Deshalb ist die KBB hauptsächlich im Ausland aktiv, wie in Nordafrika, vielleicht ist da Verlegung des Geschäfts in Überlegung. Es gibt da einen „strukturierten Prozess“, Herr Murphy kann dazu nicht mehr sagen, da er zu Verschwiegenheit verpflichtet ist. Er gehe davon aus, dass sie die nicht mehr lange im Portfolio haben.

Wie gesagt, das war 2019. Und Ende August 2021 teilte der Vorstand dann mit, dass der Ausstieg aus KBB erfolgt ist, mit dem genannten Buchverlust (siehe oben).

Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:

Zu Beginn der Veranstaltung standen in einem Nebenraum Kaffee und Mineralwasser bereit. Außerdem gab es einige Käsebrötchen. Da die Veranstaltung länger als geplant dauerte, wurden gegen Mittag Pizzen bestellt und verzehrt. 

Mein persönlicher Eindruck:

Geldanlage nach ethischen und ökologischen Prinzipien – das Kernthema dieses Unternehmens ist mir natürlich sehr sympathisch! Das gilt auch für die beiden Unternehmensgründer. Offensichtlich hat der Aufsichtsrat des Unternehmens Fehler gemacht – jedenfalls war eine Anfechtungsklage in erster Instanz erfolgreich. Wie es weitergeht, bleibt spannend.

Und hier noch das Zitat zum Tag:

„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”

– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort

Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.

Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.

Sie erreichen mich per Email unter doppelterendite@gurupress.de