Liebe Leserin, lieber Leser,
Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung (HV) der KSB SE & Co. KGaA (kurz “KSB”) fand – wie so viele HVs in dieser Zeit – in virtueller Form statt. Da ich das Geschäftsfeld des Unternehmens schön finde (mehr dazu später) und die Bilanzrelationen für mich in Ordnung aussehen, möchte ich Ihnen diese Aktie in diesem Beitrag vorstellen.
Dazu greife ich auf meine Aufzeichnungen von der HV zurück. Hier mein Bericht für Sie:
Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats Dr. Bernd Flohr.
Was er klarstellte: Während der Veranstaltung können Aktionäre/innen keine Fragen stellen. Alle vorab fristgerecht eingereichten Fragen sollen im Verlauf der weiteren HV beantwortet werden. Es sind keine Gegenanträge oder Ergänzungsanträge für die Tagesordnung eingegangen.
Es gab zwei kurze Vorstellungsvideos der beiden Kandidatinnen für den Aufsichtsrat (AR):
KSB – Kandidatinnen für den AR: Prof. Dr.-Ing. Corinna Salander und Frau Gabriele Sommer.
Fand ich gut, dass sich die Kandidatinnen persönlich vorstellten.
Nach den weiteren, üblichen Formalia übernahm der Geschäftsführende Direktor der KSB Management SE Dr.-Ing. Stephan Timmermann das Wort. (Die Konstruktion ist hier etwas kompliziertes als bei einer „normalen“ Ag, da KSB eine „SE & Co. KGaA“ ist).
Er ehrte zu Beginn die im vorigen Geschäftsjahr verstorbenen Mitarbeiter/innen des Unternehmens – fand ich prima.
Zu Beginn gab es einen Allgemeinplatz von ihm (sinngemäß „Sie wissen: Prognosen in sich sind schwierig, insbesondere solche im Hinblick auf die Zukunft.“)
Danach gab es aber einen informativen und gut gesprochenen Überblick über die Lage von KSB im vorigen Geschäftsjahr und die aktuelle Situation.
Wir waren durch die Einschränkungen der Coronavirus-Pandemie stark betroffen. Das Management ist sofort eingeschritten, wir konnten mit den örtlichen Behörden Systemrelevanz besprechen. Unsere Mitarbeiter haben „unglaubliche Flexibilität“ an den Tag gelegt, so Herr Timmermann.
Sozusagen über Nacht haben wir die Hälfte der Mitarbeiter ins Home Office geschickt. Klingt einfach – aber es fehlte die IT-Infrastruktur.
Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt.
Wir nutzten Zeit, die Investitionen weiterzuführen – wir wollen die besten Produkte am Markt haben. In der Summe haben wir einen sehr guten Job gemacht.
Wir hatten sofort einen Einstellungsstopp. Es wurden Kosten reduziert, wir hatten auch Kurzarbeit. In der Summe haben wir sehr frühzeitig verkündet: Wir werden coronabedingt kein Personal abbauen. Das hat zu einem „spirit“ geführt, der die Belegschaft weltweit zusammengeschweißt hat.
Ja, das Jahr 2019 war besser. 2019 war ein starkes Jahr. Der Umsatz ist 2020 weniger stark gesunken als der Auftragseingang. Der Auftragsbestand ist ein gewisser tankerartiger träger Zustand – das hat vieles glätten können. Unsere Werke konnten nahezu durchgehend durcharbeiten. Das Ergebnis Ebit von gut 113 Mio. Euro auf 70 Mio. Euro. Ich sage, das ist ein guter Wert!
Hätte es besser sein können? Selbstverständlich.
Hätte es schlechter sein können? Selbstverständlich.
Einige Fehler der Vergangenheit haben uns – hoffentlich das letzte Mal – das Ergebnis etwas verhagelt.
Die Zahlen zeigen mehrere wichtige Botschaften:
Auftragseingang. Abnahme des Auftragseingangs regional überall in etwa gleich. Zeitlich: Das zweite Halbjahr 2020 war schwächer als das erste (coronabedingt).
Wir haben fünf Servicegesellschaften verkauft. Wir merkten, dass sie nicht in das, was wir heute Kerngeschäft nennen, reinpassen. Sie haben nur noch Verlust bereitet, wir haben sie alle verkauft – leider mit einem Verlust von 4 Mio. Euro.
Wir hatten Jahressteuerquote von fast 90%.
Das ist ja erschreckend, das Ebit von 70 Mio. Euro wurde zu Ergebnis nach Ertragssteuern von 4,4 Mio. Euro.
Mit unserer vorhandenen Liquidität haben wir eine sehr gute Basis, um jetzt im laufenden Jahr durchzustarten.
Zur letzten traurigen Meldung: Wenn ich den Jahresüberschuss von gut 4 Mio. Euro nehme und schaue, was ist den Aktionären zuzurechnen, so sehe ich: Anteile Dritter 14,0 Mio. Euro, der den Aktionären zuzurechnende Anteil bei über 9 Mio. Euro Minus. Also unter dem Strich ein Verlust im Geschäftsjahr 2020 für die Aktionäre/innen.
Also eigentlich hätte Dividende da ausfallen sollen.
KSB: Aber Dividendenkontinuität ist uns wichtig.
Wir haben einen Plan gemacht und schlagen vor, die Dividende zu kürzen, aber nicht ausfallen zu lassen.
Langfristige Maßnahmen – wenn man seine Stärken kennt, weiß man, wie man sie stärken kann. Wenn man seine Schwächen kennt, weiß man, wie man sie eliminieren kann.
In der Zusammenfassung – unser Programm „Climb 21“!
Wir haben das Geschäft aufgeteilt in drei Bereiche: Pumpen, Armaturen, Service. Dann noch Unterbereiche (bei Pumpen z.B. Bergbau, Energie, Wasser…). Dann aufgeteilt auf 9 Regionen. Das gilt seit Juni 2020. Hier der Überblick (Quelle: Unternehmensangaben):
Es ist unser Ziel, die Frauenquote im obersten Management zu erhöhen.
Wir haben 300 Maßnahmen, welche durchgeführt werden sollen. Beispiel „Marktbereich Mining“. Das war sehr US-konzentriert, Werk in Georgia für USA und Kanada. Heute: Global vernetztes „Key Account Management“. Wir haben nun globalen Blick. Von Georgia wird nun auch Brasilien und Südafrika in den Blick genommen.
Bereich Petrochemie ähnliches Bild. Wir haben hier in Frankenthal eine Gruppe, die Projekte aller Art geleitet haben, die haben alle Kunden in dem Bereich betreut. Heute haben wir einen Marktleiter Petrochemie. Der organisiert vom Schlüsselmarkt China aus, er sitzt in Shanghai.
KSB – und dann Wassergeschäft:
Zentrum in Halle, tolles Werk. Heute eine Zentrale, Marktbereichsleiter Herr Schneider, der durch Wissenszentren weltweit aktiv ist, um die Kunden zu begeistern. Die sollen sagen: Im Wassergeschäft gibt es einen, der das Geschäft beherrscht, und das ist KSB.
Beim neuen System muss sich das eine oder andere nach arrondieren, aber es wird uns helfen auf dem Weg nach oben.
2020 gab es Investitionen in Höhe von insgesamt 97,6 Mio. Euro, davon 42,9 Mio. Euro Ersatzinvestitionen.
Beispiel in Halle wurde investiert, und auch in Indien (Shirwal). Keiner hat so ein tolles Werk von unseren Konkurrenten. Auch Erweiterung in Perth. Es macht keinen Sinn, teure Mieten zu zahlen, wenn sie an einem Standort längerfristig aktiv sein und richtig Geld verdienen wollen.
Auch in den USA Neubau „Standard Alloys“ am Standort Port Arthur. Wir werden bereits vor der nächsten Hurrikane Saison (die ist ja schon diesen Sommer) abgeschlossen haben.
Aber auch in Frankenthal gewaltige Investition im Bereich Energie. Und Neubau Wareneingang, das ist Verbesserung im Bereich Logistik. Was die Bürobereiche angeht – sichtbar für jeden, Abschluss der Renovierung unserer Pforte.
Thema Nachhaltigkeit – das ist für uns nicht nur ein Schlagwort sondern etwas, das wir seit sehr langer Zeit leben.
Unser Werk in Italien ist „klimaneutral“ und eins in Deutschland. 100% Grünstrom Ende des Jahres bei KSB in Deutschland. Mitarbeiterzufriedenheit z.B. durch Sportareal in Frankenthal. Wir haben Grünflächen, wo wir Blumen anpflanzen, dann freuen sich die Mitarbeiter. Wir schaffen Flaschen ab und führen Wasserspender ein, das sind so Kleinigkeiten. Teilweise kaufen wir kein Wasser, sondern bereiten das Wasser auf, das aus den Wasserhähnen kommt.
Ausblick
Kernzielsetzungen für 2021:
Ausbau der neuen Organisation. Wir wollen das Beste machen im Jubiläumsjahr trotz Corona. Im September werden wir 150 Jahre. Das wollen wir mit Ihnen auch feiern.
Kernmaßnahmen – ein Beispiel KGaA. Die macht einen Verlust – leider einen chronischen Verlust.
Quelle: Unternehmensangaben
Projekt – die KGaA nachhaltig profitabel bekommen. Wie? Großer Kostenblock ist Personal – wir müssen die Fixkosten reduzieren, auch Führungskräfte, „möglichst geräuschlos“ bis 2023. Wir müssen uns um Vertriebskosten kümmern. Es kann nicht sein, dass wir sehr viel Geld in Onlinehandel stellen, gleichzeitig die gleiche große Gruppe an Mitarbeitern vor Ort haben, mit neun Vertriebsgruppen in Deutschland.
Es wird mehr online bestellt, nicht nur bei Privatkunden, sondern auch in der Industrie.
Und unsere Prognose für 2021? Hierzu eine Grafik (Quelle: Unternehmensangaben)
Das 1. Quartal 2021 war „gut“. Wir wollen dieses Unternehmen weiterentwickeln. Nicht nur wegen Selbstwertgefühl für uns und Mitarbeiter – sondern auch für die Aktionäre. Zielsetzung: Steigerung Aktienkurs. Auch wenn wir unsere Rahmenbedingungen haben.
KSB: Die Generaldebatte
Es folgte das, was ich bei einer HV normalerweise am interessantesten finde: Die Generaldebatte! Die Aktionärinnen/Aktionäre stellen Fragen – Vorstand und/oder Aufsichtsrat antworten. Gelebte Aktionärs-Demokratie sozusagen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit weiche ich hier teilweise vom chronologischen Verlauf ab.
Hier war es aber – Stichwort virtuelle Form – etwas anders. Aktionäre konnten nicht während der Veranstaltung Fragen stellen. Das war nur vorab möglich, und diese Fragen sollten nun beantwortet werden.
KSB – Dann Frage- und Antwort-Runde:
Es gab insgesamt laut Angaben des Vorstandsvorsitzenden gut 50 Fragen, darunter Fragen der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.) und der SdK (Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.). Es wurde gesagt vom Aufsichtsrat, dass alle eingegangenen Fragen beantwortet werden sollen.
Frage: Beitrag von KSB zu Klimawandel und Nachhaltigkeit? KSB ist seit 2010 im UN Global Compact drin – dem wichtigsten Verein, der Nachhaltigkeit umfassend betrachtet. Wir unterstützen alle 17 Nachhaltigkeitsziele. Wir haben Ziele wie Einsparung von CO2 30% (auf Basis 2018), da sind wir sehr gut unterwegs. Klimaneutrale Zertifizierung für uns sehr wichtig, wir sind dabei in Frankreich und Luxemburg grünen Strom zu beziehen und wollen alle deutschen Werke auf Ökostrom umstellen bis Jahresende.
Frage der SdK: Zukünftig virtuelle HVs, Präsenz und virtuell? Das ist möglich, das wird vorgegeben durch Pandemielage und Gesetzeslage. Wir selbst sind für alles bereit, wobei uns eine gute Präsenz-HV lieber ist. Beides zusammen durchzuführen kostet noch mehr Geld – sehr praktisch, aber auch sehr teuer. Wir warten derzeit ab im Hinblick auf Planung zukünftiger HVs.
Wie viele Väter haben Elternteilzeit genommen? Gab es Veränderungen? Wie viele in Führungspositionen?
Im Jahr 2020 haben 139 Väter Elternteilzeit genommen, 12 davon Führungskräfte, durchschnittliche Dauer 1,4 Monate. Zeitspannen von 1 bis 24 Monaten. 2019 hatten wir 117 Väter in Elternteilzeit.
Wie hoch war Kurzarbeitergeld, wie wurde das verbucht?
Zur Höhe: 2020 waren es in den deutschen Gesellschaft 117.000 Euro, es wurde als Verringerung des Personalaufwands verbucht. Konzernweit können wir nicht berichten, weil es da unterschiedliche Regelungen in den Staaten gibt.
Was hätte man besser machen können? Aus heutiger Sicht fällt mir nicht Entscheidendes ein, so Dr. Timmermann – es gibt immer was, was man hätte besser machen können, aber ich sehe kein Beispiel für eine große Sache.
Was ist mit Geschäften mit nahe stehenden Personen? Sofern bestimmte Kriterien erfüllt werden, bedürfen solche Geschäfte der Zustimmung des Aufsichtsrats – das wissen Sie.
Es geht um natürliche und juristische Personen. KSB hat ein internes Verfahren eingerichtet, wonach alle Geschäfte mit nahe stehenden Personen dokumentiert werden.
Integraler Bestandteil unseres Compliance Systems. 2020 gab es zwei solcher Vorgänge – ein Vorgang betreffend Anmietung eines Betriebsgrundstücks in Nordamerika. Bei einem anderen Vorgang um IT-Dienstleistung. Das ist noch nicht abgeschlossen.
Würde der Vorstand Aufnahme in den SDAX unterstützen?
Antwort: Wir sind im „General Standard“, wir müssten dazu erstmal in den „Prime Standard“. Die Überlegung dazu ist da, das müsste abgestimmt werden, das wäre erster Schritt.
Was sind die wichtigsten Forschungs- Entwicklungsprojekte?
Wir beschäftigen uns mit 3D Metalldruck oder Additiven. Wir sind da als Prüfungslabor akkreditiert und nehmen da auch externe Aufträge an. Das „Produkt von morgen“ werde ich Ihnen wahrscheinlich auf der nächsten HV vorstellen.
Hocheffizient, hoch kompakt – das Thema Nachhaltigkeit spielt da eine große Rolle. Wir erhalten auch öffentliche Fördermittel. Digitalisierung eröffnet neue Geschäftschancen.
Auswirkungen von Coronavirus—Pandemie auf Werk in Indien? Wir konnten durch unsere Maßnahmen die Zahlen der Infizierten niedrig halten – in Indien sieht es angespannter an. In Indien haben wir durchschnittliche Auslastung von 60-70%.
Wie viele Unfälle gab es, wie viele waren schwer? Die Definition von schwer ist je nach Land anders. Bei KSB gab es über 3.000 Arbeitstage, die durch Unfälle verloren gingen. Unfallquote bei unter 0,3% bezogen auf die Belegschaft. Wir sind selbstverständlich bestrebt, diese Zahl weiter zu senken.
Ist KSB in großem Umfang von Patentverletzungen betroffen? Eine Verletzung unserer Patente stellt eher eine Ausnahme dar. Seit Jahren mussten wir uns dagegen nicht mehr zur Wehr setzen. Wir respektieren Patente des Wettbewerbs.
Frage zu Beteiligung in Saudi Arabien – wieso gab es da hohes negatives Ergebnis? Da sind Aufwendungen auf Wertberichtigungen auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen.
Es geht da um ein großes Projekt aus dem Jahr 2016, das der Kunde nicht zu Ende gebaut hat. Es besteht mit geringer Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde die Forderung begleichen wird.
Saisonalität bei KSB?
Traditionell ist bei KSB das zweite Halbjahr stärker als das erste. Wir sind mit dem ersten Quartal sehr zufrieden.
Frage zum Kursanstieg von 50% in den letzten 12 Monate, ein Kursziel eines Analysten lag bei 384 Euro. Was ist das für eine Analyse? Antwort: Wurde von Research Haus Warburg gemacht, 30. März. Die kann da käuflich erworben werden.
Ist Wechsel der Rechtsform zu AG oder SE in Erwägung gezogen worden? Wir sind 2018 gewechselt mit der Rechtsform – das neue Modell hat sich bewährt, deshalb keine Überlegungen zur Änderung der Rechtsform.
KSB: Die Abstimmungen
Vor den Abstimmungen gab es in der Pause mal was Nettes – zum Beispiel die Betriebskapelle spielte „Skandal im Sperrbezirk“.
Bei den Abstimmungen gab es angesichts der Beteiligungsverhältnisse keine Überraschungen. Schließlich hält die KSB Stiftung (indirekt) mehr als die Hälfte der KSB- Stammaktien.
Allen Vorschlägen der Verwaltung wurde mit großer Mehrheit zugestimmt.
Noch ein paar Anmerkungen zur kulinarischen Seite:
– (Angesichts des virtuellen Formats ein Strich!)
Mein Fazit:
Ein solides Unternehmen, schönes Geschäftsfeld, mit schöner Bilanzrelation, aber auch einigen Punkten, die zuletzt nicht so gut gelaufen sind. Der Vortrag und die Frage- und Antwort-Runde fand ich lebhaft und informativ.
Und hier noch das Zitat zum Tag:
„Viele kleine Aktionäre, an vielen kleinen Orten, die viele Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.”
– Von mir abgewandeltes afrikanisches Sprichwort
Wie üblich gilt: Das ist keine Aufforderung zum Kauf – für Ihre Käufe/Verkäufe sind Sie ganz alleine verantwortlich. Ich glaube an den mündigen Leser.
Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir eine Email, auch und besonders zu Dividenden-Aktien, die Sie gut (oder schlecht?) finden. Ich kann dann gerne darauf direkt hier im Newsletter eingehen, wenn es passt.
Sie erreichen mich per Email unter doppelterendite@gurupress.de