Geschäft am Immobilienmarkt: Vonovia oder Deutsche Wohnen?

Liebe Leser,

so einfach kann man Geld verdienen: Die Deutsche Wohnen-Aktie ist um deutliche 15,8 % gestiegen. Die Aktie kostet jetzt 52,20 Euro. Hintergrund ist ein Übernahmeangebot durch den größten Konkurrenten, der gleichzeitig allerdings jetzt zum Dach werden könnte – die Vonovia. Können Sie noch mitverdienen?

Vonovia-Angebot: Das ist spektakulär

Zunächst zu den Hintergründen: Die FDP etwa meldete sich heute zu Wort und meinte, die Übernahme eines Riesenkonzerns der Wohnungsbaugesellschaft sei nicht verwunderlich. Die großen Unternehmen arbeiten sozusagen zusammen gegen einen Gesetzgeber, der unter anderem mit Mietendeckeln Punkte machen wollte.

Jedenfalls möchte die Vonovia, ein Dax-Konzern, die Aktie der Deutsche Wohnen für einen Betrag in Höhe von 53,03 Euro kaufen. Wenn 50 % und mehr der Aktionäre zustimmen, dann soll das Geschäft vollzogen werden. Das Kartellamt müsste ebenfalls zustimmen.

Die Aktie kostete dank des Angebotes der Vonovia, das noch nicht einmal offiziell den Deutsche Wohnen-Aktionären vorliegt, gleich 15 % mehr und bringt nun gut 52 Euro. Das Angebot sieht also unter dem Strich schon heute keine Prämie mehr vor. Es gibt keine Möglichkeit, Geld damit zu verdienen, die Aktie zu kaufen und sie dann Vonovia anzudienen – wenn deren Angebot nicht noch steigt.

Selbst der sogenannte volumengewichtete Drei-Monats-Kurs liegt nur noch wenig über dem aktuellen Aktienkurs. Dieser Durchschnittskurs wird bei der Bestimmung eines fairen Übernahmekurses oft als Messgröße benannt. Dies wird allerdings hier keine größeren Kursgewinne mehr bringen.

Deshalb ist die Aktie der Deutschen Wohnen AG mit dem heutigen Handelstag nicht mehr interessant. Dennoch: Die beiden Unternehmen werden zusammen über 500.000 Wohnungen haben. Damit könnte die neue Vonovia, die bis dato gut 30 Milliarden Euro insgesamt kostet, ein ganz anderes Gewicht am Markt haben.

Die Immobilien selbst sollen gut 90 Milliarden Euro wert sein (beider Unternehmen zusammen). Damit wäre ein Aktienkurs, der deutlich über der Marktkapitalisierung von 30 Mrd. Euro liegt, wirtschaftlich nicht vollkommen irrsinnig. Fraglich ist zweierlei: Wird die Mietrendite für die Vonovia auf dem aktuellen Niveau bleiben? Dann ist ein solcher Mehrbestand an Immobilien nachzuvollziehen und wirtschaftlich sinnvoller.

Die zweite Frage lautet, ob die Preise für Immobilien auf dem aktuellen Niveau bleiben. Falls ja – oder wenn die Kurse sogar steigen, dann sind diese Wertsteigerungen stille Reserven, die den eigentlichen Bilanzwert noch erhöhen. Das wäre ein starkes Signal.

Was spricht für solide Immobilienpreise? Die Nachfrage – denn die Zinsen bleiben weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Die EZB stützt Staaten wirtschaftlich im Corona-Kampf. Deshalb müssen die Schulden und also auch die Zinsen insgesamt finanzierbar bleiben.

Aktie verlor heute

Da die Aktie von Vonovia heute verlor, steigt die Dividendenrendite zudem auf etwa 4 %. Das ist vor allem für Dividendenjäger verlockend. Die Aktie hat damit auch ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von ungefähr 18. An sich ist es ein positives Signal, dass der Kurs am Dienstag nach der jüngsten Bekanntgabe der Übernahmeofferte sank. Die Deutsche Wohnen ist schon zu teuer. Umgekehrt sank der Börsenpreis für Vonovia…