Gibt es einen enormen Banken-Crash?

Liebe Leser,

eine brisante Nachricht macht derzeit in den sozialen Medien die Runde. Ein Bankencrash könnte bevorstehen, heißt es etwa auf den „goldseiten.de“. Dort schreibt ein Autor, Egon von Greyerz, darüber, dass schon bald die Credit Suisse aus der Schweiz zusammenbrechen könne. Würde dies passieren, könne es sehr schnell um das gesamte Finanzsystem schlecht bestellt sein.

Zeitbombe:1,5 $ Billiarden

Er beschreibt lediglich „einen Traum“, wie er anfangs zurückrudert. Dennoch weist er darauf, dass er vor einer Woche vor einer Zeitbombe in Höhe von 1,5 Billiarden Dollar gewarnt habe. Ein „Derivate-Monster“, das die Banken geschaffen hätten.

Er verweist auf die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, die BIZ. Diese hatte schon vor Jahren auf ausstehende Derivate-Vermögen oder-forderungen in Höhe von 1,5 Billiarden Dollar aufmerksam gemacht. Die Bank – die über eine umfangreiche Statistik-Abteilung verfügt – habe dann daraus 0,6 Billiarden Dollar gemacht.

Allerdings lag schon damals die „tatsächliche“ Summe bei 1,5 Billiarden Dollar, so von Greyerz. Aktuell siedelt er selbst die Zahl bei 2 Billiarden Dollar an. So jedenfalls zitiert er seine nicht genannten Quellen.

Was hier passiert

Derivate sind Schuldpapiere, die auf die Wertentwicklung anderer Papiere wetten lassen. Es sind Termingeschäfte -ungefähr der Art, dass ein Emittent solch eines Derivates die Summe xyz zahlt, sofern der Goldpreis um den Wert von xyz steigt. Dahinter verbirgt sich folgende Vorstellung: In diesem Fall hätte der Emittent des Derivates wahrscheinlich selbst Gold-Positionen.

Er versichert sich damit für den Fall, dass der Goldpreis gerade nicht steigt – dann würde zumindest der Erlös aus dem Verkauf des Derivats im Portfeuille landen (sofern das Derivat zum Zeitpunkt x nicht zumindest noch einen Restwert haben soll). Die meisten solcher Derivate werden, so meint es auch der Autor hier, außerbörslich gehandelt.

Das bedeutet, der Wert solcher Derivate lässt sich kaum exakt erfassen. An den Börsen werden die Handelsvorgänge erfasst – dies ist für Statistiker die einfachere Variante. Deshalb sind die Schätzungen über die ausstehenden Forderungen aus Derivaten insgesamt mit Vorsicht zu genießen, sofern Sie es ganz exakt haben wollen.

Nun zitiert der Autor aber einen tatsächlich messbaren Vorgang. Ein Hedgefonds, Archegos, hat binnen eines Wochenendes eine Summe in Höhe von 30 Milliarden Dollar an Derivate-Verlusten verursacht. Dies kann auch den Großbanken nicht gefallen.

Der Wert von Derivaten lässt sich teils schwer kalkulieren. Die zugrundeliegenden Risiken sind nicht immer abzuschätzen – so jedenfalls behaupten es seit Jahr und Tag die Kritiker.

Ausschließen lässt sich die Befürchtung nicht. Deshalb sind ausstehende Forderungen oder Schulden aus Derivaten eine Bombe – zumal dann, wenn sie in Billiarden-Höhe aufgelaufen sind.

Die Deutsche Bank hat hohe Hebel – und Risiken

Der Autor zitiert dabei als Beispiel die Deutsche Bank. Die wird gerne für die Probleme dieses Marktes als Beispiel erwähnt. Die Deutsche Bank hat demnach offene Derivate im Umfang von 37 Billionen Euro. Dies sind etwa 600 mal größere Summen als das Eigenkapital in der Bilanz der Bank.

Selbstverständlich werden die Manager der Deutschen Bank darauf verweisen, dass dies eine Milchmädchen-Rechnung ist. Das stimmt auch – mindestens zu einem Teil. Denn die Derivate selbst werden auf beiden Seiten der Wetten ausgegeben. Die Bank führt die Short- und die Long-Spekulanten auf einen Wert oder einen Termin per Derivat zusammen, indem sie das entsprechende Papier ausgibt. Insofern riskiert die Bank hier wenig.

Allerdings ist ein Teil der Rechnung dennoch offensichtlich nicht so einfach: Wenn das Derivat so konstruiert ist, dass der eine Part seinen möglichen Schulden gerecht werden kann, ist die Wette offen. Oder anders gesagt: Fällt ein Hedgefonds, der viel Geld zahlen müsste – auf Basis der Derivate und der Position, die er eingenommen hat (eventuell zum Termin eine Zahlungspflicht) -, aus, wird es brenzlig.

Wie hoch die einzelnen Risiken tatsächlich sind, lässt sich wie beschrieben kaum einschätzen. Es ist jedoch nicht nur ein Nullsummen-Spiel, wie Verteidiger des Systems gerne berichten. Alles basiert darauf, dass keine hohen Forderungen offen bleiben – denn das kann einzelne Institute in die Pleite führen.

Finanzsystem hängt an den Banken

Wir wissen aber, dass die Banken für das gesamte Finanzsystem bedeutend sind. Banken verleihen Geld und erzeugen damit neue Geldmengen (jeder Kredit ist eine Gutschrift auf einem Konto, die nur zu einem Bruchteil von echtem Geld abgedeckt sein muss – die Gutschrift, der Kontostand, kann dann allerdings zum Kauf oder Handel genutzt werden).

Wenn diese Bankkredite plötzlich nicht mehr ausgereicht werden, weil a) eine Bank oder mehrere zusammenbrechen oder b) die Banken einander nicht mehr vertrauen, kann das System insgesamt in sich zusammenfallen. Das Wachstum ist notwendig kreditbasiert – dies ist die Funktion der Banken.

Deshalb ist die Erinnerung des Autors auch wichtig. Sie sollten wissen, dass das gesamte Finanzsystem massiv verschuldet ist – und auf der anderen Seite verdientermaßen hohe Forderungen dem gegenüberstehen. Die Forderungen dürfen nicht in sich zusammenfallen.

Dazu eine Grafik, die verdeutlicht, wie hoch die einzelnen Sektoren verschuldet sind – und wie viel Gold dahintersteckt

Die Grafik zeigt, dass die Goldmengen bei Zentralbanken und privatem Anlagegold sich insgesamt auf 77.000 Tonnen belaufen (Zentralbanken 34.000, private Investitionen 43.000 Tonnen). Beim aktuellen Goldwert entspricht dies etwa 4,2 Billionen Dollar. Dies sind nur 0,2 % der gesamten Verbindlichkeiten in Höhe von 2,3 Billiarden Dollar, die sich insgesamt ergeben, wenn Sie zusammenrechnen:

1,5 Billiarden Dollar Verbindlichkeiten aus Derivaten

300 Billionen Dollar Verbindlichkeiten, die offiziell weltweit insgesamt gemeldet werden und

weiteren nicht-hinterlegten geschätzten 500 Billionen Dollar.

Auch wenn Sie nur 2 Billiarden Dollar Schulden annehmen, die in Papiergeld zu zahlen wären – das Gold selbst ist in dieser Rechnung weiterhin nur etwa zu 0,3 % geeignet (bei aktuellen Preisen), diese Schulden zu finanzieren.

Andersherum gesagt: Wir leben in einer enormen Papiergeld- und Forderungsblase. Diese Blase besteht aus Forderungen und Schulden. Wenn Sie sich schützen wollen, benötigen Sie demzufolge umgekehrt Gold.

Gold ist als Währung und als Geld seit 2000 Jahren (und länger) bewährt. Jährlich kommen weniger als 3 % dazu. Deshalb sind und waren Goldmünzen und Goldbarren stets eine sichere Geldanlage, wenn Sie damit über den Tag hinaus kalkulieren. Preisschwankungen sind kurzfristig betrachtet lediglich ein Ausdruck der Macht von Zentralbanken und wenigen Großinvestoren. Der Handel ist eingeschränkt – deshalb sind die Preise kurzfristig nicht „marktgerecht“. Langfristig aber ist von allen Geldarten bis dato nur Gold sicher.