Lockdown: Wie stark wird der Crash?

Liebe Leser,

wir rätseln derzeit wahrscheinlich alle, ob wir einen Spezial-Lockdown in Deutschland erleben (der Moderator der Sendung „Hart aber fair“ hatte diese Bezeichnung sinngemäß gewählt) oder ob die Maßnahmen eines Tages ein Ende finden werden. Die Chance darauf, dass sich die Maßnahmen in den kommenden Wochen in dem Sinn lohnen werden, dass dann alles wieder seinen Gang geht, gelten als recht gering.

Die Schäden allerdings werden immens sein. Jüngst hat das Gastgewerbe gezeigt, wohin die Reise gegangen ist und wohin sie noch führt.

Umsätze im Gastgewerbe – 1994 bis 2021 (Januar) – Der Lockdown-Crash

Quelle: querschuesse.de

Sie sehen, dass es ohnehin im deutschen Gastgewerbe seit vielen Jahren abwärts geht. Die Umsätze sind in den zurückliegenden Jahren nur leicht auf bescheidenem Niveau nach oben geklettert. Der Lockdown hat hier Löcher gerissen, die so wohl niemand erwartet hatte.

Die Gastwirte haben dabei zwar einen Unterstützungsbeitrag vom Staat erhalten. Dennoch sollen unter dem Strich alleine etwa 20 % der Arbeitsplätze verschwunden sein. „Umsätze“ ist ein Begriff, der bei gleichbleibendem Verzehr auch die Anzahl der Kunden beschreibt.

Die Gastronomie hat nicht nur einmal auf Umsätze verzichten müssen, sondern wird auch  zahlreiche Kunden – teils auf Nimmerwiedersehen – verlieren. Die Arbeitsplätze sind nicht nur einfach für einen gewissen Zeitraum verschwunden, sondern werden wahrscheinlich nicht mehr wiederkommen.

Das Bild bestätigt sich beim Blick auf die sogenannten Gästeübernachtungen. Hierunter versteht die Statistik sowohl die Hotelübernachtungen wie auch Pensionen und ähnliche Beherbungsstätten bis hin zu Jugendherbergen. Im Januar 2021 ist die Anzahl der Gästeübernachtungen um den Faktor -76,3 % niedriger gewesen als im Januar 2020.

Dabei ist der Tourismus aus dem Ausland besonders stark gefallen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging es um -86,3 % abwärts. Die Zahl der Übernachtungen ist im gesamten Jahr 2020 um immerhin -39 % gesunken – es ging allerdings im Sommer wieder etwas aufwärts, als Übernachtungen auch Privathaushalte möglich waren.

Aus dem Ausland entfielen hier insgesamt -64,4 % der Übernachtungen. Aus dem Inland ging im gesamten Jahr die Zahl der Buchungen um -33,4 % abwärts. Auch hier gilt, dass die Betriebe einen Zuschuss oder eine Unterstützung erhielten. Diese fiel im November und Dezember statistisch betrachtet zu großzügig aus, weil bis zu 80 % der Umsätze bezahlt wurden – die staatliche Misswirtschaft in diesem Punkt ist jedoch von Brüssel für die EU schon wieder korrigiert worden.

Nun müssen die Betreiber sich auf die Fixkosten beschränken lassen. Gerade Großbetriebe werden ihre liebe Müh und Not haben. Denn die Unterstützungen nach oben sind mittlerweile gedeckelt. Wer zu viel Umsatz macht, wird nicht mehr alles geltend machen können. Die Abrechnung erfolgt aber nicht auf Basis einzelner Häuser, sondern für den Konzern gesamt. Verabschieden Sie sich schon einmal von einigen Ketten oder zumindest von Teilen dieser Betriebe.

Besorgniserregende Zahlen

Die Zahlen sind zwar nur vorläufig. Dabei ist aber die Krise auch noch nicht ausgestanden, sondern läuft vielmehr erst an. Der Osterurlaub entfällt praktisch, der Pfingsturlaub wird mit hoher Sicherheit gleichfalls nicht im gewohnten Maße stattfinden.

Schon jetzt hatten im Januar nur noch 29.200 Beherbungsbetriebe überhaupt geöffnet (Geschäftsreisende dürfen in den Hotels übernachten). In Deutschland sind insgesamt ungefähr 52.000 Beherbungsbetriebe erfasst. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Betriebe hat schon unter den bisherigen Bedingungen nicht mehr öffnen wollen oder können.

Dies könnte sich verschlechtern – denn die wirtschaftliche Situation spitzt sich zu. Immer weniger Beherbungsbetriebe dürften in der Lage sein, überhaupt noch zu öffnen (und damit etwa die Fixkosten selbst zu tragen und / oder Personal zu bezahlen).

Die Zahlen dazu finden Sie beim Statistischen Bundesamt, das dazu jüngst eine Presseerklärung herausgegeben hat: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_110_45412.html

Die Auswirkungen sehen Sie allerdings auch im folgenden Chart, der zeigt, wie stark die Zahl der Übernachtungen relativ zu den jeweiligen Vorjahresmonaten gesunken sind.

Quelle: querschuesse.de

Dabei sehen wir hier nur die Auswirkungen der Maßnahmen für eine Branche. Es gibt zahlreiche andere Branchen, die sich weiterhin auf harte Zeiten werden einstellen müssen. Dies sind etwa Kulturbetriebe, also Kinos, Theater, Museen und Opernhäuser.

Wir werden auch die Innenstädte in komplett anderer Verfassung vorfinden als vor der Pandemie. Die Zahl der Übernachtungen ist ein Indikator. Innenstädte in zahlreichen Regionen oder große Städten leben auch von Touristen. Je weniger Touristen wir hatten und haben, desto weniger Kunden wird es dort geben.

Sparquote zeigt Alarmzeichen

Aber auch Einheimische kaufen besorgniserregend wenig ein. Dies zeigt die Statistik. Die Sparquote in Deutschland steigt.

Im Jahr 2020 sind 16,6 % der Einkommen gespart worden – und damit vor allem dem Handel entzogen. Es geht um private Ausgaben. Allein im vierten Quartal 2020 ist die Sparquote auf 17,7 % gestiegen. Dies sind 91,372 Milliarden Euro gewesen. Im Gesamtjahr lag die Ersparnis bei 331,102 Milliarden Euro.

Sie können davon ausgehen, dass die typische Sparquote in Deutschland über viele Jahre bei 10 % liegt. Im Verhältnis zu 16,6 % also haben wir gut ein Drittel mehr gespart als üblich. Dies wiederum lässt die Summe von 331 Milliarden Euro in einem anderen Licht erscheinen.

Damit hätten wir mehr als 100 Milliarden Euro vermeintlich mehr gespart und nicht als Konsumausgabe genutzt. Des Einen Ersparnis ist aber des anderen Einkommensverlust. Mehr als 100 Milliarden Euro fehlen im Wesentlichen dem Handel, den Dienstleistern oder der Kultur.

Dieses Geld übrigens beschreibt das Dilemma noch nicht ganz. Das, was den Menschen an Einkommen fehlt, werden wiederum auch Andere mittelfristig nicht in Form von Konsumausgaben erhalten. Der Effekt zieht sich über einen längeren Zeitraum nach hinten und reißt weitere Branchen nach unten.

Wenn und da die Lockdowns weiter verlängert werden und zudem die versteckte Arbeitslosigkeit eines Tages sichtbar wird, wenn etwa die Kurzarbeit nicht mehr greift, dann wird die Rechnung noch einmal höher ausfallen. Dann fehlt den Menschen zum einen direktes Einkommen. Zum anderen werden auch die noch verdienenden Haushalte die Sparquote nicht dramatisch senken – aus Angst.

Kurz und gut: Wir haben uns sowohl bezogen auf die direkten Maßnahmen wie auch auf die dadurch entstandene Angst praktisch kaputtgespart. Wir dürfen gespannt sein, ob sich das Misstrauen gegen die wirtschaftliche Erholung wie durch ein Wunder schnell genug auflöst. Sonst werden Sie ihre Ersparnisse benötigen. Am besten halten Sie diese allerdings in Aktien oder Gold – diese beiden Assets sind zumindest wertbeständig.