US-Staat: Unfassbares Haushaltsdefizit

Liebe Leser,

die Konjunktur in den USA scheint sich den Angaben zufolge wieder zu stabilisieren. Allerdings erkauft sich die USA als der Vorreiter der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit derzeit seinen Vorsprung mit einem geradezu unfassbaren Haushaltsdefizit. Das heißt: Der Staatshaushalt in den USA hat derzeit ein Minus aufzuweisen, das weit über das hinaus geht, was wir in den vergangenen 40 Jahren gesehen haben.

Im März 2021 ist das Haushaltsdefizit bezogen auf die jeweils vergangenen 12 Monaten mit nunmehr 4,095 Billionen Dollar so groß gewesen wie noch nie zuvor. Zuletzt war der Haushalt im Jahr 2004 noch im Plus. Seither bewegen sich die Schulden deutlich nach unten. Nun explodieren die Schulden förmlich.

USA: Wichtigste Volkswirtschaft der Welt

Die USA sind und bleiben die wichtigste Volkswirtschaft der Welt. Die Weltwirtschaft hängt ungefähr zu 25 % an der Entwicklung in den USA. Mit anderen Worten: Wenn die USA im Schuldenchaos versinken würden, dann wäre die gesamte Weltwirtschaft in Gefahr.

Dementsprechend brisant ist dieser Chart:

Monatliches Bundes Defizit/Überschuss-Defizitin Mrd. Dollar

https://www.fiscal.treasury.gov/reports-statements/mts/current.html, eigene Bearbeitung

Dieser Chart zeigt, wie massiv die Defizite in die Höhe geschnellt sind – und dies sind lediglich die monatlichen Betrachtungen, nicht die aufsummierten Betrachtungen. Wenn Sie die Daten aggregiert sehen, über denselben Zeitraum, dann werden Sie feststellen, dass die Situation offensichtlich aus dem Ruder gelaufen ist.

Staatsausgaben in den USA explodieren in Summe gegenüber den Staatseinnahmen

querschuesse.de

Die Situation also eskaliert. Selbstverständlich besteht die Hoffnung, dass die Wirtschaft praktisch wieder von allein anspringt und per Steuern die Ausgaben wieder einfängt. Allein: Es fehlt der Glaube.

Dies ist den USA zuletzt nach dem zweiten Weltkrieg gelungen, als allerdings auch der freie Weltmarkt praktisch unbegrenzt zur Verfügung stand – unter anderem die heutige EU. Die Wachstumsmöglichkeiten der Wirtschaft sind deutlich stärker begrenzt und stehen in Konkurrenz etwa zu China.

Geldmenge explodiert

Dazu noch einmal die Erinnerung: Die Geldmenge explodiert. Das heißt, die neuen Schulden werden durch frisch gedrucktes Geld, wie es unpräzise heißt, finanziert. Das Geld wird letztlich auf Knopfdruck durch Buchung einfach frisch produziert.

Geldmenge M2 aus den USA – die Explosion

Quelle: fred.stlouisfed.org

Sie sehen, dass die Geldmenge nicht mehr nur steigt, sondern eine ganz neue Dynamik in der Steigerung gewonnen hat. Das entwertet die bisherigen Geldbestände eminent – wer Geld hat, das in dieser Geschwindigkeit neu produziert wird, muss bei gleichzeitig langsamer wachsender Wirtschaft eine Entwertung hinnehmen.

Warum es nicht zur Inflation kommt – bisher

Noch hat sich die Geldmenge nicht auf die Inflation ausgewirkt, oder jedenfalls nur begrenzt. Die Geldmenge ist nicht der einzige entscheidende Faktor für die Bewegung der Preise. Der zweite Faktor ist die Geschwindigkeit des Geldumlaufs. Je schneller das Geld von A nach B und weiter nach C wandert, desto mehr Geld ist im wahrsten Sinne des Wortes im Spiel.

Die entscheidende Gleichung lautet:

Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit = Produktionsmenge * Preisniveau

Das lässt sich umstellen:

(Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit) / Produktionsmenge = Preisniveau

Übersetzt gesagt: Wenn die Produktionsmenge sich langsamer ändert als der Faktor (Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit), wird das Preisniveau tendenziell steigen.

Dies vorausgesetzt können wir theoretisch nur darauf hoffen, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes bei der aktuellen Geldmengenerweiterung sinkt. Und – Glück gehabt.

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist gesunken – dies verhindert (noch) die Inflation

Quelle: fred.stlouisfed.org

Sie sehen hier, dass die Umlaufgeschwindigkeit nach der Finanzkrise 2008 / folgende Jahre dramatisch sinkt. Die Menschen scheinen aus Angst vor dem Crash, der immer noch folgen kann, die Gelder zu sparen.

Aber die Geschwindigkeit, mit der das Geld umläuft, kann sich nicht immer weiter reduzieren – oder sie wird es nicht. Denn die Menschen geben auf einem gewissen Niveau sehr wohl Geld aus. Deshalb sollten Sie sich bei steigender Geldmenge auf eine Inflationierung der Preise einstellen.

Die Geldmenge wird in den USA weiter schneller steigen als die Produktionsmenge, weil der Staat Geld braucht, wie Sie eingangs gesehen haben. Sobald die Geschwindigkeit des Geldumlaufs hoch genug ist, wird sich der Wind drehen – die Preise steigen.

Das bedeutet auch für uns größte Gefahr.

Die importierte Inflation

Die EU und die Euro-Zone bewegen sich nicht abgeschnitten von den USA. Die Inflation wird, wie die Ökonomen sagen, importiert. Ganz einfach: Die Preise in den USA steigen, womit auch die Importpreise für die dort produzierten Güter bei uns tendenziell steigen werden. Wenn die Preise nicht schnell genug steigen, lohnt sich die Produktion nicht mehr und die US-Unternehmen werden diese Güter gar nicht mehr liefern – infolgedessen wiederum würden Produzenten in der Euro-Zone die Preise erhöhen, weil die Nachfrage im Vergleich zur Produktionsmenge steigt.

Eine inflationäre Preisentwicklung in einem Land wie den USA, die über den Dollar, die Weltleitwährung schlechthin verfügen, wird mit hoher Sicherheit auch bei uns landen. Wie wahrscheinlich also ist die Inflationierung? Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in den USA sinkt derzeit nicht mehr. Das ist ein Alarmzeichen.

Sie sollten sich auf die Entwicklung einstellen:

  • Erwerben Sie Sachwerte wie Gold und Silber sowie Aktien
  • Reduzieren Sie Anlagen, bei denen Sie reines Geld auf Konten haben oder erhalten (Versicherungen). Das Geld wird weniger wert werden. Wann der Prozess beginnt, weiß noch niemand. Ziemlich sicher aber ist, dass es so weit kommen wird.