Was passiert mit dem Ölpreis? Die neuen Chancen

Liebe Leser,

in diesen Tagen ist die Welt aufgeregter als ohnehin schon. Der neue US-Präsident wird oder wurde eingeführt. Dennoch gilt es für uns, die Situation für die Wirtschaft und ganz konkret für Rohstoffe nicht aus den Augen zu verlieren.

Einer der wichtigsten Rohstoffe ist und bleibt der Ölpreis. Aktuell sind die Notierungen vom WTI Rohöl wieder gestiegen. Dies ist seit November fast durchgehend der Fall gewesen. Die Kurse sind seither von 36 Dollar pro Liter auf nunmehr über 53 Dollar geklettert.

Damit könnte es in den kommenden Tagen einen neuen Rekord geben. Der Ölpreis klettert langsam dem 1-Jahres-Top von 62,75 Dollar entgegen.

Ölpreis Sorte WTI: Nächstes Top in Sicht

Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung

Die Erholung läuft vergleichsweise langsam, aber letztlich stetig. Sie sehen, dass die Krise aus der Zeit von April und Mai 2020 inzwischen überwunden ist. Die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung bleibt mächtig.

Die Impfstoff-Verteilung schreitet voran – und Joe Biden wird die USA zurück in neue Handelsabkommen führen, so jedenfalls die Erwartung zahlreicher Beobachter der Märkte. Deshalb sind die Preise gestiegen.

Wohin führt der Weg?

Dennoch sind dies bis dato nur Allgemeinplätze. Wir wissen nicht, wohin der Weg hier führen kann. Geht es immer weiter aufwärts? Wie stark muss die Wirtschaft wachsen, um den bisherigen Preisen gerecht zu werden?

Zuletzt jedenfalls hatten die Ölpreise in etwa ein Niveau erreicht, das nicht richtig zu begründen ist.

Die Internationale Energieagentur IEA hatte zuletzt einen Nachfrageeinbruch prognostiziert. So würde die Nachfrage wegen „neuer Corona-Beschränkungen“ fallen. Die Behörde signalisierte, das die weltweiten Impfungen auf der einen Seite zwar „für verbesserte Aussichten im weiteren Jahresverlauf“ sorgen würden. Dies jedoch ist im Monatsbericht der Behörde nur die eine Seite der Medaille.

Es würde allerdings, so die Analysten, noch mehr Zeit benötigen, bis sich die Ölnachfrage auf das normale Maß vollständig erholen würde. Die erneuten Lockdowns in zahlreichen Ländern würden den Absatz des Rohöls belasten.

Das erste Quartal wird nach einer Prognose des Instituts nun eine globale geringere Nachfrage gegenüber dem Vorquartal erleben. Die Nachfrage würde um gut 600.000 Barrel sinken, heißt es ganz konkret.

Dies ist gegenüber dem letzten Quartal 2020 eine leichte Absenkung. Im Gesamtjahr sieht die IEA gegenüber der bisherigen Prognose eine Nachfrageabschwächung in Höhe von 300.000 Barrel pro Tag.  Allerdings bleibt die Nachfrage weiterhin höher als 2020. Pro Tag würden 5,5 Millionen Barrel mehr nachgefragt, behauptet die Behörde aktuell.

Der Einbruch im vergangenen Jahr war demgegenüber dramatisch: Es ging um 8,8 Millionen Barrel pro Tag nach unten. Dies wiederum lässt sich am Chart, den Sie oben gesehen haben, kaum mehr ablesen. Der dramatische Einbruch im Frühjahr wurde im Preisniveau nach und nach wieder abgefangen.

Insofern werden 2021 nicht nur die Nachfragemengen entscheidend sein, die ja offenbar weiter steigen sollen, sondern auch die Lagerbestände. Die tauchen in der Prognose der IEA so nicht auf.

Wenn die Lager leer gewesen sein sollten, dann ist der Preisanstieg 2020 auch in der Höhe nachvollziehbar. Wie hoch der spekulative Anteil war, lässt sich im Detail an diesen etwas undurchsichtigen Märkten nicht klären.

Fazit: Die Preisentwicklung ist tendenziell positiv. Sie könnte sich weiter fortsetzen, wenn die Nachfrage sich wie von der IEA prognostiziert weiter belebt. Dann ist durchaus ein Preisanstieg von 6 % bis 8 %, so die Schätzung hier, bezogen auf die Nachfrage möglich. Risiken sind zwei Faktoren: Wie hoch sind die Lagervorräte noch? Und wie entwickelt sich die Konjunktur tatsächlich weiter?

Rückschlüsse für die Geldanlage

Demnach bleibt an dieser Stelle zunächst nur, Ihnen zu raten, nicht auf einfache Hebel-Produkte oder dergleichen zur Abbildung des Ölpreises zu setzen. Vielmehr bietet es sich an, dass Sie in Unternehmen investieren, die in diesem Segment aktiv sind.

Unternehmen haben gegenüber Preisschwankungen am Ölmarkt ein anderes Polster. Die Kursentwicklung dürfte stabiler – vielleicht aber auch weniger spektakulär – sein. Eine besondere Chance scheint in diesem Zusammenhang derzeit der Aktie von BP zugeschrieben zu werden.

Der neue Star? BP

So gehen verschiedene Analysten davon aus, dass die Aktie ein deutliches zweistelliges Kurspotenzial aufweise. Goldman Sachs führt das Unternehmen immerhin auf einer besonderen Empfehlungsliste. Dabei wird das Kursziel mit gut 4,70 Euro angegeben. Dies wiederum entspricht einem Kurspotenzial, das bei über 40 % zu verorten ist.

Ein Hintergrund dafür ist der Umstand, dass Analysten insgesamt nicht nur den steigenden Ölpreis würdigen, sondern auch den lange erwarteten Umbau des Gesamtkonzerns.

Die Kennzahlen zur Aktie sind noch immer nicht besonders günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bezogen auf den aktuellen Kurs errechnet sich in etwa zu 20. Dies ist vergleichsweise hoch.

Auf der anderen Seite verweisen Analysten stets darauf, dass die Dividende außergewöhnlich hoch sei. Die Schätzung liegt bei mehr als 5,5 %, was schon isoliert wiederum einen Einstiegsgrund darstellen kann.

Die Kursentwicklung ist hier im 1-Jahres-Chart abgebildet.

BP: WKN 850517 – in einem Jahr mit -42 % im Minus

Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung

Sie sehen allerdings im Chart, dass die Aufwärtsbewegung erst seit Anfang November wieder läuft. Seither hat sich – dies gilt als sehr gutes Signal – allerdings auch die Handelsaktivität deutlich verbessert.

Wenn Kurse bei einem recht hohen Handelsvolumen steigen, gilt dies als Bestätigung für die Stärke des vermuteten Trends.

Bankanalysten sind optimistisch

Für den Wert spricht derzeit ebenfalls, dass Bankanalysten offensichtlich sehr optimistisch sind. Denn etwas mehr als 70 % empfehlen derzeit den Kauf des Titels. Eine kleine Minderheit votiert für „Halten“ und etwa 20 % sind für einen Verkauf des Titels.

Die Aktie hat alleine auf Basis des derzeitigen Dividendenaufschlags gegen über dem Markt große Vorteile. Auch andere Kennzahlen – anders als das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) deuten zumindest darauf, dass das Risiko vergleichsweise gering ist.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) wird derzeit mit einem Wert von 1,3 taxiert. Dies ist im Vergleich zahlreicher Unternehmen insgesamt sehr günstig, bezogen auf die Geschichte dieser Aktie zumindest bei weitem nicht zu teuer.

Das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) ist mit einer Ausprägung von 4,9 gleichfalls in Bezug zur Geschichte der Aktie interessant.

Letztlich hängt der Wert zwar auch am Ölpreis, allerdings soll bei einigermaßen stabilem Preis das Gewinnwachstum in den kommenden Jahren bei etwa 70 % liegen. Das heißt, letztlich ist der Wert nicht nur im kurzfristigen charttechnischen oder technischen Aufwärtstrend, sondern auch wirtschaftlich begründet stark.

Da für die Dividende lediglich 50 % des Gewinns verwendet werden, sind Sie hier auf der sicheren Seite.

Mit freundlichen Grüßen