Corona-Zeit: Ein Crash-Fall?

Liebe Leser,

Sie haben es gelesen: Das Corona-Virus scheint sich in Deutschland schon wieder mit einer neuen Variante breit zu machen. Dies hat am Freitag an den Börsen zu einem massiven Rutsch der Kurse geführt. Die große Frage ist nun für alle Investoren: Wird es nun zu einem Crash an den Börsen kommen?

Ganz offen: Genau weiß dies niemand. Wir alle können nicht einschätzen, wie gefährlich die Variante ist. Wir können die Verbreitungsgeschwindigkeit nicht einschätzen – und selbst wenn, wüsste niemand von uns, aus den großen Medien oder aus der Politik, wie andere Regierungen auf denselben Fall reagieren. Wir haben einen Zustand maximaler Unsicherheit erreicht.

Maximale Unsicherheit

Das ist in einem Punkt nicht ganz korrekt: Wir können sehr sicher davon ausgehen, dass die Notenbanken zugunsten der Staaten, die Geld benötigen, jetzt nicht die Zinsen erhöhen werden. Die Staaten würden Geld benötigen, wenn weitere Teile der Wirtschaft lahm gelegt werden. Sie werden Geld benötigen, wenn es sogar zu größeren Ausfällen in der Arbeitsmarktpolitik kommt.

Sie werden Geld benötigen, wenn Krankenhäuser neu ausgestattet werden müssen und so fort. Also bleiben die Zinsen sehr niedrig.

Das wiederum verschafft mehr Klarheit, allerdings dennoch so gut wie maximale Unsicherheit:

  • Wir alle wissen, dass die Zinsen so niedrig bleiben, dass der Schuldenberg wächst und wächst. Die Staaten, die privaten Haushalte und Unternehmen haben weltweit insgesamt so hohe Schulden wie noch niemals zuvor. Die Tendenz ist beunruhigend, wenn Sie bedenken, dass die niedrigst möglichen Zinsen die Neigung zur Kreditaufnahme – und damit zur Geldproduktion – sogar verstärkt.
  • Wir wissen, dass es zu Lockdowns rund um Deutschland kommt. Wir wissen auch, dass darüber bei uns diskutiert wird und in den bedeutenden Wirtschaftsregionen Amerikas (nicht nur der USA, dort allerdings nur in einzelnen Bundesstaaten). Lockdowns bedeuten, die Unternehmen werden in Summe nicht mehr so viel produzieren können wie vorher und die Menschen werden reagieren (müssen).
  • Wir wissen zudem, dass die Inflationsraten im Westen bereits sehr hoch sind. Zielmarken der Zentralbanken sind jeweils entweder fix 2 % oder aber im Durchschnitt 2 % Inflationsrate pro Jahr. Die aktuelle Inflationsrate bei uns in Deutschland beläuft sich nach Meinung der Bundesbank bereits auf fast 6 %. Wenn die Geldproduktion sich weiter fortsetzt, dann dürfte nach Adam Riese auch die Inflationsrate weiter steigen.

Selbst wenn die Inflationsrate einfach nur nicht sinkt, ist dies für die meisten Haushalte ein bedrückendes Ergebnis. Eine Inflationsrate von nur 5 % würde für Sie die wirtschaftliche Not bedeuten.

8 % müssen Sie verdienen

Die mathematischen Gesetzmäßigkeiten wenigstens kennen wir. Dazu gehört, dass die Inflationsrate bei 5 % bedeuten würde, dass Sie mindestens 8 % mehr (!) verdienen müssen als vorher, um kein Geld zu verlieren.

Auf Ihr Einkommen zahlen Sie 35 % bis 40 % mindestens an Abgaben (bei reinen Kapitalerträgen nur fast 30 % Abgeltungsteuer). Wenn Sie 8 % mehr verdienen, sind 3 Prozentpunkte Abgaben an den Staat oder die Sozialversicherungen eine realistische Kalkulation.

Deshalb bedeuten die aktuellen Zahlen, dass Sie vieles dafür tun sollten, um diese 8 % mehr zu verdienen.

Die Corona-Pandemie – hier schließt sich dieser Kreis – ist schlecht kalkulierbar. Wenn schon unter den aktuellen Bedingungen die Schulden so hoch sind wie nie zuvor, dann kann eine weitere Eskalation die Lage nur verschlechtern. Das bedeutet auch, dass Sie auf keinen Fall den Notenbanken Glauben schenken sollten, die – wie die EZB – eine geringere Inflationsrate versprechen.

Wenn Sie 8 % mehr verdienen wollen oder müssen, dann sollten Sie überlegen, von wem.

  • Sind Sie Rentner, dann werden Sie wahrscheinlich weniger Abgaben zahlen, aber weit weniger als den Inflationsausgleich erhalten.
  • Wenn Sie Arbeitnehmer sind, versuchen Sie, bei Ihrem Arbeitgeber 8 % Mehrertrag herauszuhandeln. Den meisten wird dies nicht gelingen.
  • Wenn Sie Selbstständiger sind oder Freiberufler, dann versuchen Sie, Ihren Umsatz zu erhöhen. Dann reichen allerdings nicht 8 %, da Sie selbst – wie Sie wissen – Kosten haben. Sie müssen den Unternehmensgewinn um 8 % erhöhen. Gelingt Ihnen dies in Zeiten einer Pandemie? Eher nicht.

Kurz: Sie müssen sich als Anleger um das kümmern, was Ihnen alle anderen Wege eher versperren werden – Ihr Geld muss mindestens 8 % Rendite abwerfen, um zumindest für das freie Anlagegeld keinen Verlust zu erleiden.

Eigentlich benötigen Sie 20 %

Wie viel Ihres Vermögens können Sie frei anlegen? Wahrscheinlich vergleichsweise wenig. Deshalb gilt eigentlich, dass Sie vielleicht 15 % bis 20 % verdienen müssen, um in diesen Zeiten Ihr Vermögen zumindest zusammen zu halten.

Das wird ohne besonderes Risiko nicht gelingen, wie Sie wissen. Es ist auch keine empfehlenswerte Strategie, nun alles zu riskieren.

Die Überlegungen zeigen aber, dass bei maximaler Unsicherheit und einer absehbar hohen Inflationsrate zumindest alles, was nicht genügend bringt, ausgeschlossen sein sollte.

  • Sparbücher
  • Kapitallebensversicherungen
  • Sonstige Sparformen
  • Private Rentenversicherungen

Und eigentlich sind auch Immobilien dauerhaft nicht in der Lage, über Vermietung und Verkauf einen Ausgleich zu schaffen.

Kurz: Investieren Sie in Aktien. Die Unternehmen, die weltweit bestens aufgestellt sind, werden auch bei maximaler Unsicherheit Geld verdienen. Die Wahrheit lautet: Nur diese Unternehmen können ihre Preise und Produkte durchsetzen. Aktien dieser Unternehmen sind so sicher wie niemals zuvor.