Liebe Leser,
unglaublich, welche Kursbewegungen derzeit die Aktie von Gazprom vollzieht. Der Kurs der Russen ist am Mittwoch insgesamt um gut 2 % nach unten gerauscht. Das ist in den Augen der meisten Analysten die Bestätigung dessen, was ohnehin zu erwarten war. Dennoch wächst langsam der Zweifel, ob die Börsen mit ihrer Einschätzung richtig liegen. Diese Kurse scheinen darauf zu basieren, dass die EU und die USA Sanktionen gegen Russland ausgesprochen haben. Das aber muss nicht der Weisheit letzter Schluss ein. Hat Gazprom noch einen Joker in der Hinterhand, den niemand beachtet?
Gazprom: Das ist die Stärke
Gazprom ist ohne jeden Zweifel an den Aktienmärkten derzeit in einem kräftigen Abwärtstrend angekommen. Dies gilt es nicht zu übersehen. Dennoch steht die Sanktionsdrohung der westlichen Staaten im Raum.
Die Sanktion würde am Ende wahrscheinlich auch dazu führen, dass es keine Gaslieferungen aus Russland mehr geben soll. Die bestehenden Verträge allerdings sind theoretisch zu erfüllen. Dabei hat Gazprom ungefähr einen Preis in Höhe von 200 bis 300 Dollar aufgerufen. Dieser Preis dürfte zumindest bis Vertragsende bleiben.
Der Gaspreis ist am freien Markt, der auf Basis der EU-Beschlüsse (auch) stattfindet, auf 800 Dollar und mehr gestiegen. Mit anderen Worten: Der Gaspreis in Europa steigt bereits – da entsteht die Frage, inwieweit die Sanktionen am Ende aufrechterhalten werden. Wir argumentieren hier nicht politisch, sondern rein wirtschaftlich.
Zudem wurde bekannt, dass China Russland bereits einen Pakt über 30 Jahre Gaslieferung geboten haben soll. Dies darf durchaus als Drohung aufgefasst werden, aber auch als wirtschaftliche Ausweichmöglichkeit für Gazprom, Gas zu liefern.
Aus dieser Perspektive ist der Abgesang auf Gazprom als Aktie recht schnell. Möglicherweise aber behält die Börse Recht – wir werden sehen. Aktuell sind die Notierungen unter 6 Euro gerutscht. Aus charttechnischer Sicht sollte der Kurs damit schon auf dem Weg in Richtung von 5 Euro sein. Möglicherweise wird dies auf Basis der aktuellen Stimmung ohnehin nicht zu verhindern sein – so auch die technische Analyse.
Die technischen Analysten wiederum sehen den Kurs des Titels im klaren Baisse-Modus. Der GD38 ist unterkreuzt, der GD200 und noch deutlicher der GD100 bei mehr als 8 Euro. Insofern gibt es aus dieser Perspektive wenig Anhaltspunkte, um einen Verfall der Notierung als nicht schlüssig zu begreifen. Werden die Kurse also rasch nach unten rutschen? Vieles spricht dafür. Werden sie dauerhaft abgeben? Dies ist auf Basis der aktuellen Kursentwicklung noch nicht absehbar, so die Meinung einiger wirtschaftlich orientierter Beobachter. In den kommenden Wochen wird sich das Bild erst verfestigen können.
