Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf

Liebe Leser,

kennen Sie das Zitat von Erich Honecker: „Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf“? Sie sollen sich hier nicht in einer politischen Debatte um Für und Wider von Rechts oder Links widerfinden. Vielmehr steht zu befürchten, aus wirtschaftlicher Sicht hatte der Mann sogar offenbar Recht. Zumindest vorläufig. Das Ergebnis sehen wir fast in Trümmern vor uns liegen. Sie sollten sich schützen.

Was bedeutet das?

Der Sozialismus – eine schöne Idee, die persönlich jeder Mensch gerne so hegen und pflegen kann, wie er oder sie möchte. Das, was nicht funktioniert – jenseits aller politischen Für und Wider – ist die wirtschaftliche Steuerung über einen Beschluss, denn alle mit Wirkung für alle durch eine Regierung beschließen.

Der „Markt“ ist eine sprachliche Umschreibung für die Durchsetzbarkeit des freien Willens. Wenn A und B über etwas sprechen und sich über das Ergebnis einigen, entsteht ein Vertrag. A liefert B irgendetwas – und umgekehrt. Sie dürfen davon ausgehen, dass beide, wenn sie denn allein bestimmen dürften, sich sogar noch mehr gewünscht hätten bzw. gerne weniger abgegeben hätten von dem, was sie nun abgeben müssen.

Würden nun alle Transaktionen, die Menschen so durchführen, auf einer solchen Einigung beruhen, wäre die Welt theoretisch jedenfalls doch perfekt. Perfekt jedenfalls wäre sie in dem Sinn, den der Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz einmal beschrieb: Es gibt keine bessere Sicherheit bezogen auf den Frieden als den „Markt“. Die Menschen müssen miteinander sprechen und sich am Ende auf einen Kompromiss einigen. Der wird häufig genug einfach „Preis“ genannt, ist aber eine Einigung.

Die Welt funktioniert allerdings nicht so rund. Manchmal kommt einfach überhaupt keine Einigung zustande, obschon eine nötig oder gewollt wäre. Manchmal verhalten sich Menschen in dem Sinne tricky, dass sie die Konsequenzen ihrer Handlungen dem anderen gar nicht offenbaren. Sie wissen also mehr als der andere.

Kurz: Für solche Angelegenheiten haben wir zwei Institutionen, eigentlich drei. Im Einzelfall schreitet als erste Institution die Exekutive ein, in der Spitze also die Regierung, im Normalfall die Verwaltung mit irgendwelchen Anordnungen. So werden Parkräume in der Stadt verteilt. Die zweite Institution ist die Justiz. Wenn die Einigung fragwürdig ist, weil irgendjemand den anderen belogen hat, sich an seien Abmachungen nicht hält und so fort, kann eine unabhängige Instanz ausloten, was A und B hätte leisten müssen und was sie wirklich geleistet haben.

Die dritte Instanz ist natürlich das Parlament, das zumindest die Exekutive, also die Regierung, kontrollieren soll. Kommen wir zum Sozialismus.

Es gibt Spielregeln, die außer Kraft gesetzt werden

Wir benötigen also den Staat und das ohne Zweifel. Wie viel darf es davon sein? Erinnern Sie sich an die Worte, dass es ideal wäre, wenn sich alle mit allen auf einen Kompromiss einigten und dann auch daran hielten. Das bedeutet übersetzt gesagt: Möglichst wenig Staat wäre in einer Idealwelt schön.

Auf keinen Fall jedoch sollte der Staat sich nach diesem Verständnis dort einsetzen, wo die Welt der Abmachungen doch funktioniert: Und das sind in weiten Teilen die Finanzmärkte. Der Kern des Ganzen ist am Ende u.a. der Zins.

Die Welt der Abmachungen funktioniert nicht nur mit dem Handschlag, sondern auch mit einem weiteren Ausdruck des Vertrauens: Dem Geld. Geld funktioniert – als versprochene künftige Leistung auf irgendetwas – nur dann, wenn wir Vertrauen haben, dass es eines Tages auch ein Dritter annimmt. Bieten Sie Ihre Arbeitsleistung dem Menschen x an, zahlt der Ihnen dafür Einkommen oder zumindest eine Rechnung. Dieses – künftige – Geschäft nehmen Sie per Vertrag an. Sie schulden Arbeitsleistung, der x schuldet Geld.

Leider sind die Leistungen zeitversetzt. Zunächst bringen Sie Arbeitsleistung, dann kommt das Geld des x. Das Geschäft werden Sie so lange akzeptieren, wie Sie das Vertrauen in „Geld“ haben. Wenn das Geld übermorgen von einem Dritten, zum Beispiel Ihrem Vermieter, Bäcker oder Friseur, klaglos genommen wird, werden Sie einverstanden sein und das Vertrauen haben.

Bleibt weg vom Zins!

Nun ist Geld auf Grund dieser besonderen Eigenschaft, einfach getauscht werden zu können, nicht nur besonders auf Vertrauen angewiesen. Es ist auch besonders vertrauenswürdig, wenn es sich als Medium erweist, dem man zu Recht vertraut hat. Das heißt: Wenn Sie 50 mal gegen Geld verkauft haben, das Sie wiederum problemlos einsetzen konnten, werden Sie den nächsten Handel nicht am Geld als solchem scheitern lassen.

Deshalb ist Geld selbst eine Ware. Es ist einfach zu bedienen, hoffentlich vertrauenswürdig und praktisch unendlich flexibel in der Welt der Abmachungen. Sie können es praktisch in jedem Abmachungsgeschäft einsetzen.

Entscheidend ist und bleibt das Vertrauen. Hier fängt mein Bedenken gegen die sozialistische Geldvariante an.

Geld ist wie beschrieben selbst eine Ware. Es gibt Institutionen, die verleihen Geld gegen Zinsen. Es gibt Darlehensnehmer, die nehmen sich das Geld als Kredit lieber heute als morgen, weil sie eine erstklassige Verwendung dafür haben. Unternehmen, die richtig investieren, erzeugen damit noch mehr Geld – und können davon den Zins bezahlen.

Der Zins ist am Ende ein Schutz davor, dass die Falschen, die das Geld einfach verschwenden oder zumindest riskieren werden, Darlehen erhalten. Wer damit nicht mehr Geld verdienen kann, sondern es vielleicht nur verkonsumiert, bekommt höchstens kleine Darlehen.

Der Zins, der Wert der Ware Geld, hat also eine wichtige Verteilungsfunktion. Je höher er ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Akteure sich ein Darlehen leisten können. In der Idealwelt bleiben noch diejenigen übrig, die eine besonders lukrative Verwendung dafür haben.

Der Zins ist daher so wichtig, dass er selbst Gegenstand einer Abmachung sein sollte. Der Zins muss sich am Markt, am Ort der Abmachungen für Darlehen, bilden. Er wird eine bestimmte Höhe nicht unterschreiten, wissen wir aus der Geschichte. Warum sollte jemand für 0- oder Minuszinsen Geld verleihen wollen?

Sozialismus: Der Zins ist nicht Gegenstand freiwilliger Abmachungen

Hier verlassen wir die Realität. Aktuell wird der Zins von der Politik praktisch vorbestimmt. Er ist kein Teil von Abmachungen, sondern ein Teil der Verordnung, die gleich für alle gilt. Die Zentralbanken, hier die EZB, geben den Staaten aktuell seit längerer Zeit Kredite für Minuszinsen. Das ist keine Abmachung, das ist Verordnung von oben für alle. Gleichzeitig müssen die Banken einen Teil ihres Geldes, das auf den Bankkonten liegt, zu Minuszinsen bei der EZB selbst einlegen. Auch das ist eine Verordnung. Das Ende vom Lied: Die Banken werden nun alles versuchen, um für Mini-Zinsen das überschüssige Geld, das sie noch haben, irgendwie als Darlehen zu verramschen. Das ist kein Teil einer freiwilligen Abmachung, sondern Anordnung von oben.

Diese Form des Sozialismus sehen wir aktuell rund um den Erdball. Die Politik macht im Wesentlichen – seit langem – die Zinsen. Sagen wir freundlicherweise: Es soll uns allen helfen. Aktuell geht es um die Folgen der Corona-Krise. Die Staaten ordnen an, dass nicht mehr die Individuen sich am Markt einigen sollen, sondern hier einfach für alle entschieden wird.

Die Nebenprodukte sind der Preis dafür. Der Zins wird künstlich niedrigst gehalten, das Geld, das Sie haben, wird automatisch entwertet und die Preise steigen wie von Zauberhand.

Die große Schwierigkeiten: Diese Art des Sozialismus schafft sich nicht wie von selbst ab. Das ist noch nie passiert. Diejenigen, die keine Abmachungen mehr wollen, sondern gleich für alle entscheiden, werden diese Macht nicht aus den Händen geben. Mit anderen Worten: Die Niedrigzinsen und die automatische Entwertung werden Sie für längere Zeit verfolgen.

Deshalb sollten Sie selbst entscheiden:

Aktien,

Immobilien und

Gold

sind auch jetzt noch die richtigen Vermögensklassen. Solange Sie die mit Ihrem Geld noch kaufen können.

Rettung durch Gold

Quelle: boerse.de/langfristchart/Goldpreis/XC0000655157