Nebenwerte: Die starken Turnaround-Werte

Liebe Leser,

die Kurse an den Technologie- und Nebenwerte-Märkten stabilisieren sich wieder ein bisschen. Ich hatte ohnehin keine Sorge, dass wir vor einer insgesamt guten Entwicklung stehen. Jetzt aber sind nach einer unverhältnismäßig großen Korrektur plötzlich wieder Chancen entstanden. Eine große Chance benenne ich Ihnen konkret.

Was ist überhaupt passiert?

Technologie-Aktien haben in den vergangenen Wochen schwere Zeiten erlebt. Das verwundert mich nicht, denn es gibt handfeste Gründe für den Rutsch. Diese Gründe müssen Ihnen nicht signalisieren, dass nun alles den Bach runterginge, wie es heißt. Vielmehr ist es üblich, dass eine Börse auf Zinsdiskussionen reagiert.

Die Zinsen werden steigen

Die Zinsen werden steigen, signalisierte die US-Zentralbank Fed. Das ist gerade für Wachstumsunternehmen bedeutend. Technologie-Unternehmen zählen meist zu den Wachstumsunternehmen, da die Branche nur dann überlebt, wenn sie stets neue Technologien entwickelt. Die Entwicklung kostet Geld: In Forschung, Entwicklung der Prototypen und den Vertrieb.

Am Anfang sehen deshalb Schulden, selbst wenn sie innerhalb eines Unternehmens sozusagen von einer Abteilung bei der anderen gemacht werden. Investitionen stellen dann den Verzicht auf Gewinnausschüttungen oder -zuschreibungen in den einzelnen Abteilungen dar.

Bei der Entwicklung von Technologien geht es dann oft um eine brillante Idee und deren Umsetzung, dann aber auch direkt um die Marktführerschaft. „First Mover“ gewinnen oft vieles, wenn nicht alles. Die Wissenschaft umschreibt dies als 90:10-Effekt. Damit wird aber das Risiko einer Fehlinvestition immens.

Lassen Sie mich damit zusammenfassen: Technologie-Unternehmen sind schuldenfinanziert – jedenfalls oft genug – und haben ein hohes Risiko für ihre Gläubiger. Daher sind die Zinsen ein wichtiger Hebel.

Steigende Zinsen führen dazu, dass spätere Gewinne solcher Investitionen mit einem höheren Zinssatz abdiskontiert werden. Da künftige Gewinne bewertet werden müssen, ziehen solche Modelle den Vergleich zu einer aktuellen Gewinnausschüttung heran, die vielleicht auf dem Sparbuch angelegt werden könnte. Je höher die Zinsen sind, desto größer ist der Abzinsungsfaktor, womit künftige Gewinne von heute aus betrachtet relativ weniger Wert haben.

Deshalb sind schuldenfinanzierte Technologie-Unternehmen wegen der Zinsdiskussion einfach abgestraft worden, weil die Abdiskontierung unter dem Strich zu einem anderen – niedrigeren – Wert bei fundamental orientierten Analysten führt. Dies betrifft dann auch die Investitionen von Fonds, die oft genug fundamental orientiert geführt werden.

Die Entwicklung jedenfalls war dramatisch – zu dramatisch.

Der Nasdaq 100 verlor seit dem Hochpunkt von 16.057 Punkten Ende November zunächst schleichend, um dann plötzlich massiv nach unten zu rasen. Der Nasdaq 100 ist das bedeutendste Barometer für die Entwicklung der Technologie-Märkte, meine ich.

Nasdaq 100: Ausgehend vom Top langsam und dann sehr schnell mit kräftigem Minus

Quelle: onvista.de, eigene Bearbeitung

Hier sehen Sie, dass die Kurse um mehr als 2.000 Punkte in sich zusammenfielen. Dabei habe ich allerdings für Sie auch den Zeitabschnitt über ein Jahr gewählt, um die Entwicklung einzustufen. Der Nasdaq 100 hat innerhalb eines Jahres noch immer – bis zum heutigen Tag – einen Aufschlag in Höhe von +8,4 % geschafft. In drei Jahren ging es unter dem Strich um mehr als 111 % nach oben.

Sie sehen, dass der Aufwärtstrend trotz dieses aufschreckenden Momentes noch immer intakt ist. Die Verluste kamen zustande, weil die Märkte mit künftigen Zinserhöhungen rechneten und dies zu einer überschießenden fundamental orientierten Bewertung führte.

Die wirtschaftliche Wahrheit sieht besser aus

Wichtig ist, dass Sie die wirtschaftliche Situation im Auge behalten, nicht die überschießenden kurzfristigen Reaktionen. Die Zinsen sind das A und O. Werden die Zinsen stark steigen? Dann wäre eine heftige Reaktion möglicherweise sogar wieder gerechtfertigt.

Die Zinsen werden aber mit hoher Sicherheit nicht stark steigen.

  • Die Staaten wie auch die privaten Haushalte und die Unternehmen sind hochverschuldet. Die Schulden türmen sich so stark wie nie zuvor.
  • Wenn die Zinsen kräftig steigen würden, dann wäre die nächste Verschuldungswelle – die aus neuen Schulden und der Verlängerung bestehender Darlehen besteht – ohne jeden Mehrgewinn für diese Staaten, Haushalte und Unternehmen teurer als zuvor. Das kann angesichts der enormen Schuldenbasis nicht das Ziel für die Geldpolitik sein, da dann die Schulden insgesamt noch einmal weiter erhöht würden.
  • Die Schuldenpolitik der EZB – offiziell heißt sie Geldpolitik – konzentriert sich dabei ohnehin auf die Situation in den südlichen Ländern der Euro-Zone. Diese benötigen noch höhere Schulden und mehr Geld als bislang. Wenn die Zinsen deutlich steigen würden, wären diese Staaten schon bald am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Der Markt würde den Staaten kaum noch Anleihen in dem benötigten Umfang zu den bisherigen Zinskonditionen abkaufen. Schon wieder müsste die EU einspringen, die allerdings selbst an Recht und Gesetz gebunden ist – noch jedenfalls.
  • Also ist es nur folgerichtig, wenn die EZB, die Europäische Zentralbank, die Zinsen nur sehr vorsichtig anheben möchte. Die Zinsen werden also wegen der hohen Inflationsrate im Laufe des Jahres sicherlich steigen müssen, allerdings eher in homöopathischen Dosen. Sie können davon ausgehen, dass die Zinsen in den kommenden Monaten in etwa auf dem aktuellen Niveau verharren.

Bleiben die Zinsen in der Euro-Zone niedrig, ist dies gut für dieses Segment…

Damit sieht es sehr stark danach aus, als würden die Zinsen auch den Wachstumsunternehmen der Technologie-Branche sehr stark helfen. Diese Unternehmen sind weltweit – wie der Nasdaq 100 nur exemplarisch gezeigt hat -, massiv eingestürzt. Sie können davon ausgehen, dass die Notierungen in den kommenden Wochen durch die Reaktion auf die Überreaktion in einer Pendelbewegung sehr schnell wieder nach oben korrigiert werden können.

Dies ist selbstverständlich nur ein allgemeiner Ausblick, der über die Qualität einzelner Segmente innerhalb des Technologie-Bereichs zunächst wenig aussagt. Damit wissen Sie auch nicht, welche einzelnen Unternehmen die besseren Chancen haben und welche Unternehmen sehr stark unter Druck geraten könnten, weil die Schulden zum Beispiel ohnehin zu hoch sind.

Deshalb lohnt sich ein Blick auf Unternehmen, die zuletzt vergleichsweise schwach abgeschnitten haben.

Plug Power: Schwache Entwicklung

Quelle: onvista.de, eigene Bearbeitung

Noch immer ist der Bereich der Wasserstoff-Aktien sehr schlecht aufgestellt. Die Aktien haben wie hier bei Plug Power zu sehen in den vergangenen Wochen massiv gelitten. Auch hier gilt die Zinsdiskussion als Auslöser. Die Unternehmen haben kaum die Chance, in den kommenden Jahren Gewinne zu erwirtschaften. Das bedeutet umgekehrt per se, dass die Unternehmen Schulden haben und sogar vergrößern müssen.

Auf dieser Basis sind die Zinsdiskussionen, von denen ich oben sprach, ein enormes Risiko für die Werte. Gewinne in den Jahren 2025 und 2026 werden noch einmal deutlicher schlecht bewertet. Damit sind die Unternehmen schon aus diesem Druck deutlich unter Druck geraten.

Bei Plug Power sehen Sie dies beispielhaft.

An sich sollte das Unternehmen wie auch die gesamte Branche davon profitieren, dass die USA in dem Segment investieren wollen. Joe Biden als US-Präsident muss und soll hier ein Infrastruktur-Paket durchbringen, dass Rekord-Investitionen vorsieht. Allein: Es gelingt einfach noch nicht. Es gibt Widerstand in der eigenen Partei, weshalb die Diskussionen derzeit auf Eis liegen. Ende des vergangenen Jahres sah es für kurze Zeit so aus, als solle sich die Situation ändern. Deshalb sind die Kurse wie im Chart sichtbar massiv nach oben gezogen.

Sie können nun davon ausgehen, dass Plug Power an sich aber im Vergleich zu den starken Kuren Ende 2021 nichts anderes vermelden kann – sie sehen einfach ein Abbild der aktuellen Stimmungssituation. Das ist wiederum ein vergleichsweise gutes Zeichen, so die Meinung von Analysten, die auf ein Comeback in den Technologie-Branchen setzen.

Plug Power kratzt aktuell an der Grenze von 20 Euro. Im Chart über ein Jahr sehen Sie, dass dann der Weg bis zu 30 Euro mangels Hindernissen vergleichsweise frei wäre. Das ist aus charttechnischer Sicht eine starke Perspektive, die auch relativ gut zu begründen ist.

Charttechniker versuchen nicht, aus einem Kursbild eine absolute Wahrheit zu erzeugen, sondern sie bemühen sich darum, Wahrscheinlichkeiten zu ermitteln, die sich an Trendbrüchen und so fort orientieren. Sie versuchen zu zeigen, wo und wann ein Trend brechen kann – auf- oder abwärts gerichtet. An solche Hürden haben sich die Investoren mehrfach vergeblich versucht oder sind wiederum an Unterstützungen mehrfach aufgefangen worden.

Dahinter stecken u.a. Algorithmen von Fonds, die sich nur an messbaren Kriterien im Kursverlauf orientieren. Diese Form der Verwaltung ist kosteneffizient und in der Regel über eine große Anzahl an Aktien nicht weniger erfolgreich als andere Vorgehensweisen.

Deshalb ist das Chartbild wichtig. Plug Power zeigt die Möglichkeit, dass die zinsbedingte Diskussion, die zu Kursrücksetzern führte, möglicherweise oberhalb der Grenze von 20 Euro wieder umgedreht werden kann.

Technische Analysten nennen Daten

Noch etwas präziser können dies die technischen Analysten fassen. Diese Analysten versuchen, mögliche Trendbrüche an vergangenen Kursdaten zu errechnen. Dabei werden Indikatoren wie die gleitenden Durchschnittskurse als Maßstab gewählt. Diese errechnen die Kursentwicklung der vergangenen X Tage. Wenn ein Kurs oberhalb des ermittelten Durchschnitts verläuft, gilt dies als Signal für einen technischen Aufwärtstrend.

Kurse, die unterhalb solcher Grenzen verlaufen, wären demnach als Teil eines Abwärtstrends zu interpretieren. Die Vorstellung dahinter lautet nicht, dass es gelingen könnte, präzise und immer einen Trend vorherzusagen, sondern einen großen Trend nicht zu verpassen. In den großen Trends wird bei kleinen Fehlsignalen immer wieder Geld verdient.

Wenn also Plug Power einen großen Trendausbruch schaffen sollte, dann wäre dies möglicherweise mit erheblichen Kursgewinnen zu verbinden. Hier treffen sich die verschiedenen Denkschulen wieder. Der Trendausbruch kann folgen, wenn die USA in diese Branche investieren und die Stimmung nach oben dreht.

Zu den metrischen Fakten:

Der GD38 misst die Kursentwicklung der vergangenen 38 Tage. Diese gilt noch als Beleg für die kurzfristige Trendentwicklung. Der GD38 verläuft bei 20,96 Euro. Hier wäre ein Trendbruch zu erwarten.

Längerfristige Trendentwicklungen lassen noch auf sich warten. Der GD100 verläuft in Höhe von 26,88 Euro, der GD100 bei 25,59 Euro. Interessant wird das mögliche Comeback bei Plug Power, wenn die Kurse 20 Euro überwinden. Ich werde dies für Sie verfolgen.