Platzt die Blase?`Ein Blick auf die Immobilienpreise bei den Nachbarn…

Liebe Leser,

hoffentlich hatten und haben Sie ein schönes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben. Die Chancen darauf, dass es 2022 ähnlich friedvoll zugeht – wenigstens in unseren Breitengraden – ist aus Sicht der Finanzmärkte weniger gut.

Ich möchte Ihnen einen allgemeinen Überblick geben und vor einer besonderen Konstellation warnen.

Zinsen bleiben ein Desaster

Sie erhalten bei Banken aktuell keine Zinsen und müssen teils für Ihre eigenen Guthaben noch Geld zahlen. Das ist ein bitterer Zustand. Allerdings ist dies nicht das Ergebnis eines Marktprozesses, sondern politisch gewollt. Die Staaten haben sich so stark verschuldet, dass sie ihre eigenen Verbindlichkeiten gar nicht mehr tragen könnten, wenn sie dafür höhere Zinsen zahlen sollten. Je jünger die Schulden sind (die in Etappen aufgenommen werden), desto niedriger sind die Zinsen seit Jahren.

Die Altlasten laufen nach und nach aus und werden durch neue Schulden ersetzt. Dafür können die Staaten in der Euro-Zone oder auch die USA nicht mehr Zinslast aufwenden als bislang. Die Staaten setzen die Zinsen zwar nicht fest, aber die ihnen politisch nahestehenden Notenbanken. Die wiederum kaufen inzwischen Staatsanleihen und akzeptieren letztlich damit einen Zins auf diese Papiere, der sich am Markt nie durchsetzen würde.

Daher gilt, dass die Staaten für die niedrigen Zinsen verantwortlich sind. Damit sind sie auch für alle Folgen daraus politisch verantwortlich.

Blasen überall

Sie können davon ausgehen, dass die Zinsen auf dem niedrigen bis moderaten Niveau bleiben werden, das sie jetzt erreicht haben. Die USA haben schon angekündigt, dass die Zinsen steigen – die Fed, die dortige Zentralbank, möchte die Anleihekäufe einschränken. Das generelle Zinsniveau bleibt jedoch mit höchster Sicherheit erschreckend niedrig.

Die niedrigen Zinsen haben die Schuldensteigerung unterstützt. Die Geldmengen steigen überall, was Sie wiederum an zahlreichen Märkten spüren. Die allgemeine Inflationsrate schießt ohnehin nach oben. In Deutschland zahlen Sie offiziell aktuell 5,2 % für einen durchschnittlichen Warenkorb mehr als noch vor einem Jahr.

Besonders an den Immobilienmärkten aber ist das zusätzliche Geld leider höchst willkommen in die Preisentwicklung geflossen. Wir erleben jährlich Preissteigerungen über 5 %, 6 % bis hin zu 9 %. Es gibt leider keine einheitlichen Messmethoden, die exakt wären. Exakt wären nur die Preise, die tatsächlich gezahlt worden sind, nicht die verlangten Immobilienpreise. Was tatsächlich gezahlt wird, muss jedoch niemand irgendwo melden.

Deshalb sind alle Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Dennoch ist das Immobilienpreisniveau nichts anderes als eine Blase. So habe ich nun erfahren, dass die Preise in Amsterdam, einer der ältesten Handelsstädte Europas, auf dem höchsten „realen“ Niveau seit 400 Jahren sind.

Übersetzt gesagt: So viel mussten die Einwohner Amsterdams für ihre Immobilien praktisch noch nie zahlen. Die Aussage bezieht sich nicht auf die naturgemäß höheren Preise in Euro, sondern relativ zur sonstigen Kaufkraft.

Das ist ein wesentlicher Indikator dafür, dass dort eine Immobilienpreisblase existiert, die alles in den Schatten stellt, was sich bis dahin in den vergangenen Jahrhunderten zeigte.

Ich zeige Ihnen den Chart, den ich dazu gefunden habe, da Amsterdam mit höchster Sicherheit nur stellvertretend für zahlreiche andere Metropolen steht. Die Immobilienpreisexplosion ist also nicht nur für Amsterdam ein Drama, sondern ein Role Model – ein Signal – für den gesamten Markt in der EU.

Amsterdam: Reale Immobilienpreise bezogen auf das Jahr 1620 bis heute….

Quelle: goldseiten.de

Ein Hintergrund: Das Finanzsystem wird falsch bedient

Das passiert nicht einfach zufällig. Der Beitrag, dem ich den Chart entnommen habe, befasst sich mit einer sogenannten Hypothekenkredit-Revolution. Dies will ich gerne kurz erläutern, da die Ansichten vollkommen plausibel sind.

Klassische Ökonomen wie Adam Smith sahen den Boden als besonderen Vermögenswert an, der anders behandelt werden muss als andere Vermögensarten. Warum? Boden lässt sich kaum vermehren. Steigt aber die – allgemeine – Nachfrage, steigen auch die Preise, ohne dass die Eigentümer etwas zur Wirtschaftsentwicklung beitragen. Daher wurde die Idee der Grundsteuer geboren, die wir noch heute kennen.

Die Neoklassik, die im 20. Jahrhundert spätestens populär wurde, hat diese Sichtweise nicht geteilt. Grund sei Vermögen wie jedes andere Asset auch. Deshalb wurde die Einkommensteuer zur Hauptsteuer-Quelle für Staaten, weil die Steuer sich nach der Leistungsfähigkeit, also nach der Höhe der Einkommen richten soll, nicht nach der Quelle der Einkommen.

Dies ist ein Knackpunkt, der historisch nachzuvollziehen ist und sich jetzt durchschlägt.

Mehr Hypothekenkredite durch Banken….

Banken nun können Kredite aus dem Nichts schöpfen. Sie schreiben das Geld basierend auf den Einlagen Dritter den Kreditnehmern einfach gut. Weil die Guthaben-Eigentümer ihr Geld nicht vollständig abheben, sondern allenfalls ein Bruchstück, werden typischerweise 80 % bis 90 % der Geldguthaben für einen Kredit einfach noch einmal gutgeschrieben. Dies ist die Geldschöpfung aus dem Nichts.

Durch die Besonderheit von Grundstücken vergeben Banken aber liebend gern Kredite an Grund-Eigentümer und weniger gern an Unternehmen. Warum? Immobilien sind eine größere Sicherheit als Investitionsvorhaben der Unternehmen. Da die Kreditrichtlinien immer weiter aufgeweicht wurden, vergeben Banken inzwischen tatsächlich mehr Kredite für Immobilienvorhaben als für Unternehmen, zumindest in den USA.

Das Geld wird in die falsche Richtung – in diesem Fall weniger investiv – gelenkt.

Diese Hypothekenrevolution, von der ich eingangs sprach, hat nun in Verbindung mit den extrem niedrigen Zinsen dazu geführt, dass die Immobilienpreise extrem gestiegen sind – und dies seit mittlerweile fast zehn Jahren.

Das Geld wurde durch den Fehlanreiz im gesamten System kombiniert mit dem politischen Fehlanreiz der niedrigen Zinsen in einen Markt gepumpt.

Die große Frage nun lautet: Wann platzt die Blase? Dass sie platzt, ist fast so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche. Spätestens dann, wenn die Zinsen steigen, sind viele Darlehen nicht mehr zu bedienen. Dies wird sehr viele Buchwerte im Immobilienbereich zusammenfallen lassen und Banken sowie deren Sicherheiten zusätzlich belasten.

Niemand weiß, wie stark der Effekt sein wird. Es wäre aber nicht überraschend, wenn die Finanzkrise 2008, die auch durch Immobiliendarlehen ausgelöst wurde, sich hier zumindest wiederholt. Der Immobilienpreisrekord aus Amsterdam steht hier Pate.

Sie werden sich gegen einen solchen Crash nur mit anderen Assets schützen können, wie die Geschichte zeigt. Aktien bilden ein sicheres Polster. Anders als bei Grund und Boden gegeben werden Unternehmen, die überleben wollen, immer Geld verdienen müssen. Die Eigentümer profitieren davon. Das sind Sie – als Aktionär.

Ihnen noch frohe Festtage und einen guten Start in das neue Jahr am kommenden Freitag/Sonnabend.