Steinhoff-Aktie: Was ist denn hier los?

Liebe Leser,

soeben tauchen auf dem Schirm Nachrichten auf, die wohl niemals an die Börsen kommen sollten – wenn es nach den Fans bestimmter Aktien geht. Dazu zählt das Papier von Steinhoff. Hier taucht ein Verlust in Höhe von -24 % auf – erzielt nur am Nachmittag des Montags, 6. September 2021. Ein herber Rückschlag für all jene Investoren und Analysten, die fest auf ein Durchstarten der Aktie gesetzt haben.

Dabei sind die Kurse teils nach einem unglaublichen Einbruch wieder stärker geworden – und verloren wiederum. Es ist interessant zu sehen, wie schwach die Aktie geworden ist und welche Entwicklungen sich dahinter verbergen. Dies haben wir an dieser Stelle schon vor kurzem gezeigt und sehen uns den Wert nur kurz an.

Steinhoff: Der 6. September ist wohl das Ende

Der Tag der Wahrheit am 3. September war auserkoren, als Steinhoff seinen Gläubigern einen Vergleichsplan vorlegen sollte. Dies sollte dann auch am 6. September geschehen. Dieser Termin jedoch ist nun auf den 9. September verschoben worden. Das ist eine schlechte Nachricht – denn nach einer anfänglichen Ignoranz an den Börsen sind die Kurse schnell in die entsprechende Richtung gelaufen.

Offenbar glauben die Börsen inzwischen nicht mehr daran, dass der „Tag der Wahrheit“ am 6. September praktisch grundlos verschoben worden ist.

Steinhoff: Was für ein Schlag!

Quelle: onvista.de

Sie sehen im Chart die Entwicklung aus den zurückliegenden fünf Tagen. Unter dem Strich war es in den vorhergehenden fünf Tagen um 61 % aufwärts gegangen. Dann verloren die Kurse am Montagmorgen ab dem mittleren Nachmittag den Boden unter den Füßen.

Es gab Analysten, die sprachen vor den Sitzungen am 3. und am 6. September von einem „Showdown“. In der Tat: Genau das ist hier jetzt zu sehen.

Die Erläuterung für den Aufschub ließ nicht erkennen, welche besonderen Gründe hier erkennbar wären, die am Donnerstag dann ausgeräumt sind. Im Kern geht es bei der Verschiebung offenbar um einen „Eilantrag“ gegen den Gläubiger Titan, wobei Titan und „die mit ihr verbundenen Unternehmen“ bei der Stimmabgabe zur Unterstützung der Streitbeilegung zwingen wollten.

Die Erläuterung und die zunächst sichtbare Reaktion der Börsen ließen viel Freiraum für Interpretationen. Da die Einigung mit den Gläubigern also noch immer nicht stattgefunden hat, war dann die heftige Abwärtsbewegung ein Vorgriff auf die Geschehnisse vom 9. September.

Mit anderen ‚Worten: Die Aktie wurde abgestraft für eine Verschiebung, deren Gehalt und Auswirkung noch immer nicht zu erkennen sind.

Wie wird es weitergehen?

Daher weiß derzeit kein Börsianer und kein Analyst, wie es mit dem Wert weitergehen könnte. Es steht zu vermuten, dass die Aktie nicht den endgültigen Rückzug in einen Abwärtstrend eingelegt hat, da das Ausmaß des Rückschlags im Regelfall mit einer Nachricht hätte verbunden werden müssen. Bis dato herrscht reine Spekulation über die noch stattfindende (!) Vergleichsverhandlung am 9. September.

Ist eine Spekulation aber die richtige Grundlage für die Investition in die Aktie? Dies sehen wohl nur technische Analysten so.

Hier jedenfalls sind die Notierungen aus rein technischer Sicht noch klar im Aufwärtstrend. Denn der GD20, der GD38, der GD50, der GD100 oder der GD200 sind noch klar im Aufwärtstrend – und haben gegenüber dem neuen Steinhoff-Kurs vom späteren Nachmittag bei etwa 16,9 Cent nun einen Vorsprung in Höhe von mindestens 25 %.

Die Aktie müsste also erneut 25 % fallen, um einem starken Abgabedruck ausgesetzt zu sein, den auch die technischen Analysten als Zeichen für einen massiven Baisse-Modus begreifen würden. Das wird in der Regel nicht geschehen – hier allerdings wartet eine denkbare Ausnahme.

Kurse sinken zu schnell

Wenn ein Ausverkauf stattfindet – hier auf dem Niveau von deutlich mehr als 100 Millionen Aktien an einem einzigen Tag, wird ein deutlicher Abschlag nicht notwendig korrigiert, sondern kann auch fortgesetzt werden.

Der Tag droht zu den Tagen mit den schärfsten Kursverlusten aller Zeiten zu werden und wäre demnach nicht zu vernachlässigen. Hier eine interessante Statistik für Sie.

Tagesverluste – die höchsten aller Zeiten für Steinhoff

PlatzDatumKursTagesverlust
106.12.20171,14-62,00%
207.12.20170,64-43,86%
320.12.20170,29-34,09%
419.12.20170,44-31,25%
527.02.20200,09-25,00%
609.03.20200,07-22,22%
719.04.20051,41-20,79%
823.03.20200,04-20,00%
902.09.20200,04-20,00%
1021.10.20200,04-20,00%
1126.10.20200,04-20,00%
1206.02.20200,08-20,00%
1314.10.20200,04-20,00%
1424.07.20180,14-17,65%
1516.10.20080,85-17,48%
1608.08.20111,67-17,33%
1703.12.20190,05-16,67%
1806.05.20200,05-16,67%
1916.03.20200,05-16,67%
2021.04.20200,05-16,67%

Noch ist nicht klar, ob Platz 5 oder 6 eingenommen wird. Die Verluste können erfahrungsgemäß sogar deutlich größer werden – in den kommenden Tagen. Wenn die Aktie einen solch spektakulären Ausverkauf erlebt, dann sind außergewöhnliche Entwicklungen möglich. Auch dies wäre nicht zum ersten Mal in der Geschichte von Steinhoff.

Der Monat September hat gerade erst begonnen. Sehen wir uns die Rekordverluste einzelner Monate an.

  • Dezember 2017 – die Verluste weiteten sich auf 91 % aus
  • Im März 2018 ging es für Steinhoff immerhin um 44 % abwärts
  • Im April 2018 verlor die krisengeschüttelte Möbelaktie immerhin – 44 %
  • Im Mai 2018, also im direkten Folgemonat, ging es um 38,5 % nach unten
  • Im März 2020 dann sind die Notierungen um -37,5 % nach  unten gerutscht
  • Im Mai 2019, demnach weniger als ein Jahr zuvor, ging es um satte 33 % nach unten
  • Noch im Dezember 2019 hat das Unternehmen -28,6 % verloren.

Zuvor waren lediglich die Monate Januar, September und Juni im Jahr 2008 ähnlich wenig erfolgreich. Der Aktienkurs gab damals jeweils etwas mehr als 20 % ab.

Das heißt, dem sehr guten Jahr 2020, indem sich das Papier fing, kann noch ein schwaches Jahr 2021 folgen. Die Aktie steht hier mit einem Plus von +267 % zu Buche – noch. Wenn die Kurse jetzt sacken, kann das Ergebnis schnell in die andere Richtung ausschlagen. Immerhin könnte der Titel direkt an die Jahre 2017, 2018 und 2019 anknüpfen. Es war um schlimme 93%, 67 % sowie am Ende 50 % nach unten gegangen. Unter dem Strich also ist die Aktie zumindest erfahrungsgemäß nach unten kaum geschützt, wenn es richtig los geht.

Im Normalfall…

… würde ein starker Kursverlust wie am Montag den Titel aufhalten können. Dies gilt vor allem dann, wenn die Notierungen noch nicht durch eine gescheiterte Vergleichsverhandlung so schwach geworden sind, sondern spekulativ durch eine nur verschobene Vergleichsverhandlung.

Da aber die Kursgeschichte von Steinhoff zeigt, dass hier zahlreiche Zocker am Werk sind, die kurzfristig agieren, ist rein formal ein massiver Absturz jederzeit möglich. Die Aktie gilt es demnach nur vor diesem Hintergrund noch einmal besonders zu beleuchten:

  • Wenn die Notierungen wieder auf über 20 Cent klettern, ist aus charttechnischer Sicht eine wichtige Hürde genommen. Dann sollte der Titel im charttechnischen Sinne wieder in den Aufwärtstrend übergehen.
  • Wenn die Notierungen aber weiter fallen und weniger als 14 Cent avisieren, dann sind frühere Zwischenhochs erreicht, die nunmehr ein neues, junges Zwischentief darstellen. Unterhalb von 14 Cent ist davon auszugehen, dass es zumindest charttechnische Verkaufsimpulse für die Aktie von Steinhoff geben wird.
  • Dies wiederum sehen wie beschrieben auch die technischen Analysten ähnlich. Zumindest auf Basis des GD200, des GD90, des GD50 und des GD38 sind noch Kursverluste bis zu 12 Cent möglich, ohne formal den Hausse-Modus der Geschichte zu übereignen. Faktisch aber wäre spätestens an diesen Punkten eine formale Trendumkehr nach  unten erreicht. Dann sind auch Unterstützungen bei 10 Cent nur noch eine schwache Basis. ein kompletter Absturz wäre möglich.

Voraussetzung für diese Szenarien aber ist die Entwicklung des Termins am 9. September. Wenn es doch noch zu einem Vergleich kommen sollte, wäre ein Anstieg auf die früheren Zwischenhochs bei 20 bis 22 Cent aus der Position des Aufwärtstrends noch wahrscheinlich. Da zahlreiche Aktionäre in jüngster Zeit erst ausgestiegen sind, wäre eine solche Entwicklung nicht sonderlich überraschend. Entscheidend ist nun jedoch der 9. September.

Die Aktie von Steinhoff ist so spannend wie wohl kaum ein anderer Titel zuvor.

Alternativen bleiben…

…. Damit aber ist auch das Risiko weiterer Einbrüche erheblich. Wer diesen Schwung nicht einkalkulieren möchte, benötigt wie stets Alternativen.

Hier glänzen derzeit zahlreiche Werte, die gerade in den vergangenen vier Wochen in der Regel Zahlen- und Meldungsbedingt noch einmal ordentliche Zuwächse verzeichnen konnten.

  • Evotec mit einem Plus von + 15 %
  • Aixtron mit dem Anstieg um 14 %
  • TeamViewer hat zudem 12,6 % gewonnen
  • Sartorius kontne einen Aufschlag in Höhe von 10,4 % für sich verbuchen
  • Bei Nemetschek, einer Aktie, die ich erst vor kurzem im Depot des Small Cap Masterclass aufgenommen habe, ging es immerhin um 10 % nach oben.
  • Stark sind auch die von mir beobachteten Werte wie etwa CompuGroup Medical, die jüngst 9 % gewannen, Bechtle mit einem Plus in Höhe von 7,7 %
  • Auch Morphosys zählt zu den typischen Favoriten, nachdem es jüngst immerhin um 7,9 % nach oben ging.
  • Interessant sind langfristig dann die Werte von Eckert & Ziegler, die ein Allzeithoch nach dem nächsten markieren, zudem neben den genannten Titeln auch Siemens Healthineers mit 30 % Plus in einem halben Jahr oder auch die Software AG, die in diesem Zeitraum immerhin ein Plus in Höhe von 25,6 % schaffte. All diese Werte werde ich in den kommenden Wochen ggf. in meinen Depots aufnehmen. Zudem gibt es auch in den USA noch zahlreiche wertvolle Nebenwerte, die allerdings derzeit vor allem im Tech Masterclass eine Rolle spielen. Ich empfehle Ihnen, sich auch an diesen Werten zu orientieren, wenn Sie in diesen Tagen ein Investment im Bereich der Nebenwerte suchen.

Steinhoff ist, wenn Sie eine solche Aktie im Depot aufnehmen, allenfalls eine kleinere Position wert, da das Risiko zumindest bis zum 9. September außerordentlich groß ist, wie ich oben erläutert habe.