Unfassbar: Der Valneva-Crash

Liebe Leser,

die Aktie von Valneva hat am Dienstag einen geradezu unfassbaren Absturz erlebt. Der Titel musste einen Rücksetzer in Höhe von insgesamt -23,4 % hinnehmen. Das entspricht einem Abschlag, der in der jüngeren Unternehmenshistorie einmalig ist. Die Notierungen sind dabei aus Sicht der Analysten noch nicht einmal aus eigenem Antrieb heraus, etwa wegen einer schlechten wirtschaftlichen Nachricht, geradezu in den Boden gerammt worden. Vielmehr stellt sich die Situation insgesamt als verheerend dar, weil es Konkurrenzen gibt.

Des Kaisers neue Kleider

Es erinnert auch an das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern. In dem Märchen deckt ein Zuschauer auf, dass der Kaiser entgegen aller Behauptungen auf öffentlicher Bühne gar keine Kleidung trägt. Es traut sich nur niemand, die Wahrheit zu formulieren. Hier erinnert Valneva in einem Punkt an diesen Umstand.

Das Unternehmen hat bis dato seinen Tot-Impfstoff noch nicht an den Markt gebracht. Dabei sind die Notierungen allerdings schon seit längerer Zeit mit diesem Makel behaftet. An sich ist die Situation nicht neu.

Neu ist, dass die Konkurrenz nicht schläft. So hat Pfizer nun einen deutlichen Hinweis dafür gegeben, in welche Richtung es in der Corona-Pandemie gehen könnte. Das Unternehmen bietet Medikamente an, die nun zugelassen wurden. Diese Medikamente sollen einen deutlichen Einfluss auf den Verlauf nach Infektion haben. Bis zu 89 % weniger Einlieferungen in Krankenhäuser wurden gemeldet.

So weit, so schlecht: Valneva würde – zumal der Tot-Impfstoff noch nicht einmal am Markt ist -, davon berührt, weil der Impfstoff theoretisch überflüssig wäre. Die Annahme ist jedoch falsch. Pfizer und andere Unternehmen, die den Wirkstoff anbieten, können nicht in den erforderlichen und weltweit abgefragten Mengen produzieren. Demzufolge wird es wahrscheinlich einer psychologischen Reaktion geschuldet sein, dass die Notierungen in dem Tempo nach unten gerutscht sind, das Valneva nun erlitt.

Das Problem dürften vor allem die vorher massiv gestiegenen Kurse sein. Jetzt ziehen sich die Bullen und Spekulanten zurück. Formal ist der Weg in den Abwärtstrend nicht in jedem Fall geebnet. Vielmehr hat die Aktie aus formaler Sicht den technischen Trend noch nicht nach unten drehen müssen. Der GD200 hat bei 15,23 Euro noch etwas Luft.

Dennoch: Die Sorge vor Omikron wächst bezogen auf die Infektion, sinkt aber in Sachen Hospitalisierungsrate. Demzufolge kann es nun dazu kommen, dass das psychologische Moment die Oberhand gewinnt.

Bei Valneva ist alles denkbar. Die Aktie könnte aus Sicht der Analysten schnell wieder einen Turnaround wegen eines übertriebenen Kursverlustes realisieren. Auf der anderen Seite jedoch kann die psychologische Dimension der Betrachtung dazu führen, dass der Abverkauf sich schnell fortsetzt. Die Aktie ist heiß.