Wahnsinnige Corona-Gewinne

Liebe Leser,

in den vergangenen Tagen haben die Corona-Diskussionen an den Märkten praktisch alles überlagert. Es sieht so aus, als würden jetzt vor allem die Hersteller von Impfstoffen durch die Decke gehen – oder wie lange halten deren Gewinne dem Druck jetzt stand? Wie geht es weiter mit Moderna, BioNTech oder Valneva?

Das ist ein Durchbruch

In den vergangenen Tagen und Wochen war immer wieder davon zu lesen, dass es Impfdurchbrüche geben würde. Die einzigen Durchbrüche, die tatsächlich aktuell für das Geschehen spürbar relevant sind, beziehen sich auf die Kursgewinne der Hersteller von Impfstoffen. Sehen Sie selbst.

Moderna ist am Freitag um 21,88 % nach oben geschossen.

BioNtech konnte um immerhin 12,88 % nach vorne ziehen.

Das Tübinger Unternehmen CureVac sattelte um +9,2 % auf.

Valneva schaffte das Plus von 8,97 %.

Auch im Wochenvergleich ging es für die Unternehmen nun massiv nach oben. Sehen Sie dies im Chart.

Impfstoffhersteller im Wochenvergleich

Quelle: onvista.de, charttool.de

Die Datenlage sieht klar aus. Die Impfstoffhersteller sind vor allem am Freitag stark gehandelt worden, wie Sie am Beispiel von Moderna (s. die Balken unten) prüfen können. Die Aktie von CureVac ist im Wochenvergleich mit fast 10 % Plus noch am Geringsten gestiegen.

Die Aktie von BioNTech konnte mehr als 28 % gewinnen.

Der Wert von Moderna gewann über 30 %.

Selbst Valneva, das bis dato zumindest in den vergangenen Monaten nicht die größte Rolle gespielt hat, gewann noch über 20 %. Alle Aktien sind also in einem kurzfristig unglaublichen Trend.

Wie geht es weiter?

Die Gewinne sind vor allem auf die Corona-Diskussion rund um die Lockdowns und die neue Variante Omicron zurückzuführen. Selbstverständlich haben die Menschen und die Märkte gleichermaßen Sorge vor einem weiteren Ausbruch und neuen Rekordinzidenzen. Dies wiederum wird aus Sicht der Impfstoffhersteller auch zum Geschäft, wenngleich an dieser Stelle kein Zynismus auftreten soll.

Aber Impfungen scheinen der Weg aus der Weiterverbreitung des Virus zu sein und alle Hersteller können davon profitieren.

Wenn Sie so wollen, sehen Sie an CureVac, wie hoch das spekulative Element ist, während die anderen Werte durchaus begründet steigen. CureVac ist derzeit am Markt noch gar nicht präsent. Damit ist die Aktie aus Sicht der Investoren derzeit kaum in der Lage, Umsätze mit Impfstoffen zu erzeugen und somit auch kein großer Hoffnungsträger. Dennoch ging es um fast 10 % aufwärts.

Demzufolge haben die anderen Werte durchaus größere Chancen. So wird BioNTech genauso wie Moderna nun den Unternehmensangaben zufolge das neue Virus und die entsprechenden Schutzmöglichkeiten analysieren. Möglicherwiese wird sich das Versprechen der Unternehmen auch einlösen lassen.

Innerhalb von sechs Wochen sei bei der mRNA-Technologie ein neuer Impfstoff hergestellt. Dann dauere es bis zur Produktion insgesamt 100 Tage, also gut drei Monate. Dies wären von heute an Einsatzmöglichkeiten ab März.

Anwendungen auf das neue Virus ungewiss

Bis dato ist zumindest in der breiten Öffentlichkeit noch nicht klar geworden, ob die Unternehmen dann eine neue Genehmigung für den Impfstoff benötigen. Wahrscheinlich dürfte dies so sein, mutmaßen einige Analysten. Ob diese Genehmigung dann sehr schnell kommt oder sich weitere Verzögerungen einstellen, ist demnach vollkommen offen.

Wenn es zu Verzögerungen bei den Genehmigungen käme, dann würden die Verkäufe des Impfstoffs noch später einsetzen.

Warum sollten Sie diesen Punkt beachten? Die tatsächliche Wirkung des neuen Impfstoffs auf das neue Virus wird aus wirtschaftlicher Sicht weit im neuen Jahr einsetzen. Auf den aktuellen Aktienkurs dürfte dies, so weit sich die Zahlen und Kursgewinne rein ökonomisch herleiten lassen, noch keinen massiven Einfluss haben.

Dennoch: Die Börsen reagieren insgesamt auf die Corona-Debatte und die Impfpflicht, die möglicherweise in einigen Ländern umgesetzt werden wird.

Impfpflicht = Abnahmezwang

Noch einmal sei betont, dass wir jeglichen Zynismus aus der Debatte verbannen wollen. Dennoch ist selbstverständlich aus rein wirtschaftlicher Sicht eine Impfpflicht mit einem Abnahmezwang durch die jeweiligen Staaten und dann die entsprechenden zu Impfenden verbunden. Wenn ca. 30 % in zahlreichen Ländern nicht geimpft sind (in Deutschland sind dies 30 %, in anderen Ländern weniger oder teils auch mehr), dann würde selbst eine Impfpflicht mutmaßlich nicht zu einem Umsatzanstieg von 30 % führen.

Allerdings würden möglicherweise genau jene 15 % geimpft werden, die auf die Quote von 85 % geimpfter Menschen noch fehlen. Diese Quote war schon im Sommer etwa vom RKI in Deutschland als Hürde im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus benannt worden.

Wenn also Umsatzsteigerungen – alleine für die Grundimmunisierung – von 15 % vermutet werden können, errechnet sich der wirtschaftliche Wert der Unternehmen noch einmal anders.

Beispiel BioNTech: KGV sinkt

Aktuell ist BioNTech vergleichsweise günstig. Bezogen auf die Gewinne oder die erwarteten Gewinne, also auf das KGV, kostet die Aktie etwa 7. Dies ist deutlich günstiger als selbst große Rückversicherer am Markt kosten, etwa die Münchner Rück. Deren Aktienkurs errechnet ein KGV von etwa 10.

BioNTech wäre mit 7 – auch wenn keine historischen Vergleiche bekannt sind – wahrscheinlich um den Faktor 50 % unterbewertet, wenn ein zweistelliges KGV von 10 bis 11 als normal erachtet wird.

Wenn nun die Umsätze um 15 % allein auf Basis der Grundimmunisierung steigen und eine Boosterimpfung noch einmal für 30 % Steigerung sorgen kann, können Investoren vorsichtig formuliert mit vielleicht insgesamt 30%  Umsatzsteigerung rechnen. Bei einer sehr hohen Marge durch die Produktion des Impfstoffes dürfte der Gewinn um ca. 15 % bis 20 % klettern können. Bei einer Gewinnsteigerung um 20 % wiederum wird das KGV rechnerisch im kommenden Jahr auf Basis des aktuellen Kurses wieder auf 6 fallen.

Mit anderen Worten: BioNTech ist trotz der Kursrallye aktuell absehbar sehr günstig. Die Aktie bietet sehr große Chancen auf einen immensen Durchbruch. Ähnlich ist die Situation bei Moderna, wobei die Kalkulation von BioNTech noch günstiger ist.

Moderna wird derzeit mit einem KGV in Höhe von 10,2 gehandelt. Damit würden Gewinnsteigerungen von und bei Moderna dennoch zu einem höheren KGV als bei BioNTech führen.

In diesem Sinne können Sie mit Moderna wengier einfach auf Basis der neuen Corona-Sitiuation kalkulieren als bei BioNTech.

Technische Angaben zu Moderna

Dennoch kann es sich lohnen, die Aktie von Moderna kurz zu beleuchten. Möglicherweise ist sie dennoch interessant.

Die Aktie hat nach den jüngsten Gewinnen nun direkt die Marke von 300 Euro vor Augen. Wenn es gelingt, diese Hürde zu überwinden, dann wird der Wert aus Sicht der charttechnischen Analysten schnell in Richtung von 350 Euro, der nächsten runden Marke im Chartbild, springen können. Ob dies gelingt, hängt auch von der Dynamik der kommenden Tage ab.

Technische Analysten sind kurzfristig noch vorsichtiger.

Deren Einschätzung bemisst sich vor allem an den gleitenden Durchschnittskursen. Der GD200, der den langfristigen Trend abbildet, ist bei 228,26 Euro nun allerdings deutlich unter dem Moderna-Aktienkurs. Die Aktie hat einen Vorsprung von mehr als 20 % auf einen langfristigen Trendwechsel. In diesem Sinne ist der Wert sehr klar im Aufwärtstrend.

Auch die kurzfristige Trendentwicklung ist interessant. Durch die jüngsten Gewinne hat der Wert den GD38 weit überwunden. Diese 38-Tage-Linie verläuft in Höhe von 260,08 Euro. Dies wiederum ist ein klarer Indikator dafür, dass der Impuls in der kurzfristigen zeitlichen Dimension durchaus positiv ist. Dennoch: Einen Haken gibt es. Der Kurs verläuft noch unterhalb des GD100. Der GD100  – gleitender Durchschnittskurs über die vergangenen 100 Tage – ist noch nicht eingeholt.

Die 100-Tage-Linie verläuft in Höhe von 306,56 Euro. Es fehlt daher noch ein weiterer starker Handelstag – oder zwei.

Die Aktie hat immerhin das Momentum langfristig deutlich auf seiner Seite. Auch die Relative Stärke ist bezogen auf den mittel- und den langfristigen Aspekt noch klar im Aufwärtstrend. Auf der anderen Seite ist das Momentum kurzfristig betrachtet negativ. Dies wiederum gilt als klarer Malus. Die Aktie hat demnach noch einige sogenannter technischer Schwierigkeiten.

Anders sieht es aktuell bei BioNTech aus.

BioNTech: Stark in jeder Hinsicht

Das Mainzer Unternehmen hat durch die massiven Kursgewinne der vergangenen Tage in jeder Hinsicht den Aufwärtstrend erreicht und wird ihn weiterhin ausbauen. Der Wert hat bezogen auf den gleitenden Durchschnittskurs einen massiven Vorsprung erarbeitet. Die Aktie hat bei 241,24 Euro den GD38 um mehr als 60 Euro überwunden. Selbst auf diesen Indikator ist die Aktie daher mit einem Vorsprung von über 20 % im Hausse-Modus.

Der mittelfristig bedeutende GD100 verläuft in Höhe von 266,26 Euro. Auch hier ist der Vorsprung mit über 10 % eindeutig.

Es bleibt der GD200, der die langfristige Trend-Entwicklung einordnet. Der GD200 verläuft für BioNTech bei 204,76 Euro. Damit hat der Wert einen Vorsprung von über 30 % und ist in dieser Hinsicht eindeutig im langfristigen Aufwärtstrend angekommen. Selbst Rücksetzer wären damit relativ deutlich und schnell aufgefangen.

Auch aus charttechnischer Sicht sieht es für das Unternehmen aus Mainz sehr gut aus. Die Notierungen haben die Marke von 300 Euro überwunden. Dies gilt als gutes Zeichen. Denn damit ist eine weitere wichtige Unterstützung aufgebaut worden. Die Aktie könnte – wenn diese Unterstützung in den kommenden Tagen und vielleicht auch Wochen hält – durchaus einen neuen Angriff auf das bisherige Allzeithoch im Bereich von 370 bis 375 Euro starten. Darüber wäre der Weg dann sogar frei.

Wer auf das wirtschaftliche Geschehen blickt, wird in diesen Tagen zumindest keinen Zweifel daran hegen, dass die Bewertung durchaus noch sehr viel Spielraum bietet. Vielleicht beginnt das Rennen erst.