Der Lieferengpass – Bricht alles zusammen?

Liebe Leser,

wenn Sie heute bauen oder sanieren wollen, wenn Sie Rechner kaufen oder auch eines von zahlreichen anderen Produkten, wird es eng. Es sieht aus wie in der Endzeit der DDR, so Kritiker. Die Ladenregale sind noch nicht leer – aber der Leerstand droht. Die Nachfrage nach Rohstoffen ist besonders groß – insbesondere in China -, und die Weltmeere scheinen überladen zu sein. Die Lieferung klappt nicht mehr.

Dies zeigt zum Beispiel ein Index, den Viele in diversen Kommentaren und Berichten nicht beachten: Der Baltic Exchange. Dies ist ein Index, der Trockenmassengut bezogen auf die Seefracht indiziert. Die, wie es bei „Reuters“ hieß, robuste Nachfrage sowie die Überlastung der Häfen haben den Index erstmals seit über 13 Jahren auf über 10.000 Punkte gehievt.

Dazu gibt es einen Gesamtindex, der verschieden große Schiffe berücksichtigt. Dieser Index stieg schon Anfang Oktober auf den höchsten Wert seit September 2008. Die Indizes zeigen die Frachtkosten an.

Frachtkosten steigen immens

Wenn die Frachtkosten steigen, zeigt dies, wie hoch die Nachfrage in Übersee ist. Damit ist der Index ein guter Gradmesser für das, was sich schon bald bei uns in den Supermärkten, in Technik-Läden oder auch im Online-Handel abspielen kann.

Sie werden teilweise an bestimmte Waren gar nicht mehr rankommen.

Sie sehen hier einen Chart, der zeigt, dass der Index extrem gestiegen ist. Die Notierungen für den Index haben noch nicht das extrem hohe Niveau kurz vor dem Platzen der Finanzmarktblase 2007/2008 – aber wir sind auf bestem Wege da hin.

Quelle: https://de.investing.com/indices/baltic-dry

Das deutet darauf, dass die Frachtkosten weiter steigen werden. Der Nachfragestau an den Handelsmärkten wird sein übriges dazu beitragen. Wenn die Waren aktuell nicht geliefert werden, dann sind dennoch zahlreiche Positionen offen. Diese Nachfrage löst sich an zahlreichen Märkten für Zwischenprodukte oder Rohstoffe nicht einfach in Luft auf.

Das hat zunächst zur Folge, dass auch die Kaufkraft unseres Geldes, also des Euros, sich ungünstig entwickeln wird. Die Analysten, die sich mit den Inflationsraten beschäftigt haben, waren zuletzt mehrheitlich der Meinung, die hohe Inflationsrate bei uns wäre nur zwischenzeitlicher Natur.

Sehen Sie sich den Baltic Dry Index an – hier deutet sich ein unglaublicher Frachtkostenanstieg bei entsprechender Knappheit an – wie sollten die Preise so fallen, dass sich die Inflationsrate wieder reduziert?

Preisentwicklung bei Rohstoffen zeigt, in welche Richtung es geht

Die Preise bei den Rohstoffen deuten bereits an, in  welche Richtung es geht. Wir stehen vor einer weitergehenden Inflationierung.

1-Jahres-Entwicklung bei Rohstoffpreisen….

RohstoffEinstiegKursVeränderung%
Heizöl ICE1,162,561,40120,93
Diesel333,46734,31400,85120,21
Benzin1,162,431,27109,43
WTI Rohöl (Euro)34,3871,0936,71106,79
WTI Rohöl40,6382,7342,10103,62
Brent Rohöl (Euro)36,1972,2336,0499,58
Zinn18.598,5036.622,5018.024,0096,91
Brent Rohöl42,7584,0541,3096,61
Erdgas3,255,392,1465,75
Aluminium1.845,702.894,021.048,3256,80
Kupfer6.910,109.934,213.024,1143,76
Blei1.792,322.425,55633,2335,33
Zink2.561,063.472,29911,2335,58
Nickel15.784,5020.145,004.360,5027,63
Platin886,971.064,03177,0719,96
Silber (Euro)20,8520,930,080,37

Die Angaben in der Tabelle sind kurios. Sie sehen die bedeutendsten Rohstoffe, die es am Markt wohl gibt. In den vergangenen 12 Monaten hat kein einziger Rohstoff mehr eine negative Entwicklung genommen.

Das Plus bei den Edelmetallen Silber und Platin ist noch am geringsten. Die bedeutenden Rohstoffe wie Erdgas, wie Aluminium (für zahlreiche Produkte) oder auch Öl und Benzin bzw. Diesel sind teils um mehr als 50% oder sogar um über 100 % gestiegen.

Der Anteil dessen, was Sie für Rohstoffe ausgeben, ist allerdings wesentlich höher, als Sie dies wohl glauben. Die Rohstoffe lassen sich nicht nur an der Tankstelle aufnehmen, sondern fließen auch in die Entwicklung der Produkte verschiedenster Branchen. Sie kaufen praktisch kein Produkt, ohne dass Sie Rohstoffe und deren Verarbeitung mit erwerben.

Inflation steigt ersichtlich

Das Ganze verdeutlicht, in welche Richtung wir marschieren. Die Rohstoffe klettern unaufhörlich, und die Inflationsrate wird sich daran orientieren.

Schon jetzt ist die Inflationsrate in Deutschland auf 4,1 % gestiegen – offiziell und nicht einmal unter Bezugnahme auf andere, alternativ berechnete Modelle. In den USA sind die Preise offiziell inzwischen mit einem Faktor von 5,4 % gestiegen.

Zielgröße der Zentralbanken sind die ominösen 2 %. Dabei haben sich beide Zentralbanken, die Fed in den USA wie auch die EZB in der Euro-Zone, mittlerweile ein anderes Ziel gegeben. Die Inflationsrate muss nicht mehr fix diese 2 % erreichen, sondern kann in den kommenden Monaten zumindest um diese Zone herum oszillieren, wie es heißt.

Das bedeutet: Noch werden die Zentralbanken nicht müde zu betonen, sie hätten die Situation im Griff.

Dies darf zumindest bezweifelt werden. Die Zinsen werden aktuell allenfalls moderat steigen. Auch die Zinserhöhung jedoch wären noch keine Gewähr dafür, dass die Inflationsrate sich aufhalten lässt. Die sogenannte Korrelation zwischen leicht steigenden Zinsen und den Preisen ist bei weitem nicht so eng, wie stets behauptet wird.

Geldmenge ist nun am Markt

Die Geldmenge, die über Zinsen und die günstigen Kredite am Markt produziert worden ist, wird nun zunächst einmal schlicht da sein.

Steigt die Ausgabenlust der Menschen, wird die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunehmen. Die war in den Corona-Monaten vergleichsweise gering. Steigt aber die Umlaufgeschwindigkeit, wird auch das Preisniveau durch die erhöhte Nachfrage mit hoher Sicherheit nach oben klettern.

Wir haben daher eine ungünstige Situation:

  • Die Preise könnten bedingt durch die hohen Rohstoff-Preise sowie durch beträchtliche Lieferschwierigkeiten weiter nach oben steigen als ohnehin schon.
  • Die Notenbanken werden letztlich versuchen müssen, den Trend mithilfe höherer Zinsen zu stoppen. Dies wird möglicherweise nicht so gut gelingen wie gedacht.
  • Dennoch sinkt die Wirtschaftskraft aktuell bereits wieder – zumindest werden die Steigerungsraten ungünstiger.

All dies sorgt dafür, dass wir zum einen mit einer inflationären Entwicklung rechnen müssen – und eine Stagflation befürchten sollten. Die wäre verbunden mit steigenden Preisen und einer vergleichsweise schwachen Wirtschaft. Aus diesem Teufelskreis kommt die Politik nicht ohne weiteres herum.

Der Rat bleibt: Schützen Sie sich mit Gold und substanzstarken Unternehmen bzw. Aktien.