Liebe Leser,
wir haben derzeit wahrscheinlich viele Themen, die menschlich wichtiger sind als die Börsen. Dennoch greifen die aktuellen Entwicklungen auch auf die Börse über. Der Krieg in der Ukraine wird von Tag zu Tag mit immer neuen Nachrichten noch unverständlicher und hässlicher. Nun erwägen die Regierungen im Westen, einen noch schnelleren Importstopp für Gas (und Öl) aus Russland durchzusetzen. Als Investor stellt sich die Frage, wer davon profitieren kann – dies sind zweifellos einige Bereiche.
Wasserstoff – es wird ernst
Die Regierungen haben derzeit keine vollständigen Alternativen für die Energie, die ausbleibt. Dennoch gibt es die Hoffnung auf Flüssiggas-Lieferungen aus den USA wie auch aus Katar. Zudem setzen die Regierungen im Westen ersichtlich auf die Windenergie und auf Wasserstoff. Hier wird insgesamt eine Rallye sichtbar.
Auch E-Automobilhersteller profitieren derzeit von der Entwicklung. Einige Titel sind daher derzeit interessant.
Wasserstoffe hingegen sind naheliegend. Diese Technologie verspricht in einigen Jahren einen großen Durchbruch, ist immer wieder zu lesen. Die Unternehmen, die aktuell am stärksten profitieren, sind zumindest an den Börsen Plug Power und Nel Asa.
Plug Power ist am Montag nun um fast 10 % nach oben geklettert. Der Wert hat auch bedingt durch die Import-Diskussionen rund um Öl und Gas massiv wie selten gewonnen. In den USA ging es durch die Gewinne sogar über eine bedeutende Marke bei 30 Dollar. Dies gefällt vor allem den Chartanalysten, die eine weitere Hürde überwunden sehen.
In Deutschland ist der Kurs mit 28 Euro noch etwas unterhalb der 30er-Marke. Die Notierungen sind aber aus statistischer Sicht schon auf dem besten Wege nach oben. Es ging alleine in den vergangenen fünf Tagen damit nun um 10 % aufwärts. In einem Monat gewann die Aktie an den Börsen satte mehr als 20 %.
Sogar die 12-Monats-Bilanz bessert sich nun wieder deutlich. Es kann schnell zu einem ausgeglichenen Ergebnis kommen, nachdem der Titel bislang in dieser langen Sicht deutlich im Minusbereich war. Plug Power hat jetzt aus dieser charttechnischen Sicht einen deutlichen Aufwärtstrend zumindest gestartet. Dieser neue Trend verdient es, genau unter der Lupe betrachtet zu werden.
Neuer Trend bei Plug Power
Zunächst ist eine Analyse der jüngsten Tops interessant. Am 19. November 2021 noch schaffte die Aktie mit dem Kurs von 39,08 Euro ein aktuell noch gültiges 12-Monats-Hoch. Dieser Kurs ist – sofern auch im Euro-Raum die Marke von 30 Euro überwunden wird – das erste gängige Ziel für statistisch orientierte Analysten. Bis dahin sind zudem im Chartbild nicht viele große Hindernisse zu sehen, die diesen Durchmarsch verhindern könnten.
Die Betrachtungsweise unterstellt stets, dass die Charttechnik mit den zu identifizierenden Hindernissen auch für große Investoren eine Rolle spielt. Da große Fonds oft auch diese Form der Analyse in automatisierten Algorithmen einsetzen, sind Widerstände und Hürden eine Orientierung bei der Abwägung der Chancen eines Kurses. Hier ist daher bedeutend, dass die nächste größere Hürde erst jene 39,08 Euro sein würden.
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Darüber wird es noch interessanter. Am 26. Januar 2021 hat Plug Power das bisherige Mehrjahreshoch bei 61,47 Euro markiert. Von diesem Kurs ist die Aktie aktuell noch immer hohe mehr als 50 % entfernt. Hindernisse auf dem Weg nach oben wären hier etwa die Marke von 50 Euro oder auch die 60er-Markierung. Es ist allerdings noch ein gutes Stück bis zu diesen Hürden, womit das Potenzial – aus statistisch-charttechnischer Sicht – sehr hoch ist.
Die Aktie weist jedoch einen zusätzlichen enormen Vorteil auf: Der technische Trend ist sehr stark. Der technische Trend wird oft mithilfe der gleitenden Durchschnittskurse gemessen. Der GD100 und der GD200 etwa bilden die 100-Tage- und die 200-Tage-Linien ab. Diese werden durch die jeweiligen Durchschnittskurse über den entsprechenden Zeitraum gebildet. Dabei wird tageweise jeweils der jüngste Kurs hinzugefügt und der älteste Kurs der Aktie wird bei der Berechnung wiederum gestrichen.
Unter diesem Gesichtspunkt wird ein Kurs oberhalb der Linien als Aufwärtstrend-Kurs betrachtet und unterhalb der Linien als im Abwärtstrend befindlich. Ziel dieser Betrachtung ist es nicht, exakte Prognosen zu entwickeln, sondern vor allem einen Trend zu ermitteln. Dieser Trend dann könnte dazu führen, einige besonders nachhaltige und starke Wellen möglichst frühzeitig zu identifizieren.
Bei Plug Power nun sind alle Trendlinien überwunden. Dies betrifft den GD20, den GD38, den GD50, den GD100 und den GD200. Die jeweiligen Abstände zeigen, wie stark der Trend für die unterschiedlichen Zeiträume sein könnte. Der GD38 ist bereits um 15 % überwunden worden und verläuft in Höhe von 22,11 Euro. Der GD200 wie auch der G100 sind nun frisch überwunden. Die beiden Trendlinien verlaufen bei 24,88 Euro bzw. bei 24,66 Euro. Damit sind die Trendlinien aber auch ein Indiz dafür, dass die neue Bewegung noch viel Potenzial offerieren kann – der Trend ist jung.
Wirtschaftlich schwach
Das Unternehmen ist diesen Betrachtungsweisen nach aktuell nun in einem neuen Aufwärtstrend. Das Potenzial ergibt sich aus der charttechnischen Situation mit Hürden bei 30 Euro und einer fast widerstandsfreien Zone bis knapp unter 40 Euro. Darüber eröffnen sich mögliche Potenziale bis zu 60 Euro, wobei die Zahl der Widerstände schon erheblich größer wird.
Technische Analysten sprechen von einem nun starken Trend, da er in allen zeitlichen Dimensionen gemessen werden kann. Dabei sei das Potenzial durch die jüngst erst eroberten Trendlinien vergleichsweise groß.
Der große Wermutstropfen neben diesen positiven Stimmungsbildern sind die wirtschaftlichen Gegebenheiten. Noch immer ist dieses Wasserstoff-Unternehmen wie auch die Konkurrenz-Unternehmen von Nel Asa oder Ballard Power, von ITM Power bis zu PowerCell Sweden, wirtschaftlich nicht besonders gesund.
Die Umsätze werden erst wachsen, so die Hoffnung der Branche allgemein und auch weiterhin bei Plug Power speziell. Zudem sind die aktuellen Umsätze noch immer nicht profitabel: Die Gewinne lassen auf sich warten. Aktuell haben die Zahlen sogar einen negativen Trend eingeschlagen. Plug Power hat ein schlechtes 4. Quartal 2021 hinter sich gebracht, verspricht aber wie oft eine bessere wirtschaftliche Zukunft.
Die jüngsten fünf Quartale für Sie im Überblick als Beleg:
Umsatz* -309 72 125 144 162
EBIT* -505 -48 -90 -99 -201
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EBT* -517 -61 -100 -107 -209
Gewinn* -511 -61 -100 -107 -193
* Die Angaben beziehen sich jeweils auf die Einheit Millionen Euro.
Sie sehen, dass es keinen nennenswerten wirtschaftlichen Fortschritt für die Aktie von Plug Power gegeben hat. Künftig aber wird alles besser, könnte man zynisch sagen. Der Wert ist bilanziell bezogen auf die Bilanzdaten – und nicht die oben dargestellten Stromgrößen wie Gewinne oder Umsätze – letztlich nicht so düster aufgestellt. Sie werden anhand der Zahlen sehen, dass der Anteil an Verbindlichkeiten an der Bilanzsumme oder in Bezug auf das Umlaufvermögen noch vergleichsweise gering ist. Die Unternehmung ist also zumindest nicht überschuldet.
Bilanzdaten von Plug Power
Umlaufvermögen* 1.603 5.096 4.966 4.788 4.449
Bilanzsumme* 2.251 5.786 5.789 5.740 5.950
Verbindlichkeiten* 784 867 958 1.033 1.344
Eigenkapital* 1.467 4.919 4.831 4.707 4.606
* Auch hier gilt: Zahlen in Millionen Euro
Die Zahlen zeigen, dass das Unternehmen nicht heillos überschuldet ist, wie dies bei kleineren Unternehmen auch aus dieser Branche der Fall sein dürfte. Insofern gilt es, mittel- und langfristig wirtschaftlich die Hoffnung zu behalten, dass die künftigen Geschäfte mit einem Mehrbedarf an Wasserstoff sich sowohl in der Bilanz wie auch in den Stromgrößen niederschlagen. Oder anders formuliert: Hoffen wir, dass die Stimmung nicht viel besser ist als die langfristige wirtschaftliche Entwicklung.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bezogen auf die Energiefrage jedenfalls lässt vermuten, dass der aktuell positive Trend sich auch mittelfristig wird zeigen können.
Plug Power: Das sieht charttechnisch gut aus – hier in US-Dollar ausgedrückt
Quelle: Onvista.de, eigene Bearbeitung
Ähnlich gut kann die Entwicklung von Nel Asa verlaufen, dem norwegischen Konkurrenten.
Ein Problem bei Nel Asa
Dort jedoch taucht ein Problem auf. Die Norweger haben kürzlich eine überraschende Kapitalmaßnahme vollzogen. Diese hat dafür gesorgt, dass der Kurs der Aktie in einem Zug um gut 10 % nach unten durchgereicht wurde. Die Überraschung war offenbar so groß, dass die zweite vorgesehene Kapitalmaßnahme durch Nel Asa abgesagt worden ist.
Insofern ist Nel Asa auch in einem Aufwärtstrend, der allerdings deutlich schwächer ausfällt als bei Plug Power. Nel Asa hat derzeit die Trendlinien der längeren Zeiträume wie den GD90, den GD100 und den GD200 nun exakt erreicht. Die Aktie ist in dieser Hinsicht deutlich riskanter als Plug Power -bietet aber im Gegenzug wie dann stets die größeren Potenziale.
Wirtschaftlich unterscheidet sich die Situation kaum von der des US-Konkurrenten Plug Power. Nel Asa wird 2022 und 2023 mit hoher Sicherheit ein negatives Ergebnis erzielen. Wenn die Erwartungen richtig sind, dann könnte 2024 bei steigenden Umsätzen einen ersten Gewinn erzeugen. Auch hier ist jedoch die Hoffnung größer als die Gewissheit.
Diese beiden Unternehmen sind im Wasserstoff-Sektor dennoch die Favoriten. Ballard Power, auch ITM Power sind derzeit etwas schlechter aufgestellt. Dies bezieht sich sowohl auf die charttechnische oder die technische Ausgangsposition wie auch auf die wirtschaftlichen Erwartungen für die kommenden beiden Jahre.
Interessante Ideen angesichts der Energiediskussionen beziehen sich wie eingangs geschildert auf die E-Mobilität. Nio hat derzeit einen starken Lauf. BYD hat nunmehr verkündet, keine neuen Verbrenner-Fahrzeuge mehr herzustellen. Die Komponenten werden noch gebaut, um bestehende Kundenbeziehungen mit alten Fahrzeugen bedienen zu können. Beide Aktien haben nun einen kurzfristig erheblichen Lauf nach oben angetreten. Aus Sicht der Chartanalysten sowie der technischen Experten sind die Titel im Aufwärtstrend angekommen. Die Chancen sind gerade kurzfristig interessant.
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