Was BioNTech und Co. wirklich wert sind

Liebe Leser,

BioNTech und Co. beschäftigen die Märkte auch am Dienstag. Die wesentlichen Hersteller von Corona-Impfstoffen sind unverändert auf dem Weg nach unten. Die Aktie von BioNTech speziell hat mehr als 3,5 % nachgegeben. Moderna verliert in einer ähnlichen Größenordnung und Valneva scheint sich dem Zug anzuschließen. Ist alles vorbei?

Die Börse spekuliert

Hier können sich Analysten und Investoren fast nach Herzenslust austoben. Die Aktie von BioNTech etwa ist heiß umstritten. Wenn Sie unterstellen, dass der Impfstoff irgendwann nicht mehr gekauft wird – weil die Wirkung nicht mehr überzeugt oder weil die Pandemie als überstanden gilt -, dann dürften ungefähr 20 Milliarden Euro im Gewinntopf liegen. Die Gewinne sind 2021 mit gut 8,8 Milliarden Euro taxiert worden. Operativ werden 2022 noch einmal mehr als 8,5 Milliarden Euro erwartet.

Pro Aktie ergibt sich den Schätzungen nach insgesamt über alle Jahre ein Gewinn in Höhe von 70 Euro bis 80 Euro. Zudem hat BioNTech noch diverse Forschungsprozesse und -ergebnisse in der Pipeline, die einen Wert an sich darstellen. Dies wird oftmals mit ungefähr 30 Euro pro Aktie taxiert, wobei sich diese Zahl an den Notierungen vor Ausbruch der Corona-Zeit orientiert.

Nach dieser sehr groben Kalkulation wäre die Aktie sozusagen zum Ende ihres Lebens vielleicht 100 bis 110 Euro wert gewesen, wenn Sie alle Werte zusammen rechnen. Die Notierungen liegen nun bei 160 Euro. Ist BioNTech damit viel zu hoch bewertet?

Dabei vergessen solche Berechnungen, dass BioNTech wahrscheinlich auch 2023 noch kräftige Umsätze und Gewinne erwirtschaften wird. Die Booster-Impfungen sind in den Kalkulationen noch nicht durchgehend inkludiert. Gewinne investiert das Unternehmen zudem auch in die Entwicklung von mRNA-Therapien in ganz anderen Verwendungen. Ursprünglich gelten Krebserkrankungen als Einsatzgebiet für diese Technologie. Die Forschung finanziert sich durch die aktuellen Gewinne und gilt als vielversprechend.

Die Spekulation an der Börse umfasst diesen Aspekt derzeit ersichtlich jedoch kaum. Die Notierungen sind in einem Abwärtstrend, der aus charttechnischer Perspektive und auch aus der Sicht der technischen Analysten überdeutlich ist. Wer wirtschaftliche Aspekte ausklammert und zudem an ein Ende der Corona-Pandemie nebst dem Ende für Impfkampagnen glaubt, wird sich im Abwärtstrend bestätigt fühlen. Wer sich auch nur auf endemische Situationen mit lokalen und regionalen Ausbrüchen nebst Impfbedarf einstellt, wird die Rechnungen als zu niedrig empfinden. Die Umsätze sollten dann für Jahre aufrecht erhalten werden können. Es trennt sich die Spreu vom Weizen:

Wirtschaftliche Kalkulationen inklusive einer Weiterverbreitung von Corona versus technischen und charttechnischen Aspekten spielen hier die Hauptrolle. Die Börsen ziehen derzeit in eine bestimmte Richtung.